ZDF-Talkshow

Kühnert bei Lanz: Koalition mit der Linken "grundsätzlich denkbar"

Er mache keinen Hehl daraus, dass er sich diese Verbindung vorstellen könne, sagt Kevin Kühnert bei Markus Lanz zu einer möglichen Koalition mit der Linken.

Nach der SPD-Parteichefin Saskia Esken zieht nun also auch der Vize nach: Nachdem Esken im ARD-Sommerinterview Anfang August Offenheit für Gespräche mit der Linkspartei gezeigt hatte, schlug Kevin Kühnert am Dienstagabend im ZDF-Talk "Markus Lanz" nun in eine ähnliche Kerbe. Er halte eine Koalition mit den Linken für "grundsätzlich denkbar", wie die Nachwuchshoffnung der SPD sagte: "Ich mach' ja auch gar kein Hehl draus, dass ich mir diese Verbindung vorstellen kann."

Kühnert meinte, sowohl der SPD als auch der Linken sei daran gelegen, die Union bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr nach 16 Jahren in der Regierung "in eine Verschnaufpause" zu schicken. Dennoch machte der 31-Jährige deutlich, dass er Rot-Rot-Grün nicht mit allen Mitteln durchsetzen wird: "Mir ist das lieber als andere Verbindungen, aber dafür werfe ich Werte nicht über Bord, auch ich nicht."

Für ein Bündnis infrage kämen aber alle demokratischen Parteien, so Kühnert, also "im Wesentlichen" auch die Linke. "Wir regieren in drei Bundesländern mit dieser Partei. Wir müssen ja jetzt nicht so tun, als würden wir über ein UFO reden, das wir alle nicht kennen und was unbekannterweise nächstes Jahr in Deutschland landen wird", reagierte der Juso-Chef etwas angefasst auf den Fragenhagel, der vonseiten Markus Lanz' und des "Welt"-Journalisten Robin Alexander auf ihn einprasselte.

Der kritischen Nachfrage von Gastgeber Markus Lanz bezüglich fehlender Reaktionen einiger Politiker der Linken auf Menschenrechtsverletzungen, etwa in Russland, entgegnete Kühnert mit klarer Kante: "Es wird keine Koalition am Ende geben mit Parteien, egal wie die dann heißen, bei denen ein Koalitionsvertrag 'bei rauskommt, in dem man Menschenrechtsverletzungen in Russland oder anderswo ausschweigt – um Rücksicht auf das politische Bündnis zu nehmen. Eine solche Regierung wird nicht zustande kommen."

Angesprochen auf den Linken-Fraktionsvize Andrej Hunko, der in der Vergangenheit nicht nur den venezuelanischen Machthaber Nicolás Maduro besucht hatte, sondern auch eine mögliche Sanktionierung des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko veurteilte, positionierte sich Kühnert deutlich: "Wir haben ja auch mit der CDU koaliert, als Erika Steinbach da noch an Bord war. Also wenn wir jetzt anfangen, bei der Linken 70.000 Mitglieder durchzugehen – das ist nicht der Punkt."

Er maße sich aber nicht an, von der Linken Konsequenzen zu verlangen. "Was ich für die SPD sagen kann, ist: Wenn gewisse Grundstandards in einer Zusammenarbeit zwischen Parteien nicht erfüllt sind – und zwar völlig egal, über wen wir reden – dann gibt es keine Koalition."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren