"Andere Eltern"

Serie von TNT Comedy nimmt Helikoptereltern auf die Schippe

Was das Schlimmste ist, wenn man Kinder hat? Natürlich sind das die anderen Eltern. Die machen alles falsch, die haben keine Ahnung: Trotz leidenschaftlicher Abneigung und absoluter Kompromisslosigkeit wollen sie in Köln-Nippes gemeinsam eine Kita aufbauen. Das kann ja heiter werden. Und wird es auch in der genialen Mockumentary von TNT Comedy: "Andere Eltern" zerlegt (ab 19. März immer dienstags, 20.15 Uhr) in sieben Episoden die schöne, heile Welt moderner Helikoptereltern, die vor allem um sich selbst kreisen.

Natürlich ist alles an "Andere Eltern" überspitzt und übertrieben. Aber genau das macht den Reiz dieser erschütternd witzigen Eigenproduktion von TNT Comedy aus. Man kann entspannt den Kopf über den ganzen Blödsinn schütteln, der da im Namen der Kleinen verzapft wird, ohne sich vorgeführt zu fühlen, wenn man sich als Mama oder Papa selbst wiedererkennt.

Dabei wirft Serienschöpfer Lutz Heineking jr. einen durchaus realistischen Blick auf das Leben moderner Großstadteltern. Er bedient sich dabei der Kamera der Dokumentarfilmerin Ini Zügler (Johanna Gastdorf), die ihre Tochter Nina (Lavinia Wilson) bei einem Megaprojekt begleitet. Obwohl hochschwanger will Nina unbedingt noch vor der Geburt ihres dritten Kindes mit anderen Eltern eine eigene, eine freie Kita eröffnen.

Prinzipiell ist das keine schlechte Idee, vor allem wenn Betreuungsplätze rar sind. Wenn es den Eltern aber im Prinzip gar nicht um die Kleinen geht, sondern um die Bestätigung des eigenen Egos, dann ist das Vorhaben plötzlich doch nicht mehr so leicht zu stemmen. Sie helikoptern sich zu Tode, ohne dass die Kinder dabei sein müssen und hauen sich dabei auch noch gegenseitig in die Pfanne.

Wahnwitzig und realitätsnah

Wer in Köln-Nippes wohnt, alternativ in jedem anderen Hipster- und Szeneviertel eine bundesdeutschen Großstadt, kennt die Leute vielleicht, die sich vegan ernähren, aber mit ihren Kindern um die Welt jetten, um sie zu Kosmopoliten zu erziehen. "Andere Eltern" ist auch die Analyse des nicht mehr hinterfragten Leistungsdrucks der modernen Gesellschaft.

Ins Helikoptern schlittert man rein, weil es zum guten Ton gehört. Man muss den Kindern was bieten, sie fördern und fordern. Das ist wahnwitzig, aber auch realitätsnah. Bei Nina äußert sich das in der Zerrissenheit, um jeden Preis ein nachhaltiges, selbstoptimiertes Leben führen zu wollen und dem Appetit auf zwei Big Mäcs, einem Cheeseburger, Chicken McNuggets, einer großen Portion Pommes und einem McFlurry mit rosa Perlen. Wer kennt das nicht?

Mit den Absurditäten des Alltags gestalten die Darsteller – unter anderem Nadja Becker, Sebastian Schwarz, Daniel Zillmann, Rebecca Lina, Jasin Challah, Henny Reents, Serkan Kaya – gruppendynamische Prozesse und authentische Eltern-Situationen nah an der parodistischen Perfektion. Das meiste ist improvisiert, von den Autoren gab es lediglich einen groben Figuren-Hintergrund und Hinweise, in welche Richtung sich die Story ungefähr entwickelt.

Vorgeführt wird in "Andere Eltern" niemand, auch wenn es manchmal grenzwertig wird. Die Serie kümmert sich um ihre Figuren, begleitet ein kinderloses Paar zur Therapie, einen homosexuellen Schauspieler beim Versuch, eine passende Gebärmutter für den Kinderwunsch zu finden, eine Mutter bei der Arbeit in ihrem hippen Tortenladen während ihr Mann Superpapa spielt. Dass er dabei nicht nur Eigenurin auf den Spielplatz mitnimmt, sondern eine Ausrüstung, mit der sich der Mount Everest ohne Sauerstoffflasche erklimmen ließe – geschenkt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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