08.09.2015 prisma-Serie (2)

Nur keine Scheu vor der Liebe im Alter

Trainiert Geist und Körper: Wer es sich leisten kann, sollte Golf spielen.
Trainiert Geist und Körper: Wer es sich leisten kann, sollte Golf spielen. Fotoquelle: Firstflight/Fotolia

Alt zu werden will gelernt sein. Wer das nicht beherzigt, wird nicht alt. Jedenfalls nicht auf eine erfüllte und aktive Weise.

In der ersten Folge unserer Serie über die Chancen, ein hohes Alter zu erreichen, haben wir erfahren: In den "Blauen Zonen" dieser Erde, wo viele Leute 100 Jahre und älter werden, kennt man weder Rentenalter noch das vermeintlich wohlverdiente Altersfaulenzen. Aktivität bleibt im Verbund mit günstigen Umständen (Klima, Ernährung, Gemeinschaft) der Schlüssel zum langen Leben.

Deutschland kennt keine "Blauen Zonen" wie die Nuoro-Region auf Sardinien oder die Insel Ikaria in der Ägäis. Man unterwirft sich der Diktatur des festen Renteneintritts und muss aufpassen, nicht vom Beruf flugs ins Seniorenheim transferiert zu werden. Den Wohnraum, der von überschüssigen Alten besetzt ist, umkreisen hungrige Wolfsrudel.

Klage von der Überalterung

Die Klage von der Überalterung geht um, ein Vorwurf offenbar. Er dient dazu, den Indianerstamm der Senioren in entlegene Reservate abzuschieben, wo sie nicht stören.

Doch droht eine Gesellschaft nur dann zu überaltern, wenn sich die Senioren zu wenig rühren und die gewohnten Verhältnisse am liebsten konservierten.

Laufen, Lernen, Lieben

Als Gegenmittel und ständige Aufgabe für alte Leute bringt der Tübinger Philosoph Otfried Höffe das "dreifache L" ins Spiel – Laufen, Lernen, Lieben; gern auch ergänzt um ein viertes L, das Lachen. Fitness, Köpfchen und keine Scheu vor der späten Liebe, das sind Elixiere, die dem Verlust des selbstbestimmten Lebens entgegenwirken.

Oder um es mit dem Cellisten Pablo Casals (1876– 1973) zu sagen: "Wenn man weiter arbeitet und empfänglich bleibt für die Schönheit der Welt, die uns umgibt, entdeckt man, dass Alter nicht notwendigerweise Altern bedeutet."

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