Wo das Bier den Namen wechselt
Wie die Eifel ins Bergische kam: Besuch beim Dreh zur 3. Staffel von "Mord mit Aussicht"
Moment mal, hier stimmt was nicht. Eifeler Pils im Bergischen Land? Der Gasthof Aubach in Neunkirchen-Seelscheid und was hat Hengasch im Rhein-Sieg-Kreis zu suchen? Ermittlungen im fremden Revier? Beim Set-Termin zu den 13 neuen Folgen von "Mord mit Aussicht" kann man schon ins Grübeln kommen. Denn warum wird der so erfolgreiche Eifelkrimi im Bergischen Land gedreht? Tatsächlich schien, bis auf die Schauspieler Caroline Peters, Bjarne Mädel, Meike Droste, Petra Kleinert u.a. die Szenerie ein Fake. Allerdings einer mit besonderen Reizen.
In Neunkirchen-Seelscheid ist nicht viel los. Der Ort hat 20000 Einwohner und viele davon pendeln morgens zur Arbeit nach Köln oder Bonn. Das war’s. Doch mit dem Gasthof Röttgen am Kirchweg hat die Gemeinde ein Pfund, das den Location-Scouts vom Film sofort aufgefallen ist. Das Fachwerkhaus ist wie gemacht für den Krimi aus der Eifel. Seitdem kommt das Team immer wieder zum Dreh. Dann parkt das rote BMW-Cabrio, übrigens die Leihgabe eines Fans, vor der Tür. Die Original-Veltins-Reklame muss verschwinden und wird durch das Phantasie-Bier Eifeler Pils ersetzt. Und die Speisetafel lobt in fetter Kreideschrift "Hengascher Wurstplatte, 13,80 €".
Das freut Herrn und Frau Haas, die Besitzer. Denn für die Zeit der Dreharbeiten ist ihr Laden geschlossen. Es gibt eine Entschädigung und obendrein eine Bombenwerbung für das Gasthaus. Und das schönste, über die in die Jahre gekommene Inneneinrichtung muss sich Familie Haas keine Gedanken machen. In ihrer liebenswürdigen Piefigkeit ist sie ein Knüller des Kultkrimis. "Der Retro-Charme passt so gut in die Eifel, das hätte man nicht besser erfinden können", versichert Caroline Peters, die als Kommissarin Sophie Haas ermittelt und versichert, mit den Eheleuten Haas vom Gasthof nicht verwandt zu sein.
Ob Neunkirchen-Seelscheid durch die Dreharbeiten die Berühmtheit des Glottertals erreicht – wo die "Schwarzwaldklinik" gedreht wurde – warten wir’s ab. Hübsch jedenfalls ist es im Bergischen Land, auch wenn Caroline Peters wissen lässt: "Die Eifel mit ihrer rauhen Note gefällt mir besser. Sie verzaubert." Da Frau Peters sich aber auch mit Pippi Langstrumpf vergleicht und als Polizistin nach der Devise ermittelt, "ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt", weiß man, wie ihr Eifellob einzuordnen ist.
Und mit welchen Überraschungen können andere Akteure am Set aufwarten? Bjarne Mädel verrät als liebenswürdiger Dorfpolizist Schäffer, dass seine Montur aus grüner Jacke und blauer Restuniform mit der Kleiderordnung der NRW-Polizei nichts zu tun hat. "Aber die Kollegen drücken beide Augen zu", ist er sich sicher. Beim eigenen Dienstgrad kommt der Grimme-Preisträger allerdings ins Grübeln. Seine zwei silbernen Sterne weisen den Oberkommissar aus, und nicht den Obermeister, der Schäffer in Hengasch ist. Egal, die vielgerühmte Detailverliebtheit und -klasse der Serie muss nicht überall gelten. Bei "Mord mit Aussicht" macht Fernsehen einfach Spaß.
Übrigens, dass Mädel nach der 3. Staffel aussteigt, ist ein noch offenes Polizeigeheimnis. "Sie ist nicht auf Schluss geschrieben, jedenfalls habe ich von meinem Ende nichts gelesen", lacht er. Also bleibt Mädel viel Zeit fürs Dienstgradstudium und den Fans die Vorfreude auf die neuen Folgen: Ab 16. September 2014, dienstags um 20.15 Uhr in Das Erste.
