Sechster Film der Reihe

"Krauses Hoffnung": sagenhafte Entschleunigung

von Wilfried Geldner

Schön, dass er wieder da ist. Zum sechsten Mal spielt Horst Krause, der Schauspieler, den pensionierten Polizeihauptmeister und Gastwirt Horst Krause. Und wieder ist Krause aus Schönhorst in Brandenburg ein umwerfendes Paket Mensch. Bauch und Hosenträger sitzen wie eh und je. Ein Zweieinhalb-Zentner-Mann, ein Choleriker, kochend vor Wut und stets beschäftigt damit, sich gerade noch zurückzuhalten.

ARD
Krauses Hoffnung
Komödie • 01.02.2019 • 20:15 Uhr

Dabei ist Krause auch im sechsten Film, "Krauses Hoffnung", für den der Regisseur Bernd Böhlich wie für alle anderen das Drehbuch schrieb, ein überaus guter Mensch. Krause sorgt sich um Elsa, seine Schwester, die immer vergesslicher wird. Eine Pfanne brennt auf dem Herd und ruft die Feuerwehr auf den Plan.

"Jetzt könnt ich 'n Kümmel vertragen", sagt Elsa nach gelöschtem Brand, und Krause, den sie immer zärtlich "Hotti" nennt, haut auf die Theke, dass es kracht: "Das vergisst du nie!" Das Zusammenspiel von Krause und seiner Film-Schwester Carmen-Maja Antoni hat Stan-und-Ollie-Qualitäten. Ein gegenseitiges Lauern, Explosionen und stille Pausen.

Dass zwischen diese beiden noch weitere Personen passen, glaubt man eigentlich nicht. Doch beim Eintreffen der Kölner Schwester Meta (Angelika Böttiger), die der besorgte Horst wegen Elsas Vergesslichkeit herbeigerufen hat, wird man eines Besseren belehrt: Aus dem Duo entsteht ein komisches Quartett, denn Meta hat ja ihren umtriebigen Lebensgefährten Rudi (Tilo Prückner) mitgebracht.

Nach Elsas Schwächeln will Krause den Gasthof aufgeben: Wellness-Oase oder veganes Restaurant – das ist die Zukunftsfrage, die sich zu stellen scheint. Weil sich Krause aber dann doch gegen die düstere Zukunft sträubt, beschließt man, erst mal mit Rudis Caravan nach Pommern, in die alte Heimat der Krauses, zu reisen. Vielleicht gewinnt Elsa ja dort ihr Gedächtnis zurück. Elsa wird dann, als sie an der pommerschen Küste beim Kirschenklau vom Baum fällt, von einer alten Jugendliebe aufgefangen. Mit Lubo (Victor Choulman) darf sie noch mal in der alten Schule sitzen. Fast hätten sie sich dann auch Händchen gehalten, hätten nicht die Zeit und Krause gedrängt.

Rudi, den Kölner Schwager, zu Hause zurückzulassen, war natürlich eine fiese Idee. Rudi hat eine Annonce aufgegeben und inzwischen einen Griechen im Gasthof mit dem Restaurant "Korfu" eingemietet. Glücklicherweise gibt es aber Rudis starken Caravan, mit dem man das grandiose neue Portal einfach umfahren kann. Und dann ist da ja auch noch die allein erziehende Köchin mit ihrem kleinen Sohn aus Berlin, die sich um eine Stelle in der Küche bewarb. Kurzum: Krauses Gasthof – er möge leben.

Spätestens dann, wenn im Garten mit einem Betttuch als Leinwand ein Landkino eröffnet wird, ist klar, welcher idyllischen Zukunftsvision man hier aufsitzt. Man tut es durchaus gern – und staunt über eine geradezu waghalsige Entschleunigung, die hier bei der Wiederherstellung von Heimat um sich greift.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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