"Fyre"

Das Festival, das keins war – Netflix zeichnet Betrug nach

von Rupert Sommer

Es hätte die Traumparty des Jahres werden sollen – mit knackigen Models in knappen Bikinis, coolen Bands auf der einsamen Bahamas-Insel und exklusivem Luxus: Doch was die Gäste erwartete, war der pure Albtraum. Netflix zeichnet in der Doku-Serie "Fyre" einen krass dreisten Betrug nach.

Alles begann mit viel Wirbel bei Instagram, dem Selbstbespiegelungsnetzwerk der Schönen, Reichen und eben solcher User, die gerne zur Glitzerwelt gehören wollen: Dort platzierten der damals 25-jährige US-Internet-Unternehmer Billy McFarland, der mittlerweile wegen seiner betrügerischen Machenschaften hinter Gittern sitzt, und sein Geschäftspartner, der Rapper und Schauspieler Ja Rule, ein Video, das sofort Begehrlichkeiten weckte. Supermodels räkelten sich am Traumstrand, zogen auf Jet-Skis ihre Kurven durch die Karibikbrandung und machten so Werbung für eine Exklusiv-Party, die im April 2017 steigen sollte. Eigentlich. Denn aus dem Fyre-Festival, das der neuen Netflix-Doku, die ab sofort weltweit auf dem Streaming-Dienst ausgestrahlt wird, ihren Namen gibt, wurde nichts. Dies macht dann der Titelzusatz schnell klar: Es wurde eben "The Greatest Festival That Never Happened".

Mehrere tausend junge Menschen, denen das Geld offenbar für gewöhnlich locker in der Tasche steckt, waren der perfekt inszenierten Instagram-Versprechung gefolgt, hatten sich Festival-Tickets für horrende Preise von bis zu 12.000 Dollar gekauft – und landeten auf der abgelegenen Bahamas-Insel buchstäblich im Regen. Statt Dolce Vita in Luxusvillen am Strand mussten die Gestrandeten im tropischen Unwetter mit Übernachtungen in Zelten und auf völlig durchnässten Matratzen vorlieb nehmen. Von den angekündigten Bands spielte keine einzige, die Musiker waren gar nicht erst angereist.

Schritt für Schritt legen die Netflix-Filmemacher einen gigantischen Betrugsversuch frei: In einer Mischung aus arroganter Überheblichkeit und himmelschreiender Inkompetenz hatten McFarland und Ja Rule auf der für den Festivalansturm ohnehin komplett ungeeigneten kleinen Eiland einen Scherbenhaufen hinterlassen. Anstatt sich den wütenden Fans zu stellen, machten sie sich mit den Ticket-Erlösen aus dem Staub. Sie hinterließen nicht nur viele enttäuschte Besucher eines Festivals, das nie stattfand, sondern vor Ort auch fast nur unbezahlte Rechnungen.

Was die Dokuserie so sehenswert macht, ist die Schonungslosigkeit mit der sie einen Hype entlarvt: Weil so etwas über Social Media eben offenbar ungeprüft funktioniert, entstand aus dem Nichts ein Medienereignis, das zu schön aussah, um je wahr zu werden. Und die üblichen Verdächtigen – darunter Influencer-Superstars wie Bella Hadid oder Kendall Jenner – machten den faulen Zauber mit – und verbreiteten den verlogenen Hashtag der Hochstapler kräftig weiter. Skandal!


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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