"Monuments Men": Jäger der geraubten Schätze
Uneinheitlich, unglaubwürdig, unspannend: Georges Clooneys Abrechnung mit dem Nazi-Kunstraub misslingt. Nur die gute Absicht lässt für etwas Milde plädieren.
Unter den Kunstwerken, die Frank Stokes, alias George Clooney, in "Monuments Men" (2013) so verzweifelt sucht, befindet sich ein jahrhundertealtes Gemälde, das einen jungen Mann im Cape zeigt. Auf Befehl seines Offiziers richtet ein deutscher Soldat seinen Flammenwerfer darauf. Als würde die Hölle selbst Feuer speien, erfasst ein heißer gelber Strahl die dargestellte Gestalt, lässt sie einschrumpfen, dann zehrt er sie auf. Die Farbe scheint zu schmelzen, wirft Blasen, als wären es Blutstropfen, bis knisternd alles vergeht. Vielleicht ist Kunstvernichtung noch nie so stark wie Menschenvernichtung erschienen wie hier. Clooney hat als Regisseur seines Dramas um den Kunstdiebstahl der Nazis im Zweiten Weltkrieg ein großes Thema am Wickel, das den Holocaust mehr als nur berührt. Davor büchst er leider zu oft in Clownerie aus, als hätte er es mit der Angst bekommen.
"Monuments Men" beruht auf einer wahren Begebenheit. Mitten im Zweiten Weltkrieg sollte eine Gruppe amerikanischer Kunsthistoriker mit dem Segen der Regierung Kunstwerke wiederbeschaffen, die die Nazis jüdischen Besitzern und in den von ihnen besetzten Ländern entwendet hatten. Der von George Clooney dargestellte Frank Stokes ist einem berühmten Kunsthistoriker in Harvard nachempfunden.
Auf dieser Basis vollführen Clooney und sein Co-Autor Grant Haslow einen Kopfsprung in die Fantasie: Stokes stellt eine Truppe von meist älteren Kunstexperten und Künstlern zusammen, die nicht nur recherchieren und katalogisieren, sondern auch kämpfen können. Das ist das Signal für die Stars Matt Damon, Bill Murray, John Goodman und Jean Dujardin, sich einer ebenso lästigen wie lustigen militärischen Grundausbildung zu unterziehen. Das Ziel ist es, in Europa grimassierenden SS-Leuten ihre Beute abzujagen und dabei auch noch gierigen Russen zuvorzukommen. Als blaustrumpfige Pariser Museumssekretärin gesellt sich Cate Blanchett hinzu.
Der Film hält nicht ganz, was er verspricht. Den Wert der Kunst für die Menschheit nur zu behaupten, ohne sie sinnlich erfahrbar zu machen, was im Rahmen eines Actionfilms durchaus möglich wäre, ist das Hauptversäumnis Clooneys als Regisseur. Weit davon entfernt, Faszination für Malerei und Skulptur zu wecken, spielen seine Stars sich selbst. Keine Sekunde nimmt man ihnen ab, dass sie beruflich mit Kunst zu tun haben. Statt einige seiner Figuren in sentimentalem Patriotismus zu Helden zu stilisieren, indem er sie für die Kunst sterben lässt, hätte Clooney lieber das Motiv seiner Flammenwerfer-Szene zum Fundament wehrhaften Eintretens in Kunstsachen machen sollen: Wo Bilder von Verbrecherhand sterben, geschehen auch Massenmorde. So aber sitzt man in einem Indiana-Jones-Film ohne Indiana Jones.
Quelle: teleschau – der Mediendienst