Popcorn-Kino mit philosophischen Fragen

"Ghost in the Shell" wächst über sein Genre hinaus

von Jasmin Herzog

Scarlett Johansson als Roboter-Mensch-Hybrid: Basierend auf einem Manga will die Realverfilmung von "Ghost in the Shell" Science-Fiction-Action auf höchstem Niveau bieten.

ProSieben
Ghost in the Shell
Science-Fiction

Nach ihren Rollen in Luc Bessons "Lucy" und als Natasha Romanoff alias Black Widow in den "Avengers"-Filmen versucht sich Scarlett Johansson erneut als Actionheldin. Bei "Ghost in the Shell" (2017) handelt es sich wie bei genannter Marvel-Reihe um die Realverfilmung einer Comic-Vorlage. Der Science-Fiction-Kracher basiert auf dem gleichnamigen Manga von Masamune Shirow. Als Anime wurde die Story bereits mehrfach inszeniert, nun hauchte Regisseur Rupert Sanders ("Snow White & the Huntsman") den Figuren mit realen Schauspielern Leben ein. Popcorn-Kino trifft dabei auf die philosophische Suche nach dem Kern der Menschlichkeit. Kann diese gewagte Mischung aufgehen? Dank der Free-TV-Premiere bei ProSieben lässt sich diese Frage nun bequem vom heimischen Sofa aus beantworten.

In der nahen Zukunft öffnet sich die Gesellschaft zunehmend dem Thema "Cyber-Verbesserungen". Will heißen: Dem menschlichen Körper wird mit Implantaten ein Upgrade verpasst. In einem Fall geht die Technik dabei weiter als bisher: Major (Scarlett Johansson) ist ein Cyborg – ihr Gehirn wurde in einem Roboterkörper untergebracht. Als Erste ihrer Art soll Major für ihren Dienstherrn ihre übermenschlichen Fähigkeiten als Teil des Elitekommandos Sektion 9 einsetzen. Der erklärte Feind: ein Hacker, der die Cyber-Technologien von Hanka Robotic zerstören will.

Mit Action-Choreografien und Special Effects auf Top-Niveau wäre die Suche nach dem Bösewicht schon unterhaltsam genug fürs klassische Popcorn-Kino, doch damit gibt sich der Film nicht zufrieden: Regisseur Rupert Sanders schickt seine Heldin nebenbei auch auf eine Suche nach sich selbst. Die Sinnkrise lässt den Cyborg Major die großen philosophischen Fragen stellen: Wer bin ich? Werden wir definiert von unseren Handlungen oder von unserer Vergangenheit? Ist unsere äußere Hülle, die "Shell", wichtiger oder unser "Ghost", die unsterbliche Seele?

So mancher dieser Diskurse geht ein wenig unter im Kugelhagel und Action-Ballett, doch in seinen ruhigen Momenten überrascht "Ghost in the Shell" angenehm und wächst über sein Genre hinaus. Die Kulisse erinnert an Science-Fiction-Klassiker wie "Blade Runner", die Action-Szenen an die "Matrix"-Kultfilme. Dass Rupert Sanders bei Stunts und Spezialeffekten reichlich Gas gibt, ist eine weise Entscheidung, denn die Fangemeinde von "Ghost In The Shell" setzt sich aufgrund diverser Adaptionen aus Manga-, Anime- und Videospiel-Fans zusammen.

Optisch erfüllt die Realverfilmung die hohen Erwartungen allemal. Auch der allen guten Science-Fiction-Thrillern innewohnende Grundgedanke wird hier bedient: Nichts ist, wie es scheint. Denn die Grenzen zwischen Gut und Böse entpuppen sich am Ende als ebenso trügerisch wie die von Mensch und Maschine. Mit der Idee, die Suche nach dem Bösewicht mit der Suche nach Majors eigener Identität zu verknüpfen, hievt der Film das Niveau deutlich über den Genredurchschnitt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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