Französisches Drama

"Die Prinzessin von Montpensier": Verschwendete Jugend

von Andreas Fischer

"Die Prinzessin von Montpensier" sieht aus wie ein Mantel-und-Degen-Film, ist aber ein sensibles Drama über eine Jugend, die keine sein darf.

ARTE
Die Prinzessin von Montpensier
Drama • 24.03.2019 • 20:15 Uhr

Gemetzel in Gottes Namen: Am Ende des 16. Jahrhunderts toben in Frankreich Religionskriege. Katholiken und Protestanten hauen sich gegenseitig die Köpfe ein und ab, schwangere Frauen werden abgeschlachtet. Regie-Altmeister Bertrand Tavernier eröffnet "Die Prinzessin von Montpensier" (2009) mit einer äußerst naturalistischen Schlachtszene: Brutalität und Gewalt schweben fortan wie ein Damoklesschwert über seinen Historienfilm, der weniger ein Mantel-und-Degen-Abenteuer ist als vielmehr ein sensibles und klug inszeniertes Drama über verletzte Eitelkeiten, Liebe, die nicht sein darf und die Orientierungslosigkeit der Jugend. ARTE zeigt das Spektakel zum ersten Mal im Free-TV.

Weil er die "Barbarei nicht mehr ertragen kann", quittiert Chabanne (Lambert Wilson) den Dienst an der Waffe und zieht sich auf das Schloss des befreundeten Grafen de Mézières zurück. Dort wird der gebildete Mann zum Lehrer der ausgesprochen schönen Marie de Mézières (Mélanie Thierry): Anstatt mit Kriegsführung, Mord und Totschlag kann er sich nun mit Poesie und Philosophie beschäftigen.

Aber die Wirklichkeit holt den alten Lehrer und seine junge Schülerin in ihrem Elfenbeinturm schnell ein: Gegen politische Ränkespiele und emotionales Chaos können auch die schönen Künste nichts ausrichten. Marie liebt Henri de Guise (Gaspard Ulliel), wird aber aus politischem Kalkül mit Philippe de Montpensier (Grégoire Leprince-Ringuet) verheiratet. Während die jungen Männer in die Schlacht ziehen, Allianzen schmieden und verraten, die Lager wechseln und am Königshof Intrigen spinnen, wird Marie immer mehr zu einem vergessenen Schmuckobjekt.

Tavernier inszenierte "Die Prinzessin von Montpensier" mit sehenswerter Ausstattung, bedeutungsschweren Dialogen und mit großem Interesse für persönliche Motive. Er zeigt die Strukturen im Privaten – auf dem Spielfeld der großen Politik sind die Menschen lediglich Figuren, die hin und her geschoben werden. Zumal sie jung sind und unerfahren, gegen Wände laufen und sich orientierungslos im Kreis drehen. Von Frankreichs junger Schauspielgarde überzeugend gespielt, ist der Kostümschinken vor allem eine zeitlose Geschichte über das Erwachsenwerden.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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