SAT.1-Drama

"Lautlose Tropfen": Vergewaltigt beim Klassentreffen

von Julian Weinberger

Albtraum Klassentreffen: Eine Frau bekommt K.o-Tropfen und wird vergewaltigt, offenbar von einem ihrer ehemaligen Mitschüler. Das SAT.1-Drama hat starke Momente, leider aber ein hanebüchenes Ende.

SAT.1
Lautlose Tropfen
Drama • 25.03.2019 • 20:15 Uhr

Was ist wohl aus dem schrägen Chris geworden? Ob Depri-Jens mittlerweile endlich lachen kann? Und was, das soll Dietmar sein? Als sich Franziska (Stefanie Stappenbeck) und Suse (Mira Bartuschek) auf ihrem Weg zum Klassentreffen aktuelle Bilder ihrer ehemaligen Mitschüler ansehen, können sie es kaum glauben. Der Abschluss ist tatsächlich schon 20 Jahre her. Angekommen im gemütlichen Ambiente eines Landhotels schwelgen sie mit ihren ehemaligen Kumpanen in Erinnerungen. Bis spät in die Nacht feiern sie eine rauschende Party und bechern dabei ordentlich. Als Franziska am nächsten Morgen aufwacht, liegt sie nackt im Bett und erinnert sich an nichts – ein klassischer Filmriss. Ihr Hotelzimmer ist verwüstet, der Boden gepflastert von Kippen und leeren Schnapsflaschen. Irgendwo dazwischen liegt ihre Unterwäsche. Es ist eine konfuse Ausgangssituation, auf die Regisseur Holger Haase sein Drama "Lautlose Tropfen" aufbaut.

Für Franziska ist schnell klar, dass es sich nicht um einen bloßen Alkoholabsturz handelt. Schließlich schläft sie nie nackt, und ihre Unterleibsschmerzen machen sie auch stutzig. Ein Video, zugeschickt von einem Unbekannten, bringt schließlich traurige Gewissheit: Franziska wurde vergewaltigt. Doch ein Gang zur Polizei endet frustrierend, denn ohne Spuren auch keine Ermittlungen. So macht sich die geschundene Frau gemeinsam mit ihrem Mann Freddy (Max von Pufendorf), Suse und ihrer Jugendliebe Chris (Oliver K. Wnuk) auf die Suche nach dem Täter.

"Lautlose Tropfen" zeigt in der Folge eine Frau, deren Alltag außer Kontrolle geraten ist. Die nette Geste eines Nachbarn, der ihr ein Getränk anbietet, lehnt Franziska aus Angst vor einem erneuten Angriff ab. Gierig greift sie nach jedem Strohhalm, der ihr das Leben erträglicher macht und sie einen Schritt näher zur Aufklärung der Tat bringt. Die Drehbuchautoren Jochen Ketschau und Mirko Schulze hetzen Hauptdarstellerin Stefanie Stappenbeck von der Selbsthilfegruppe bis zur Hypnosetherapie. Dabei ist das Drama gerade in seinen ruhigen Momenten stark und weiß den Zuschauer emotional zu berühren. Etwa, wenn Franziska ihrem Mann Freddy von ihrem traumatischen Erlebnis berichtet. Dann ist die Zerrissenheit und die Fassungslosigkeit über die Tat greifbar, was der guten Chemie zwischen den Darstellern zu verdanken ist.

Leider verfällt der SAT.1-Film aber immer wieder zurück in die rastlose Suche nach dem Täter. Angesichts der manchmal beliebig erscheinenden Aneinanderreihung typischer Szenen aus Vergewaltigungsdramen gelingt es so dem Zuschauer nie, auf Dauer eine Verbindung zur Hauptfigur aufzubauen. Dass am Ende des 90-Minüters nicht der Eindruck eines eigentlich solide gemachten Dramas bleibt, liegt aber vor allen Dingen an dem komplett hanebüchenen Ende. Darin missglückt den Machern ein Genre-Mix aus Thriller, Krimi und Drama völlig.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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