19.02.2024 Schauspieler im Interview

"Tatort"-Star Rick Okon über seinen Ausstieg als TV-Kommmissar: "Am Ende entscheidet das Bauchgefühl"

Von Anne Richter
Rick Okon verabschiedet sich als TV-Kommissar Jan Pawlak vom Dortmunder "Tatort".
Rick Okon verabschiedet sich als TV-Kommissar Jan Pawlak vom Dortmunder "Tatort". Fotoquelle: picture alliance/dpa | Bernd Thissen

Nach 13 Dortmunder "Tatort"-Folgen quittiert Rick Okon als TV-Kommissar Jan Pawlak den Dienst. Im Interview hat der vielseitige Schauspieler über die Gründe für seinen Ausstieg, problembelastete Figuren und über seine zukünftigen Projekte gesprochen. 

prisma: Am Sonntag läuft der letzte Tatort mit Ihnen in der Rolle des Jan Pawlak. Werden Sie vor dem Fernseher sitzen und noch einmal zuschauen?

Rick Okon: Ich habe den Film jetzt schon ein paar Mal gesehen, deshalb weiß ich es noch nicht genau. Zu der Zeit läuft ja auch die Berlinale, vielleicht bin ich auch da unterwegs. Also wenn, dann wäre es eine spontane Aktion, die letzte Folge nochmal mit Freunden zu schauen.

prisma: Wenn Sie die Folge schon mehrmals gesehen haben: Was ist das für ein Gefühl?

Wir hatten das große Glück, dass die Folge „Cash“ auf dem Filmfest Lünen Kinopremiere gefeiert hat. Es war toll, sie auf der großen Leinwand zu sehen. Ich sehe das mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Die Entscheidung für den Ausstieg habe ich schon vor etwa zwei Jahren getroffen. Als ich meinen Abschied angekündigt habe, haben mir die Kollegen das schöne Gefühl gegeben, dass sie mich gerne behalten würden. Wir haben dann im Kollektiv zusammengearbeitet und überlegt. Und es hat sich dann so entwickelt, dass sich die Geschichte um Jan Pawlak in dieser Weise zuspitzt. Dass es dieses Ende geben sollte, war uns allen klar. Gemeinsam haben wir den Weg dorthin gefunden.

prisma: Ist eine Rückkehr für Sie ausgeschlossen?

Es gibt eine kleine Hintertür für Pawlak. Wer weiß, wie sich der Dortmunder Tatort weiterentwickelt (lacht). Aber eigentlich glaube ich nicht, dass ich noch einmal in dieser Rolle zurückkommen werde.

prisma: Was waren die Gründe für den Ausstieg?

Die Entscheidung habe ich getroffen, weil für mich immer klar war, dass ich auch noch andere Sachen ausprobieren möchte. Kommissar im Dortmunder Tatort sein zu dürfen, war eine ganz wunderbare Möglichkeit. Der Tatort ist ein tolles Sprungbrett und gerade in Dortmund, wo auch die Privatgeschichten der Figuren eine Rolle spielen, konnten wir spannende Sachen machen. Das Team ist toll und es war immer schön, dort zu sein mit den Kollegen. Aber am Ende entscheidet dann das Bauchgefühl. Und viele der Kollegen sehe ich zum Glück weiterhin, mit Stefanie Reinsperger bin ich zum Beispiel gut befreundet.

prisma: Haben Sie eigentlich einen Lieblings-Tatort, den Sie selbst gerne anschauen?

Ich bin nie ein klassischer Tatort-Gucker geworden, der jeden Sonntag vor dem Fernseher sitzt. Aber ich mag Saarbrücken, Bremen, Berlin und Dresden ganz gerne. Ab und zu, wenn man die Kollegen mal bei Veranstaltungen trifft, tauscht man sich auch aus wie es in den jeweiligen Produktionen so läuft.

prisma: Wie geht es bei Ihnen weiter, was sind Ihre nächsten Projekte?

Im letzten Jahr habe ich für ZDFneo die neue Serie „Love Sucks“ gedreht, das hat viel Spaß gemacht. Es geht um Vampire und um eine Geschichte angelehnt an Romeo und Julia. Ansonsten steht alles noch ein bisschen in den Sternen. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich alles findet.

prisma: Liegen Ihnen die komplexen und problembelasteten Figuren, oder würden Sie gerne auch mal eine Figur spielen, die locker und glücklich durchs Leben geht und dafür andere Abenteuer erlebt?

Ich würde auch gerne mal eine Komödie spielen, so ist das nicht (lacht). Aber grundsätzlich ist es bei uns Schauspielern gerne gesehen, wenn es bei einer Figur Probleme gibt und sie nicht mehr weiterweiß. Mich hat so etwas jedenfalls immer sehr interessiert. Bei Pawlak zum Beispiel brodelt es im Inneren, er hat familiäre Probleme, bemüht sich nach außen aber immer darum, alles hinter einer Fassade zu verbergen. Eine spannende Mischung, es hat viel Spaß gemacht, den zu spielen.

prisma: Ist es schöner, Teil einer Serie zu sein, oder finden Sie aus Schauspielersicht Filme besser?

Man kann das in unserem Beruf ja nicht so planen, es kommt auf die Angebote an. Ich denke, eine gute Mischung ist am besten. Serien haben den Vorteil, dass man den Figurenbogen über längere Zeit erzählen kann. Das Wichtigste für mich ist aber, dass ich emotional andocken kann an eine Figur, dass mich die Geschichte packt. Wenn ich beim Lesen des Drehbuchs das Gefühl habe, dass ich unbedingt wissen will, wie es weitergeht, dann passt es meistens.

prisma: Gibt es für Sie so etwas wie eine Traumrolle oder Regisseure, mit denen Sie unbedingt einmal arbeiten möchten?

Nein, eine Traumrolle habe ich nicht und auch nicht unbedingt einen bestimmten Regisseur, mit dem ich arbeiten möchte. Es ist nicht entscheidend für mich, was jemand vorher gemacht hat. Im besten Fall trifft man Leute, mit denen man während der Dreharbeiten eine gute Zeit haben kann, mit denen man sich versteht. Ich finde es gut, wenn sich alle auf Augenhöhe begegnen und an einem Strang ziehen. Die beste Idee sollte sich durchsetzen können, egal, von wem die gekommen ist. Man darf sich nicht zu schade für etwas sein und sollte Kompromisse eingehen. Am Ende können wir Schauspieler ohnehin nur unser Bestes geben, aber auf das Endergebnis haben ja noch viele weitere Beteiligte Einfluss.

prisma: Was schauen Sie privat gerne?

Hätten Sie ein paar Streaming-Tipps für unsere Leser? Zuletzt habe ich „Haus aus Glas“ in der ARD-Mediathek gesehen. Da ist ja auch meine liebe Kollegin Stefanie Reinsperger dabei. Ansonsten fand ich „The White Lotus“ und „Succession“ gut. In letzter Zeit bin ich aber auch wieder Kinogänger geworden. Ich habe so eine Unlimited-Karte und gehe auch schon mal mittags um 14 Uhr ins Kino, wenn es gerade passt. Im Kino haben mich unter anderem „Anatomie eines Falls“ und „Die unendliche Erinnerung“ begeistert.

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