22.05.2023 Arzt-Kolumne

Wann muss ein Zahn gezogen werden?

Von Dr. med. dent. Julia Thome
Dr. med. dent. Julia Thome ist Zahnärztin im Kölner Carree Dental für allgemeine und ästhetische Zahnheilkunde. Ein Tätigkeitsschwerpunkt ist die Endodontologie (Wurzelkanalbehandlungen).
Dr. med. dent. Julia Thome ist Zahnärztin im Kölner Carree Dental für allgemeine und ästhetische Zahnheilkunde. Ein Tätigkeitsschwerpunkt ist die Endodontologie (Wurzelkanalbehandlungen). Fotoquelle: Carree Dental; hr/ Sabine Guth; WDR / SolisTV

Zahnschmerzen sind bekannt und gefürchtet. Was nur wenige wissen: Der Schmerz ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch zu gefährlichen Erkrankungen des gesamten Körpers führen. Eine Zahnärztin klärt auf.

„Könnte ich wirklich durch meine Wurzelentzündung schwer erkranken?“, fragte mich neulich eine 37-jährige Patientin. Ich konnte sie beruhigen, da die Entzündung in ihrem Fall noch nicht weit fortgeschritten war. „Ganz grundsätzlich besteht diese Gefahr durchaus“, erläuterte ich ihr.

Was viele nicht wissen: Neben dentalen Risiken können Wurzelentzündungen ernste Folgen für den ganzen Körper haben. So gelangen die potenziellen Krankheitserreger nicht selten bis in den Kieferknochen und führen auch dort zu Entzündungen. Zudem besteht die Gefahr, dass sich die Bakterien innerhalb weniger Stunden über die Blutbahn ausbreiten und zu schweren Erkrankungen des Herzens oder anderer innerer Organe führen können.

Sind die Zähne bereits massiv geschädigt, bewirkt selbst die gründlichste Wurzelkanalbehandlung meist nichts mehr: Der Zahn muss gezogen werden. Jedes Jahr werden in Deutschland rund 13 Millionen Zähne entfernt – dank innovativer Prophylaxe- und Behandlungsmethoden immerhin etwa drei Millionen weniger als noch vor 30 Jahren. Gezogen wird eigentlich nur noch, wenn es unumgänglich ist.

Neben Wurzelentzündungen trifft dies häufig auch bei einer weit fortgeschrittenen Parodontitis zu. Im Gegensatz zur Zahnfleischentzündung, einer Gingivitis, ist hierbei der gesamte Zahnhalteapparat inklusive Kieferknochen betroffen. Macht sich eine Parodontitis anfangs durch Rötungen sowie Blutungen und Schwellungen des Zahnfleischs bemerkbar, so sind gelockerte Zähne ein typisches Symptom im fortgeschrittenen Stadium. Meist muss der betroffene Zahn dann entfernt werden. Setzt die Behandlung frühzeitig an, so kann er in der Regel gerettet, und weitere Schäden an den Nachbarzähnen können verhindert werden.

Häufig ist auch Karies Ursache einer Zahnextraktion, also der medizinischen Entfernung. Neben mangelnder Mundpflege gilt eine ungesunde, zuckerhaltige Ernährung als Hauptursache dieser infektiösen Zivilisationskrankheit. Nicht selten werden Zähne zudem durch Unfälle so stark zerstört, dass sie nicht mehr zu retten sind. Das Gleiche gilt, wenn sie durch Knochenabbau zu locker sind oder wenn nachrückende Weisheitszähne nicht genügend Platz haben. Entfernt werden müssen sie darüber hinaus des Öfteren bei Infektionen der Zahnnerven oder im Falle entzündeter Zähne bei schweren Herz-Kreislauferkrankungen – das Einverständnis des Patienten natürlich immer vorausgesetzt.

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