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"Der ewige Korea-Krieg": nie verheilte Wunden

von Andreas Schoettl

Bis heute gibt es keinen Friedensvertrag zwischen Nord- und Südkorea, die Wunden aus dem Korea-Krieg wirken bis heute nach. Der Dokumentarfilm von John Magio zeigt eine mörderische und im Westen nahezu vergessene Geschichte.

ARTE
Der ewige Korea-Krieg
Dokumentation • 19.05.2020 • 20:15 Uhr

Es beginnt mit dem Start einer Rakete. Der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un lacht triumphierend. Mit der am 28. November 2017 erfolgreich abgefeuerten Langstreckenrakete, könne sein Land nun die USA erreichen, verkündet Un.

Rund 70 Jahre ist es her, dass der Korea-Krieg von 1950 bis zum Juli 1953 zu einem der schlimmsten Konflikte des Kalten Krieges eskalierte. Bis heute gibt es keine genauen Zahlen der Gefallenen und zivilen Opfer. Schätzungen zufolge fielen dem Krieg bis zu einer Million Südkoreaner, etwa 2,5 Millionen Nordkoreaner, etwa eine Million Chinesen sowie rund 40.500 Soldaten der UN-Truppen – die meisten von ihnen US-Amerikaner – zum Opfer.

Der teilweise drastisch bebilderte Dokumentarfilm von John Magio (jetzt bei ARTE als Free-TV-Premiere zu sehen) zeichnet auch anhand erst vor kurzem freigegebenen Archivmaterials unter anderem aus China und Russland sehr akribisch nach, wie die südkoreanische Halbinsel in nur drei Jahren nahezu dem Erdboden gleichgemacht wurde. Einen Friedensvertrag zwischen Nord- und Südkorea hat es nie gegeben. Bis heute bedrohen nie verheilte Wunden und die Traumata eines "ewigen Korea-Krieges" einen weltweiten Frieden.

Magios Film reicht weit zurück bis in den Zweiten Weltkrieg. Die Abwürfe zweier Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki in Japan beendeten diesen endgültig. Doch sie begründeten mit dem Kalten Krieg auch eine neue Eskalationsstufe. Ein vorrückender Kommunismus und der US-geführte Kapitalismus standen sich auch auf der südkoreanischen Halbinsel gegenüber. Eine in nur 30 Minuten nahezu willkürlich gezogene Demarkationslinie entlang des 38. Breitengrades spaltete Nord- und Südkorea. Am 25. Juni 1950 wurde sie von den kommunistischen Truppen Nordkoreas überschritten.

UN-Truppen unter der Führung der USA reagierten daraufhin drastisch. Bis zum 27. Juli 1953 lieferten sich die Kriegsparteien erbitterte Kämpfe. Die USA warfen binnen drei Jahren mehr Bomben über Nordkorea ab als im gesamten Zweiten Weltkrieg. Charles Hanley, damaliger Korrespondent der Associated Press etwa beschreibt die Situation im Film eindrücklich: "Alle Städte in Nordkorea waren im Grunde dem Erdboden gleichgemacht. Es ging so weit, dass sich Piloten und Geschwaderführer darüber beschwerten, sie hätten keine Ziele mehr."

Nach Ansicht vieler Historiker seien die nie verheilten Wunden dieses Krieges der Grund, warum Nordkorea auch heute noch unbedingt eine Atomstreitmacht sein will. Die Botschaft der nordkoreanischen Regierung lautet: Die USA werden uns das nicht noch einmal antun, was sie uns zwischen 1950 und 1953 angetan haben.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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