17.02.2025 Soko-Ermittlerin im Krimi „Spuren“ im Interview

Nina Kunzendorf: „Krimis werden bleiben“

Von Marcus Italiani
Nina Kunzendorf im Krimi "Spuren".
Nina Kunzendorf im Krimi "Spuren". Fotoquelle: Keyvisual

Zwei junge Frauen werden im baden-württembergischen Lauburg ermordet. Vom Täter gibt es keine Spur. Nina Kunzendorf spielt im sehr aufwändig gestalteten und sich an wahren Begebenheiten orientierenden Krimi-Dreiteiler „Spuren“ die Soko-Ermittlerin Barbara Kramer.

Frau Kunzendorf, die beiden Morde an jungen Frauen basieren auf realen Fällen. Wie sehr nehmen einen die Details mit, wenn man sich auf die Rolle vorbereitet und hinterher die Soko-Leiterin spielt?

Wir sind mit großer Sensibilität und Achtung damit umgegangen. Ich war froh, dass wir uns in der Erzählung doch auch entfernt haben von den realen Fällen. Meine Figur zum Beispiel ist frei erfunden, das war erleichternd. Zudem verhalten sich auch die beiden Kommissare respektvoll und anständig, auch das war mir wichtig.

Glauben Sie, dass die Beharrlichkeit und Geduld, die Sie bei der Ermittlung an den Tag legen, etwas ist, das vielen Polizeibeamten heute aus Zeitgründen gar nicht möglich ist?

Das kann ich nicht sagen. Ich könnte mir vorstellen, dass auch bei der Polizei weniger Geld landet. Auch in „Spuren“ ist das ja kurz Thema. Wie viele Kollegen bekommt eine Soko, ist Geld für einen Hubschrauber mit Wärmekamera da und so weiter.

Ähnlich beharrlich geht der Ermittler im schwedischen Film „The Breakthrough“ vor, der ebenfalls auf wahren Begebenheiten beruht. Haben Sie den Film gesehen?

Nein

Sie sind eine ausgesprochen vielseitige Schauspielerin. Dennoch kehren Sie immer wieder als Ermittlerin zurück auf den Bildschirm. Was ist daran besonders erfüllend?

Ich suche mir das gar nicht aktiv aus. Offensichtlich besetzt man mich gerne als Ermittlerin. “Spuren“ war sehr besonders, weil es ein Polizeifilm ist. Der Fokus liegt nicht so sehr auf auserzählten Figuren mit reichlich privatem Background, sondern auf der akribischen, kleinteiligen, langwierigen und oft auch frustrierenden Ermittlungsarbeit. Das war herausfordernd und neu für mich.

Vor rund 15 Jahren haben Sie mal gesagt, der Tag müsse für Sie doppelt so viele Stunden haben. Sind Sie mittlerweile wieder mit den 24 Stunden zufrieden?

Ich bin zufrieden aber ich wüsste auch das Doppelte gut zu füllen! Vielleicht bräuchte ich dafür ein bisschen mehr Schlaf als vor 15 Jahren…

Sie haben auch erwähnt, dass es für Schauspielerinnen ab 50 schwieriger wird, an Rollen zu kommen. Woran liegt das, und gibt es mittlerweile Veränderungen im Geschäft?

So langsam, langsam tut sich etwas, aber immer noch zu wenig. Es gäbe so tolle, aufregende Geschichten zu erzählen, man steht doch mitten im Leben, mitten im Saft! Her also mit den Komödien, Dramen, Liebesgeschichten - der Tisch ist reich gedeckt! (lacht)

Deutsche Produktionen orientieren sich vor allem im Streaming-Bereich immer mehr an internationalen Standards und Themen. Eine Zeit lang hatte man das Gefühl, dass die deutsche Mystery auf dem Vormarsch ist und den Krimi möglicherweise in den kommenden Jahren ablösen könnte. Welche Trends zeichnen sich aktuell ab?

Krimis werden bleiben, denke ich. Serien auch, Einzelstücke scheinen weniger zu werden. Ich glaube, dass mehr und mehr optimistische, helle, eskapistische Geschichten erzählt werden.

Sind diese Trends vor allem den Streaming-Anbietern geschuldet?

Ich denke, es hat mit dem Bedürfnis der Zuschauer nach Leichtigkeit zu. tun. Die Welt um uns herum ist so grauslig und düster und besorgniserregend in so vielen Zusammenhängen, dass der Wunsch nach Ablenkung, nach Unterhaltung groß ist. Das zumindest scheint das Argument der Verantwortlichen zu sein. Ob das zutrifft, vermag ich nicht zu sagen, auf mich jedenfalls nur zum Teil.

Was steht bei Ihnen in nächster Zeit an?

Ich habe ein paar Lesungen vor der Nase, auf die ich mich sehr freue, und ab Anfang März drehe ich eine bitterböse Komödie mit so wunderbaren Kollegen wie Fabian Hinrichs und Matthias Matsche. Regie fügt Wolfgang Fischer.

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