16.12.2024 "Nelly und das Weihnachtswunder"-Hauptdarstellerin

Anna Schudt im Interview: „Ich bin vorsichtig mit der Bezeichnung „Wunder“

Von Marcus Italiani
Anna Schudt in „Nelly und das Weihnachtswunder“.
Anna Schudt in „Nelly und das Weihnachtswunder“. Fotoquelle: ZDF/ Thomas Kost

Anna Schudt spielt die Hauptrolle im Weihnachtsfilm „Nelly und das Weihnachtswunder“ (Sonntag, 22. Dezember 2024, 20.15 Uhr, ZDF). Im Interview erzählt sie, wie sie selbst zu Themen wie Wunder oder Weihnachten steht.

Was bedeutet Ihnen Weihnachten?

In erster Linie gemeinsame Zeit mit der Familie. Seit Jahren sind alle meine Kinder, meine Eltern sowie meine Schwiegereltern bei uns und wir verbringen ein paar Tage miteinander. Das ist uns alles sehr wertvoll.

In „Nelly und das Weihnachtswunder“ geht es um Vorurteile, Ängste und die trügerische Annahme, nicht enttäuscht zu werden, wenn man auf alles vorbereitet ist. Warum ist das im Grunde so absurd?

Das Leben ist per se unvorhersehbar. Sich vorzustellen, dass man durch eine Art mentale Vorbereitung jede Enttäuschung oder jedes negative Erlebnis vermeiden kann, ist eine Illusion. Gerade unsere Ängste und Vorurteile entstehen oft aus dem Bedürfnis, Kontrolle über das Unbekannte zu erlangen – aber das Leben lässt sich nicht kontrollieren. Vielmehr nehmen wir uns dadurch die Chance, offen und authentisch auf neue Situationen oder Menschen zuzugehen. In „Nelly und das Weihnachtswunder“ wird deutlich, dass gerade das Unerwartete und die Überraschungen die Dinge sind, die uns wachsen lassen und uns neue Perspektiven schenken.

Wie schwer ist es, ein modernes Märchen so zu interpretieren, dass die Botschaft weder klischeehaft noch lächerlich herüberkommt?

Ein gutes Buch steht für mich am Anfang. Ich mochte die Idee dieser grummelnden und Weihnachten verachtenden Paketausträgerin sofort. Die Fallhöhe zum „Fest der Liebe“ war einfach sehr vielversprechend. Eigentlich würde ich den Film als weihnachtlichen Roadtrip bezeichnen, trotzdem geht es um Gefühle, Familie, Zusammengehörigkeit, Erwartungen und Alleinsein.

Warum war es möglicherweise schwer, sich in die verbitterte Nelly hineinzuversetzen?

Diese unfassbar miesgelaunte Nelly war es eigentlich, die für mich den Reiz an der Rolle ausgemacht hat. Im Grunde hat sie ein großes Herz, viel Humor und steht zu sich. Das finde ich stark. Die Geschichte zwingt sie dann dazu, ihr „ungelebtes“ Leben anzuschauen

Wie definieren Sie Wunder?

Die Geburt eines Kindes ist immer ein Wunder, das mich wirklich fasziniert. Ansonsten bin ich eher vorsichtig mit der Bezeichnung „Wunder“.

Haben Sie auch schon mal ein Weihnachtswunder erlebt?

Das kann ich ganz klar mit nein beantworten.

Sie haben zehn Jahre lang die beliebte Tatort-Kommissarin Martina Bönisch gespielt. Wie schwer war es, in der Serie zu sterben?

Natürlich war der Abschied schmerzhaft, aber Abschiede, die schmerzhaft sind, zeugen auch von einem großen Wert.

Sie wurden vor zwei Jahren mit dem Ehrenpreis für besondere Verdienste um den Fernsehkrimi ausgezeichnet. Was bedeutet so ein Preis im Land des Fernsehkrimis?

Erstmal ist dieser Preis eine große Ehre für mich. Der Fernsehkrimi hat in Deutschland eine besondere Stellung – er ist nicht nur Unterhaltung, sondern auch ein Spiegel unserer Gesellschaft. Dieser Preis zeigt, dass die Arbeit, die wir in dieses Genre stecken, gesehen und geschätzt wird.

Was hält die Zukunft für Sie bereit?

Ich freue mich sehr, ab der kommenden Spielzeit wieder Teil des Ensembles der Schaubühne in Berlin zu sein. Das Theater war immer ein wichtiger Bestandteil meines Schaffens, und die Arbeit an der Uraufführung von Changes unter der Regie von Thomas Ostermeier wird eine spannende Herausforderung. Es geht in dem Stück um persönliche und gesellschaftliche Veränderungen, ein Thema, das heute relevanter denn je ist.

Darüber hinaus habe ich große Lust, mich auch international auszuprobieren und an neuen Projekten mitzuwirken. Die Idee, vielleicht irgendwann ein eigenes Theaterprojekt zu entwickeln, reizt mich sehr. Ich bin offen für neue Ansätze und Herausforderungen – sei es auf der Bühne oder vor der Kamera.

Wie feiern Sie in diesem Jahr Weihnachten?

In einem großen Familienensemble mit Baum, Geschenken, Gesang und Essen. Ganz klassisch, ich freue mich sehr drauf.