ZDF-Krimi

"Laim und der letzte Schuldige": Star-Tenor unter Verdacht

von Wilfried Geldner

Hat der Star-Tenor der Oper Kinder missbraucht? Diesem Verdacht muss Kommissar Laim (Max Simonischek) in seinem dritten Fall im ZDF nachgehen. Unterstützung erhält er von der LKA-Beamtin Sandra (Sophie von Kessel).

ZDF
Laim und der letzte Schuldige
Krimi • 18.05.2020 • 20:15 Uhr

Die Münchner LKA-Beamtin Sandra Rutkowski (Sophie von Kessel) hat einen anonymen Anruf erhalten, in dem ein Star-Tenor der Münchner Staatsoper der Kinderschändung bezichtigt wird. In der Garderobe des Sängers, der gerade noch auf der Bühne gefeiert wird, soll ein ihm zugeführter Junge eingeschlossen sein. Als Sandra und der Münchner Kommissar Lukas Laim (Max Simonischek) die Türe zur Garderobe aufbrechen, finden sie im Schrank einen eingeschüchterten, apathischen Jungen vor. Im dritten "Laim"-Krimi, "Laim und der letzte Schuldige", wird Kindsmissbrauch in höheren Kreisen thematisiert, es werden aber auch die Freundschaft eines Lehrers zu einem Jungen und die – selbstredend fiktiven – Methoden der Pädophilen-Handlanger gegeneinandergesetzt.

"Laim und der letzte Schuldige" (Drehbuch: Christoph Darnstädt, Regie: Michael Schneider) schafft es, an seinen besten Stellen tief traurig, aber mitunter auch münchnerisch-komisch zu werden, fast schon im Geiste des Monaco Franze. Das Ambiente, es ist nun mal die Münchner Staatsoper, gibt dazu die beste Gelegenheit. Was für ein Auftritt der betagten Opernfans, Bewunderer ihres aufgeplusterten Star-Tenors, von dem allerdings böse Zungen behaupten, er wäre eigentlich gar kein Tenor, sondern ein hoher Bariton – "aber die Leut' woll'n Tenöre!" Die eben 80 gewordene frühere Defa-Schauspielerin Marie Anne Fliegel hat da einen wunderbar gespreizten Auftritt als Laims stolze Tante Valerie. Laim wird gleich den Starnberger Mitgliedern des Freundeskreises der Oper vorgestellt.

Mit diesem satirischen Untergrund wird dem eigentlichen Ernst des Missbrauchsfalles ein abmildernder Rahmen gegeben. Man darf wohl vermuten, dass Ähnliches wie hier an der Münchner Oper nicht passiert. Allerdings stellt sich der anonyme Anruf – man hört ihn zwecks Stimmerkennung später noch ein halbes Dutzend Mal – auch als inszenierte Falle. Noch während gewissermaßen der Schlussbeifall rauscht, sinkt der Tenor, Herr Ammersfeld (Dieter Fischer), von einem Schuss getroffen, nämlich auf den Stufen des Nationaltheaters nieder. Hatte der Schütze ihm den Jungen zugeführt?

An dieser Frage hat nicht nur unser heftig flirtendes Kriminalistenpärchen eine ganze Weile zu knabbern, auch der Zuschauer wird durch ein labyrinthisches Dreieck aus Opernbetrieb, Internatsinnereien und einem Heim für unbegleitete Flüchtlingskinder samt Wachpersonal geführt. "Es geht nicht um Kindsmissbrauch, es geht um Mord", sagt mal die Dame vom LKA. Doch erkennt auch bald der Letzte, dass es hier eben doch in erster Linie um die Usancen des Missbrauchs Jugendlicher geht, um Vertuschung, Verheimlichung, Abwiegelung. Schuldig werden sie alle: der Herr Direktor, dessen Internat als Reservoir für junge Opfer dient, Wachbeamte, die gerne ein wenig Schmiergeld entgegennehmen und auch die Freunde von der Opern-Society.

Erstaunlich, dass das Ganze weit vor der Corona-Krise gedreht wurde – im August 2018. Viele Szenen spielen in der leeren Staatsoper, auch der wahrhaft pathetische Showdown auf der Bühne, der natürlich den coolen Kommissar grandios obsiegen lässt. Zudem sitzen Sophie von Kessel und Max Simonischek mit Bierflaschen bewaffnet in schönster Abendstimmung auf den Treppen der Feldherrnhalle, als hätten alle Kneipen damals schon geschlossen. Ein heftig flirtendes Pärchen sind die beiden, dem man gerne Zukunft attestiert. Zur Hochform jedoch läuft einmal mehr Roeland Wiesnekker als undurchsichtiger Internatslehrer auf. Als liebevoller Pädagogenfreund stellt er inmitten eines Unterhaltungskrimis in kurzen, fast schon rudimentären Szenen ein ganz eigenes tiefgründiges Drama her.

P.S.: Alle Personen, die in diesem Film auftreten, sind frei erfunden. Versteht sich ja eigentlich von selbst, es sei aber sicherheitshalber und durchaus lobend gemeint einfach doch noch mal gesagt.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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