13.07.2021 Arzt-Kolumne

Wieviel Sport ist gesund?

Von Heinz-Wilhelm Esser
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor. Fotoquelle: WDR/Herby Sachs

Ein 55-jähriger Patient fragte mich kürzlich bei einem Routine-Check-up: "Wie kann ich fitter werden, ohne es zu übertreiben? Ich bin ehrlich gesagt nicht sehr sportlich. Das werde ich wahrscheinlich auch nicht mehr. Wo liegt eigentlich das gesunde Mindestmaß an Bewegung?" Bisher hielten sich seine Aktivitäten in Grenzen, er hatte sich in den vergangenen Wochen sogar noch weniger bewegt als sonst und etwas zugenommen. Deshalb wollte er nun seinen Schweinehund überwinden und loslegen.

"Die Untergrenze der empfohlenen täglichen Bewegungszeit liegt bei rund 30 Minuten", erklärte ich meinem Patienten. Wer das einhält, profitiert von den gesundheitsfördernden Eigenschaften von Bewegung und Aktivität. So kann das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall gesenkt werden. Aber auch Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 und Depressionen können in ihrer Entstehung verhindert, hinausgezögert oder besser therapiert werden.

Allerdings gilt nicht: Wer mehr macht, bekommt auch mehr Gesundheit. Zu viel Sport kann auch ungesund sein. Aktuelle Studien haben nachgewiesen, dass der gesundheitsfördernde Effekt für die meisten Hobbysportler zwischen zwei und sieben Stunden Sport pro Woche liegt. Durch Übereifer, falschen Ehrgeiz und zu wenig Erholungspausen kehren sich die positiven Effekte um und die Verletzungsgefahr steigt.

Wer das allerdings beherzigt und als Sportanfänger in fortgeschrittenen Jahren auch eine Freigabe durch seinen Arzt hat, kann sofort loslegen. Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit sollten in den wöchentlichen Bewegungsprogrammen enthalten sein. Dafür braucht es keine professionellen Sportgeräte. Oft reichen Wasserflaschen als Hantelersatz, das eigene Körpergewicht für Kraftübungen. Wer schon mal mehrere Minuten Hampelmänner ausgeführt hat oder Seilchen gesprungen ist, weiß, wie anstrengend diese Übungen sein können. Wer zusätzlich Inspiration wünscht, kann auch mal im Internet surfen. Da gibt es unzählige tolle Übungen, angepasst an individuelle Leistung und Gesundheitszustand.

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