Keine ganz normale Familie: "The Umbrella Academy" versammelt verkorkste Helden
In "The Umbrella Academy" schickt Netflix verkorkste junge Helden ab 15. Februar auf Weltrettungsmission. Lohnt es sich, ihnen die Daumen zu drücken?
Das Gefühl, dass der eigene Bruder oder die eigene Schwester irgendwie alles besser kann, kennen wohl viele, die mit Geschwistern aufgewachsen sind. Wie unzulänglich muss man sich dann erst vorkommen, wenn man die Schwester eines Superhelden ist? Oder, in Vanyas Fall, die Schwester von sechs Superhelden? Von den sieben Kindern, die der Milliardär Reginald Hargreeves direkt nach ihrer mysteriösen Geburt adoptiert hatte, ist die unscheinbare Geigerin die Einzige, die nicht über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt. Dafür wurde ihre Rolle in der Netflix-Adaption der Comic-Reihe "The Umbrella Academy", die ab 15. Februar gezeigt wird, mit der prominentesten Darstellerin besetzt, die die schräge Heldenserie zu bieten hat: Independentfilm-Darling Ellen Page, die 2008 für ihre Hauptrolle in "Juno" oscarnominiert war.
Ihr mangelndes Talent war einst der Grund dafür, dass sie nicht mit ihren Geschwistern auf geheime Missionen gehen und Schurken stoppen konnte. Dass heute, 30 Jahre, nachdem aus sieben Babys aus allen Winkeln der Welt Adoptivgeschwister geworden sind, keines ihrer Familienmitglieder mehr mit ihr spricht, liegt allerdings an anderen Dingen. Zum einen hat Vanya vor einigen Jahren in ihrer Autobiografie über die Heldenfamilie ausgepackt. Zum anderen haben sich die Geschwister auseinandergelebt, seit der eine Bruder verstorben und der andere Bruder auf Zeitreise verschwunden ist. Erst als Nummer Fünf (Aidan Gallagher) nach jahrelanger Abwesenheit plötzlich auf der Beerdigung ihres Vaters auftaucht, beginnen die verbliebenen Mitglieder des Heldenteams, sich wieder zusammenzuraufen. Denn auf seiner Reise durch die Zeit musste Nummer Fünf leider feststellen, dass in wenigen Tagen der Weltuntergang droht.
Apocalypse Now Again
Die Nachricht von der bevorstehenden Apokalypse beunruhigt die Absolventen der "Umbrella Academy" deutlich mehr als das Publikum. Schließlich muss die Welt, seit diverse Hollywood-Studios das Kassenpotenzial von Comic-Verfilmungen erkannt haben, mittlerweile gefühlt aller zwei Wochen von einem oder mehreren Superhelden vor ihrem Ende bewahrt werden. Auf welche Weise das nun passiert, spielt dabei kaum noch eine Rolle.
Dessen scheinen sich auch die Macher von "The Umbrella Academy" bewusst zu sein. Statt die außergewöhnlichen Kräfte der Hauptfiguren in den Vordergrund zu stellen, die sich der ehemalige My-Chemical-Romance-Frontmann Gerard Way erdachte, interessiert sich Showrunner Steve Blackman ("Fargo") viel mehr dafür, wer diese Figuren eigentlich sind: wie sie ticken, warum sie so geworden sind, wie sie zueinander stehen und warum. Schritt für Schritt, Folge für Folge, nähert er sich dem Junkie Klaus (Robert Sheehan), dem starken Luther (Tom Hopper), der berühmten Allison (Emmy Raver-Lampman), dem wütenden Diego (David Castañeda), der schüchternen Vanya und dem sprunghaften Nummer Fünf an. Genauso behutsam werden die Hintergründe und Zusammenhänge enthüllt, bis die einzelnen Teile sich schließlich zu einem Bild zusammenfügen.
Action und Spektakel kommen dabei nicht zu kurz, sie scheinen den Machern über weite Strecken nur weniger wichtig zu sein als ihre Figuren, die ihre Kräfte deutlich seltener einsetzen, als man erwartet. Und genau das unterscheidet gute Superhelden-Geschichten von weniger guten: Während man sich an CGI-Schlachten und Kraftdemonstrationen schnell satt sieht, bleiben facettenreiche Charaktere deutlich länger spannend – ob sie nun übermenschlich begabt sind oder nicht.
Quelle: teleschau – der Mediendienst