"Menschen zutiefst verletzt"

Teilnehmer entschuldigen sich nach Rassismus-Talk im WDR

Mit einer Talkshow zum Thema Rassismus löste der WDR am Wochenende breite Empörung aus. Der Sender zeigte Selbstkritik, und auch einzelne Diskussionsteilnehmer haben sich inzwischen öffentlich entschuldigt.

Einfach mal flapsig über das Thema Rassismus talken – und das auch noch ohne Beteiligung Betroffener: Dieser Ansatz, den Moderator Steffen Hallaschka am späten Freitagabend mit Gästen in der WDR-Show "Die letzte Instanz" verfolgte, ist nach hinten losgegangen. In den sozialen Medien wurde große Empörung über den unterhaltsamen "Meinungs-Talk" im Dritten laut. Der WDR entschuldigte sich auf Twitter, und auch zwei Diskussionsteilnehmer übten jetzt Selbstkritik.

Allen voran Schauspielerin Janine Kunze ("Hausmeister Krause"). Bei Instagram schrieb die 46-Jährige: "Mir ist klar geworden, dass ich Menschen, insbesondere die der Sinti und Roma Community, mit meinen unbedachten Äußerungen zutiefst verletzt als auch diskriminiert habe." Die Frage, ob man noch einen Begriff wie "Zigeunersoße" gebrauchen sollte, hatte Kunze in der Talkshow damit bejaht, dass sie selbst sexistische Bemerkungen klaglos ertrage: "Hier sitzt eine blonde Frau mit relativ großer Brust. Was meinst du denn, was wir uns anhören?".

Inzwischen sieht die Schauspielerin die Sache anders: "Gerade ich als Mutter von drei Kindern sollte aufgeklärter sein, wenn es um unser vorurteilsbehaftetes Sprachsystem geht." Sie werde zukünftig ihre Wortwahl überdenken, "denn es war falsch, dass ich mir angemaßt habe, als privilegierte weiße Frau über ein Thema zu sprechen, welches ich in seiner Konsequenz und in seinen Ausmaßen nicht beurteilen kann".

WDR mit Selbstkritik

Zerknirscht blickt auch Micky Beisenherz auf seinen Auftritt in "Die letzte Instanz" zurück. Zwar fiel der Autor und Moderator selbst nicht durch unpassende Bemerkungen auf. Allerdings wirft er sich vor, er "hätte in der Sendung bei vielen problematischen Aussagen wirklich vehementer reagieren müssen". In seinem "Apokalypse & Filterkaffee" räumte Beisenherz ein: "Auch von mir war das eine sehr schwache Performance in dieser Show, die im Kern schon falsch zusammengesetzt war." Er hätte von der Gesellschaft erwartet, sie sei "deutlich weiter, als im Jahr 2021 noch ernsthaft über das verdammte Schnitzel zu diskutieren".

Zuvor hatte sich bereits der WDR von der heftig kritisierten Talk-Ausgabe distanziert: "Der Verlauf der Sendung war nicht, wie wir es geplant und uns vorgestellt hatten", schrieben die Verantwortlichen in einem Retweet auf eine Kritik. "Bei so einem sensiblen Thema hätten unbedingt auch Menschen mitdiskutieren sollen, die andere Perspektiven mitbringen und/oder direkt betroffen sind." Man werde daraus lernen und es in Zukunft besser machen. Aus Gründen der Transparenz hat man sich jedoch entschieden, die Sendung in der Mediathek zu belassen.

Zu Gast bei "Die letzte Instanz" waren am späten Freitagabend außer Kunze und Beisenherz Showmaster Thomas Gottschalk und Schlagerstar Jürgen Milski. Die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli nannte die Runde "arrogant, ignorant, selbstgefällig". "Mir geht's nicht darum, dass weiße Menschen über Rassismus sprechen, es gibt viele, die Ahnung haben, sondern darum, was sie sagen und wie!" Die SPD-Chefin Saskia Esken schimpfte: "Mir fehlen die Worte. Das ist wirklich nur noch zum Schämen."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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