ZDF-Journalist und Nahost-Experte

Ulrich Kienzle gestorben: Er zoffte sich mit Bodo Hauser und interviewte Saddam Hussein

17.04.2020, 16.39 Uhr
Ulrich Kienzle ist im Alter von 83 gestorben.
Ulrich Kienzle ist im Alter von 83 gestorben.  Fotoquelle: ZDF/Svea Pietschmann

Das ZDF trauert um Ulrich Kienzle. Der Journalist und Nahost-Experte ist im Alter von 83 Jahren verstorben. Bekannt wurde er auch durch seine legendären Wortduelle mit seinem Co-Moderatoren Bodo Hauser im Politimagazin "Frontal".

Wie das ZDF mitteilte, starb Kienzle am 16. April in Wiesbaden. "Ulrich Kienzle war ein Top-Journalist. Er hat die Welt vor Ort in Augenschein genommen, um die Konflikte wirklich zu verstehen, über die er dann berichtet hat", sagte ZDF-Chefredakteur Peter Frey. "Mit seiner Lust, Kante zu zeigen und mit seinem verschmitzten Humor hat er an der Seite von Bodo Hauser ZDF- und Fernsehgeschichte geschrieben." Bodo Hauser war am 22. Juli 2004 gestorben.

Kienzle, der unter anderem die Hauptredaktion Außenpolitik des ZDF leitete, war ein profunder Kenner des Nahen Ostens. Sein Interview mit Saddam Hussein wurde zu einem zeitgeschichtlichen Dokument. 

Kienzle begann seine Karriere in den Sechzigern beim Süddeutschen Rundfunk, berichtete als ARD-Korrespondent aus verschiedenen arabischen Ländern. "Ulrich Kienzle war als Journalist und Mensch ein Vorbild: geradlinig, unparteiisch, unerschrocken. Er wollte das ganze Bild verstehen, stellte besonders in seinen vielen Jahren als Auslandskorrespondent immer wieder die einfachen Freund-Feind-Bilder in Frage", sagte der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow.

1972 bis 1974 war Ulrich Kienzle Redakteur und Moderator für das Auslandsmagazin "Kompass" (heute "Weltspiegel"), bis er 1974 als ARD-Auslandskorrespondent für Arabien nach Beirut ging. Anschließend war er als Südafrika-Berichterstatter ab 1977 in Pretoria. Am 1. August 1980 wurde er Nachfolger von Gert von Paczensky im Amt des Chefredakteurs Fernsehen bei Radio Bremen. Dabei gestaltete er unter anderem das Regionalprogramm neu und entwickelte die Sendung "buten un binnen".

1990 wechselte Kienzle zum ZDF. Dort moderierte er zunächst als Leiter der Hauptredaktion Außenpolitik das "auslandsjournal", bevor er in den Jahren 1993 bis 2000 "Frontal" und später auch die Sendung "Hauser & Kienzle und die Meinungsmacher" präsentierte.

In seinem Buch "Abschied von 1001 Nacht - Mein Versuch, die Araber zu verstehen" hat Ulrich Kienzle basierend auf seinen Erfahrungen vor Ort einen persönlichen Blick auf 40 Jahre Nahostkonflikt geworfen. 2014 hat seine Ehefrau Ilse Kienzle ein daran anknüpfendes Buch herausgebracht. In "Die Frau des Journalisten" beschreibt sie, wie sie an der Seite des Fernseh-Korrespondenten den libanesischen Bürgerkrieg miterlebte.

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