Drama in der ARD

"Einsamkeit und Sex und Mitleid": plakative Leere

von Andreas Fischer

Eine ziemlich schrille Schar gescheiterter Existenzen ergründet die emotionale Lage der Nation und findet vor allem "Einsamkeit und Sex und Mitleid". Das Erste zeigt das Drama nun als Free-TV-Premiere.

ARD
Einsamkeit und Sex und Mitleid
Drama • 11.03.2019 • 00:05 Uhr

Es ist zum aus der Haut fahren im gegenwärtigen Deutschland 2017. Da klaut einer einem schlafenden Polizisten die Schuhe im ICE. Da muss Jesus mit ansehen, wie sein Lieblingsjünger ein Mädchen untenrum anfasst. Da muss dasselbe Mädchen überlegen, ob es sich für 100 Euro von einem "Arab" lecken lässt. Was sonst noch alles schiefläuft in Deutschland, zeigt der "Tatort"- und Vorabendserien-erprobte Regisseur Lars Montag in seinem provokanten Drama: "Einsamkeit und Sex und Mitleid", das im ersten nun als Free-TV-Premiere läuft.

Die freie Interpretation des gleichnamigen Romans von Helmut Krausser aus dem Jahr 2009 will ein Bericht zur emotionalen Lage der Nation sein. Denn, ja, es hat sich etwas verschoben im Land der Dichter und Denker. Und irgendwas läuft dabei gehörig schief. Da ist etwa der Polizist (Jan Henrik Stahlberg), der nichts gegen Fremde hat, solange sie nicht in Deutschland sind. Oder der Bienenzüchter (Rainer Bock), der trotz Sterilisation zweifacher Vater ist. Oder der Supermarktchef, der als "Brandbeschleuniger XL" im Internet nach Möglichkeiten sucht, seine Spritze zum Einsatz zu bringen. Oder seine frisch von ihm getrennte Frau, die einem Callboy sehr genaue Anweisungen gibt, wie sie befriedigt werden will.

Der Film soll knallen, und das tut er in gewisser Weise auch. Mit lauten Bildern und satirischem Getöse. Hinter wirklich jeder Fassade tun sich immer tiefere und absonderlichere Abgründe auf, die voll sind mit Frust und Ekel, mit Fremdenhass und Stadthaushölle. Nur bleibt trotz allen Stilwillens lediglich eine plakative Leere.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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