"Friesland: Asche zu Asche"

Ein Krimi so spannend wie der Komödienstadl

von Hans Czerny

Im achten "Friesland"-Krimi will Streifenpolizist Henk seine Tante kostengünstig begraben, doch dann wird die von ihm heimlich beauftragte Bestattungsunternehmerin ermordet. Ein ausgedehnter Ostfriesenscherz.

ZDF
Friesland: Asche zu Asche
Kriminalfilm • 09.03.2019 • 20:15 Uhr

Mit Rammstein oder gar dem "Babylon Berlin"-Titel – "Asche zu Staub" – hat dieser wegen der Handball-WM vom Januar in den März (09.03., 20.15 Uhr) verlegte "Friesland"-Krimi nichts zu tun. Hier nämlich ist, das stellt sich am Ende der achten "Friesland"-Folge, "Asche zu Asche", heraus, einerseits die Asche einer Tante und andererseits einfach ein Haufen Geld gemeint. Ein Krimi, der vor schwarzem Humor nur so strotzt. Doch diese Kriminalkomödie dreht sich häufig im Kreis, das Tempo verliert sich in nur halb lustigen Episoden.

Henks Patentante ist gestorben. Henk Cassens ist der (noch) neue Streifenpolizist im schönen Städtchen Leer an der Seite der Polizistin Sühür Özügül (Sophie Dal). Er wird von Maxim Mehmet seit der letzten Folge gespielt, in der es um Gülle aus Holland ging, und der kann nichts dafür, dass er nicht so lustig wie sein Vorgänger Florian Lukas rüber kommt. Henk muss den Doofen machen, der im Arztzimmer an einem Demonstrationsskelett herumschraubt, während die Kollegin Sühür die Ärztin verhört, die gerade den Totenschein für eine ermordete Bestattungsunternehmerin ausstellen soll. Als er einen Knöchel vom Skelett bricht, hofft er, dass die Ärztin es nicht gesehen hat und stiehlt sich heimlich davon. Die aber streckt beim Abgang bloß lässig die Hand aus: den Knöchel her!

Maxim Mehmet kann sich trotzdem glücklich schätzen, dass er bloß den Schlichten geben muss. Andere spielen sich den Hintern wund zwischen all den Särgen, die hier in zwei miteinander konkurrierenden Bestattungsinstituten stehen. Bestatter Habedank (Holger Stockhaus), der zum Stammpersonal der "Friesland"-Reihe gehört und überall im Städtchen Werbestelen mit seinem Konterfei aufstellen lässt, schimpft auf die Billigbestatter und den inzwischen grassierenden "Bestattungstourismus Richtung Holland". Dabei waren, wie er sagt, "Leichen doch auch mal Menschen".

Heimlich denkt Habedank über "Synergieeffekte" im Bestattungswesen nach – könnte er nicht einfach den Laden der Konkurrenz mit übernehmen? Klar, dass er sich damit verdächtig macht, der Mörder der gerade ermordeten Konkurrentin zu sein. Aber auch die genannte Ärztin ist längst noch nicht aus dem Schneider, sie hat der Toten immerzu Antidepressiva gegeben – angeblich wegen der drohenden Depressionen beim Dauerumgang mit Urnen und Särgen. Nicht ausbleiben kann bei alldem, dass man Henks tote Tante nun fortwährend von einem Ort zum anderen bugsiert. Henk will vor Habedank die Bestellung bei der Konkurrenz verheimlichen.

So kommt es, dass die Szenen mit dem polternden Wilhelmshavener Kommissar Brockhorst (Felix Vörtler) noch die besten des Spektakels sind, weil der seine Nase so unverschämt überall hineinstecken darf, wie es jeder gescheite Serienkrimi verlangt. Bei Brockhorst wird das Spiel mit den Klischees auf die Spitze getrieben, eine Rolle wird so zur Figur.

Wenn Kommissar Brockhorst undercover mit der Apothekerin und Hobby-Pathologin Scherzinger (Theresa Underberg) die angeblich verruchte Roulette-Soirée der Leeraner Oberschicht besucht und dabei von seiner Begleitung am Einlass als "Bulle ..., äh Bullen-züchter!" vorgestellt wird, darf der Zuschauer gerne prusten. So billig wird hier leider des öfteren dem Affen Zucker gegeben. Krimispannung? Fehlanzeige. Doch der Plot sollte halt auch in einer friesischen Kriminalkomödie immer noch das Salz in der Suppe sein. Sonst wird's allenfalls Komödienstadel oder Ohnsorg-Theater.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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