Britische Serie im ZDF

"Bodyguard": minimal überkonstruiert, aber packend

von Bernd Fetsch

Ein Kriegsveteran wird als Bodyguard für eine Politikerin angeheuert. Dabei hegt der Mann Rachepläne gegen "die da oben". Eine der spannendsten Serien der letzten Jahre feiert im ZDF Free TV-Premiere.

ZDF
Bodyguard
Thriller-Serie • 01.02.2021 • 22:15 Uhr

Schon die ersten 20 Minuten von "Bodyguard" haben es in sich. Kriegsveteran David Budd (Richard Madden) sitzt gemeinsam mit seinen beiden Kindern im Zug nach London. Weil er mittlerweile als Polizist und Personenschützer für Royals und Politiker arbeitet, ist er sogar privat permanent darauf bedacht, potenzielle Risiken und Gefahrenquellen zu identifizieren. Auch an Bord des Zuges findet er einiges verdächtig – und David soll Recht behalten: Eine junge Frau hat sich in der Toilette einen Sprengstoffgürtel umgeschnallt und den nervösen Finger am Abzug. Das sorgt für schweißnasse Hände beim Publikum und fungiert gleichzeitig als Taktgeber für alles, was folgt: Spannung ist hier Trumpf!

Falls es noch nicht klar geworden ist: "Bodyguard" ist keine Serienadaption der gleichnamigen 1990er-Kultromanze. Die sechsteilige Politthriller-Serie aus dem Hause BBC, die in Großbritannien Zuschauerrekorde brach, ist nun in drei langen Doppelfolgen am späteren Montagabend beim ZDF zu sehen. Geschrieben wurde das kluge Spannungsstück von TV-Veteran Jed Mercurio ("Line of Duty"), die Hauptrolle wurde mit Richard Madden ("Game of Thrones"), der dafür einen "Golden Globe" gewann, optimal besetzt.

Maddens Personenschützer ist ambivalent gestaltet. Denn David Budd leidet seit seinem Afghanistan-Einsatz unter dem posttraumatischen Belastungssyndrom. Unkontrollierte Wutausbrüche, psychische Probleme und das Ertränken eben jener in Alkohol haben dazu geführt, dass er und seine Frau Vicky (Sophie Rundle) getrennt voneinander leben. Die Schuld an seiner Misere weist der Geschundene jenen Politikern und Mächtigen zu, die Soldaten im Krieg verheizen und dadurch die terroristische Antwort selbst provozieren – eine tödliche Kausalkette.

Manchmal erinnert "Bodyguard" an "Homeland"

Ausgerechnet eine jener verhassten Politikerinnen wird Bodyguard David nun als Schutzbefohlene zugewiesen. Weil akute Terrorgefahr besteht, soll er für die Innenministerin Julia Montague (Keeley Hawes, "Line of Duty") arbeiten. Das sorgt für einen inneren Konflikt bei David, schließlich stimmte die ambitionierte und undurchschaubare Politikerin stets für britische Auslandseinsätze im Irak und Afghanistan. Im "Terminator"-mäßig agierenden Polizisten brodelt es gewaltig, denn eigentlich hegt er Rachepläne gegen "die da oben". Wird er die Ministerin verraten? Und welche Ziele verfolgt Julia? Die Lage verkompliziert sich, als auch noch Gefühle ins Spiel kommen ...

Es ist ganz schön was los bei "Bodyguard": Innere wie äußere Konflikte fesseln den Zuschauer vor dem Bildschirm, dabei erfindet die Serie das Thriller-Rad nicht neu. Mitunter fühlt man sich aufgrund der komplexen Charaktere, der Vermeidung von Schwarz-Weiß-Zeichnungen und der differenzierten Auseinandersetzung mit politischen Themen an den Genre-Primus "Homeland" erinnert. Auch die sexuelle Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren trägt dazu bei. Abgekupfert ist "Bodyguard" deswegen aber nicht. Nur minimal überkonstruiert – doch genau das macht einen Großteil der Spannung aus. Manchmal heißt es eben: Lass dich ein, so wirst du Nervenkitzel ernten.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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