Emotionale Worte bei "Ewige Helden"

Matthias Steiner: "Ich hörte den Piepser, als sie starb"

von Jürgen Winzer
Acht frühere Spitzensportler messen sich bei "Ewige Helden" in verschiedenen Wettkämpfen. Wir stellen sie vor.
BILDERGALERIE
Acht frühere Spitzensportler messen sich bei "Ewige Helden" in verschiedenen Wettkämpfen. Wir stellen sie vor.  Fotoquelle: MG RTL D / Markus Hertrich

Matthias Steiner war der stärkste Mann der Welt. Aber der legendäre Olympiasieg 2008 des Gewichthebers war aus einem Drama geboren. In der VOX-Show "Ewige Helden" sorgte er mit seinem Lebensrückblick für Gänsehaut und Tränen der Anteilnahme und Rührung. "Er ist ein absoluter Held!", so Susi Kentikian.

"Ich war ein kleiner Junge, der große Träume hatte", leitete Matthias Steiner (36) seinen hoch emotionalen Karriererückblick in der dritten Episode von "Ewige Helden" (VOX) ein – und seine Sportkameraden, alles selbst echte Legenden ihres Sports, hingen an seinen Lippen. Die Geschichte, die Matthias zu erzählen hatte, bietet allerdings wahrlich Stoff für ein Hollywood-Epos um Triumphe, Tränen, Rückschläge, Dramen und Lebensglück. "Ich bin happy", sagt Matthias aus vollem, glücklichem Herzen. "Und dankbar, dass ich in meinem Leben viel richtig gemacht habe."

Steiners Trainer starb an Krebs

Matthias Steiner wuchs in einem 800-Seelen-Dorf in Österreich in "purer Idylle und wohlbehütet" auf. Über seinen Vater Friedrich, einen Hobby-Gewichtheber, kam er zu seinem Sport: "Vater war für mich Herkules. Und ich wollte sein wie er." 1987 stemmte er im Urlaub auf Puerto Rico erstmals eine Bambusstange – und es war um ihn geschehen. Schon mit zehn, viel zu jung für offizielle Wettkämpfe, trat er außer Konkurrenz an, mit 14 hob er 100 Kilo, eine kleine Schallmauer im Leben von Gewichthebern. 1999 wurde er erstmals österreichischer Meister. Aber der erste Tiefschlag lauerte bereits: Sein Trainer, die österreichische Heberlegende Walter Legel (vier Olympiateilnahmen), starb an einem Gehirntumor.

Steiner, nicht mal 17, saß sechs Stunden am Krankenbett, bis sein Mentor und "meine zweite Vaterfigur" starb. Die Wut über "die Ungerechtigkeit, dass dieser feine Mensch gehen musste", legte Steiner in den Sport. Aber der zweite Nackenschlag folgte: Bei Steiner wurde 2000 Diabetes Typ 1 diagnostiziert. "Sie sagten mir: Diät halten, Schluss mit Leistungssport, sie sind krank!" Aber Matthias Steiner dachte nicht ans Aufgeben, powerte weiter, holte erste Medaillen bei Jugend- und Junioren-Europameisterschaften, nahm 2004 erstmals an den Olympischen Spielen teil. Es lief, aber die Stolpersteine blieben nicht aus: Der österreichische Verband vergraulte ihn, warf ihm vor, er habe 2005 bei der EM in Sofia absichtlich drei Versuche ungültig gemacht. "Das von einem Sportler zu behaupten, ist unanständig", war Degenheldin Britta Heidemann (36) entsetzt.

"Ich sah überall Blutspuren"

Steiner wechselte nach Deutschland. Dort heiratete er seine Susann, die sich am TV-Bildschirm, als sie einen Kampf von Matthias (EM 2004 in Kiew) sah, verliebt hatte. "Es war alles top. Schöner kann kein Leben sein", so Matthias. Aber es blieb nicht so. Anderthalb Jahre nach der Hochzeit starb Susann nach einem Verkehrsunfall. Steiner war erneut am Sterbebett. "Das war der Horror. Als ich im Krankenhaus aus dem Aufzug kam, sah ich überall Blutspuren. Ich hörte den Piepser, als sie starb. Diese Bilder kriegst du nicht mehr aus dem Kopf." Als er nach Hause fuhr, dachte er – erstmals – ans Aufgeben. "Mein Lebensinhalt war weg."

Was rettete Matthias? "Meine Familie. Meine Freunde. Und der Sport." Das Ziel lautete Olympia 2008. "An dem Ziel konnte ich mich festhalten. Alles andere – Training, Schlafen, Essen – war nur Mittel zum Zweck." Aber es half. Zu überleben – und zu siegen: Am 19. August 2008 wurde er in Peking Olympiasieger im Zweikampf, wuchtete insgesamt 461 Kilo. Bei der Siegerehrung hatte er ein Foto von Susann dabei – die Bilder gingen in die Sportgeschichte ein! Chistian Ehrhoff (36): "Als er sich für den Sport entschied, war es eine Entscheidung fürs Leben."

Der Olympiasieg "für meine Susann" wurde zum Höhepunkt ("Ich wachte auf und war der stärkste Mensch der Welt. Das war gigantisch!") und gleichzeitig zum Wendepunkt. 2008 lernte er die Moderatorin Inge Posmyk (48) kennen. "Wir waren beide überrascht, dass ich für eine neue Beziehung bereit war." 2010 heirateten sie, es kamen die Söhne Felix und Max zur Welt. 2013 beendete Steiner seine Laufbahn, speckte 50 Kilo ab (die hatte er draufpacken müssen, als er 2004 in die Superschwergewichtsklasse wechselte) und fand in der Laufbahn als Familienvater, Firmengründer, Geschäftsmann, Bestellerautor und Motivator Glück und Erfüllung.

Andrea Burke beeindruckt die Konkurrenz

Eines hat sich nicht geändert: der Ehrgeiz. "Ich bin heiß!" kündigte Steiner vor "seiner Woche" an. Aber sportlich setzten in Andalusien diesmal andere die Akzente. Vor allem Andrea Burke (41). Sie gewann zwei der drei Wettkämpfe – das Balance- und Ausdauerspiel "Auf Zehenspitzen" und auch Matthias' Heimspiel "Schwergewicht" – und sicherte sich die Medaille der "Wochensiegerin". "Andrea, du kleine Bombe!", lobte Nadine Krause (36). Das Spiel "Wendemanöver" entschied Eishockey-Crack Christian Ehrhoff für sich.

Ehrhoff führt die Gesamtwertung nun mit 56 Punkten vor Andrea (55) und Skispringer und "Camp-Senior" Sven Hannawald (44, "Ich hab zwei Prüfungen voll verkackt!") an. Es folgen Nadine Krause, Matthias Steiner, Britta Heidemann und Boxerin Susi Kentikian (31). Kevin Kuske (40), der erfolgreichste Bobsportler aller Zeiten, fährt als Letzter hinterher. Noch, denn es stehen noch 15 Wettbewerbe aus, bis geklärt ist, wer der "Beste der Besten" ist.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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