Komödie aus Österreich

"Harri Pinter, Drecksau": "A Puck" ist nicht einfach "a Puck"

von Wilfried Geldner

Harri Pinter hängt immer noch der "guten, alten" Zeit hinterher, in der er ein begnadeter Eishockeyspieler war. Als er von Frau und Freunden verlassen wird, muss er sich neu orientieren.

ARTE
Harri Pinter, Drecksau
Komödie • 19.07.2019 • 20:15 Uhr

"Harry Pinter, Drecksau" – oh weh. Aber vom Titel sollte man sich nicht abschrecken lassen. Österreicher haben eben einen krassen Humor. Harri Pinter (Juergen Maurer) ist Jugendtrainer in seinem Klagenfurter Eishockeyverein und als solcher ein fantastischer Motivator. Seine Kabinenreden haben Stil. "Wos is' des?", fragt er und hält den Jungs einen Puck vor die Nase. Schon klar, dass er sich mit der piepsigen Auskunft "A Puck" nicht zufrieden gibt. "Des is' unser Siegerpuck", behauptet er. Drei Punkte Rückstand sind leicht aufzuholen, "Freunde der Blasmusik", bis zur Meisterschaft! Doch, leider, Harri lebt in einer alten Zeit, schwärmt noch immer von den Achtzigern und seinem Pass, der damals aus der Tiefe kam. Dass es privat nicht mehr so funktioniert und sich die eigene Frau krachend in einen Kommunikationsprofessor verliebt, ist da nur eine Frage der Zeit.

Rainhard Fendrichs "Macho, Macho" wäre wohl der geeignete Soundtrack zu diesem Männerfilm, der den Männern in der Midlife-Crisis den Spiegel vorhält mit ihrem verbalen Muskelspiel, den Saufereien und dem ewig konservierten früheren Ruhm. Wäre allerdings eine unziemliche Verdoppelung, ist aber eben genau so stark wie die Gesangsvorlage. Harri jedenfalls bekommt den Laufpass von seiner Liebsten und muss in die Trainerkammer ziehen. Die Fallhöhe des ehemaligen Abwehrgiganten auf dem Eis, dem man den Kosenamen "Drecksau" gegeben hat, ist riesig, das Missverhältnis von Sein und Schein gewaltig.

Als Harri beim Jugendtraining zu einem harten Bodycheck ansetzt und deswegen suspendiert wird vom Trainerjob, verliert er den letzten Halt. Endlich wird sich der Mann, der "mit Antonitsch, Klammer, Assinger" per Du ist, neu orientieren müssen und zu wahren Werten finden.

Dem Regisseur Andreas Schmied und seinen Drehbuchautoren Stefan Hafner und Thomas Weingartner ist mit dieser "Stadtkomödie" ein kleines Meisterwerk gelungen, das von Wiedererkennbarkeit wohl nicht nur für österreichische Landsleute nur so strotzt. Das aber andererseits die Grenzlinien des Überschmäh, sprich des Geschmacklosen, nie überschreitet. Der Cast mit Juergen Maurer als Harri, Julia Cencig als dessen Frau Ines und Andreas Lust als Eishockey-Vorstand ist sowieso unübertrefflich, und die Kamera (Petra Korner) dient sensibel der Parabel von der Drecksau, die tief drinnen immer ein Sensibling war.

"Harri Pinter, Drecksau" ist Andreas Schmieds zweiter Langspielfilm. Sein dritter, "Love machine", erhielt 2019 den österreichischen Filmpreis Romy als bester Spielfilm.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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