Krimi aus Stuttgart

"Tatort: Stau" – Mordermittlungen im Verkehrskollaps

von Eric Leimann

In einer Stuttgarter Wohnstraße liegt ein totes Mädchen. Unfall oder Mord? Wer auch immer es war, er dürfte erstmal im Stau stehen. Also sperren die Kommissare die gesamte verdächtige Verkehrslawine ab.

ARD
Tatort: Stau
Kriminalfilm • 21.07.2019 • 20:15 Uhr

Auf der "Weinsteige", die sich von der Stuttgarter Innenstadt zur Autobahn hochschlängelt, sind Staus programmiert. Dietrich Brüggemann (Buch und Regie) erlebte die hilflose Situation eindrucksvoll selbst, sodass er daraus einen ungewöhnlichen "Tatort" zauberte: In einer Wohngegend nahe der Weinsteige wurde ein 14-jähriges Mädchen tot aufgefunden. Unfall oder Mord?

Ein dreijähriger Junge will durchs Fenster das Geschehen beobachtet haben. "Da ist ein Mädchen umgefallen", gackert er und verweist auf sein rotes Spielzeugauto, als er um eine Beschreibung des Tatautos gebeten wird. Der Täter, sofern tatsächlich mit dem Auto unterwegs, kann nur im Stau stehen. Gegen die eskalierende Verzweiflung und Wut der Verkehrsinfarkt-Insassen sperren die Kommissare Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) die gesamte verdächtige Verkehrslawine ab – und beginnen mit ihren Ermittlungen.

Im Stau, der für einen 13 Tage langen Dreh auf 100 Metern in einer Freiburger Messehalle mithilfe einer Bluescreen nachgebaut wurde, finden sich Menschen in allen möglichen Stress-Situationen: ein Rentner (Rüdiger Vogler), der gerne ein neues Wohnrecht hätte, ein Angestellter, den der Chef für eine Botenfahrt nach Feierabend missbraucht oder eine Mutter, die sich von ihrer kleinen Tochter terrorisieren lässt. Gnadenlose Vorstandsfrauen und genervte Chauffeure werden befragt, dazu tief in die Seele einer zerrütteten Ehe hineingeblickt.

"Tatort: Stau" ist eine äußerst klug beobachtete, überragend getextete schwarze Gesellschaftskomödie, die zu den besten "Tatorten" der letzten Jahre zählt. Für Kinoregisseur Dietrich Brüggemann ("3 Zimmer/Küche/Bad"), bis zu diesem "Tatort" vom September 2017 eher fernab des Krimis unterwegs, gab es für sein Stuttgarter Meisterstück 2018 zu Recht eine Grimme-Preis-Nominierung sowie den Deutschen Fernsehkrimipreis. Im Februar 2019 folgte der zweiten denkürdige "Tatort" des 1976 geborenen Brüggemann: Ulrich Tukurs Zeitschleifen-Tortur "Murot und das Murmeltier".


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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