„Sitting Bull“: Leonardo DiCaprio produziert neue History-Doku





Hierzulande ist die Geschichte Nordamerikas oft reduziert auf die der USA und ihrer politischen Institutionen. Doch damit verlieren Namen wie Sitting Bull, Buffalo Bill und Crazy Horse jede historische Bedeutung. Die zweiteilige Doku "Sitting Bull" setzt dem etwas entgegen und widmet dem Widerstand der Lakota gegen Siedler und die US-Armee die Perspektive, die er verdient. Zu sehen gibt es beide Teile am Samstag, 6. September, ab 20.15 Uhr, im Rahmen eines Themenwochenendes zur Geschichte Nordamerikas auf dem HISTORY Channel.
Namensgebung als Spiegel der Persönlichkeit und der Erfahrungen
Der Fokus liegt dabei auf dem Lebensweg von Sitting Bull, ein Angehöriger des Stammes der Lakota. Der wird gespielt von Michael Spears, ebenfalls ein Lakota und bereits als Kind in der Rolle von Otter in Kevin Costners "Der mit dem Wolf tanzt" zu sehen. Neben Archiv-Material und Interviews gibt es in "Sitting Bull" reichlich Spielszenen zu bestaunen, mit denen dem Anführer und seinem Kampf Leben eingehaucht wird.
Doch auch der fing einmal klein an und unter anderem Namen. Sitting Bull war nämlich zunächst Jumping Badger, auf Deutsch Springender Dachs. "Einer der schönsten Lakota-Traditionen ist die Namensgebung", meint Shane Doyle, Mitglied des Crow-Stammes und einer der Historiker, die für "Sitting Bull" ihre Expertise zur Verfügung stellten. Denn die Namen sind bei den Lakota Spiegel der Persönlichkeit und der Erfahrungen der Person, und die können sich bekanntlich ändern.
Sitting Bull: Symbolfigur im Kampf gegen die Expansion der USA
Und so erlebte auch Sitting Bull einige Umbrüche im Zuge der Expansion der USA. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus erschlossen Siedler immer mehr Territorien im Nordwesten und Westen mit durchaus missionarischem Anspruch. Die "Manifest Destiny", zu Deutsch etwa "offenkundiges Schicksal", den Kontinent zu besiedeln und zu zivilisieren galt als Rechtfertigung, die indigenen Völker zu vertreiben und ihre Lebensweise zu zerstören. Den Persilschein hierzu stellte aber nicht etwa der US-Präsident aus, wie Historiker Edward O'Donnell hinzufügt: "Dies ist eine Aufgabe, die von Gott gesegnet ist." So wurde damals allen Ernstes argumentiert.
Sitting Bull und die Lakota holt diese Bewegung in den 1860er-Jahren ein. Ist der Teilstamm der Hunkpapa, denen Sitting Bull zu dieser Zeit vorsteht, zunächst noch unbeteiligt, sieht sich der Anführer und Schamane bald gezwungen, in den laufenden Krieg zwischen US-Truppen und Sioux einzugreifen. Im Jahr 1864 endet das Ganze gegen General Alfred Sully allerdings in einer vernichtenden Niederlage.
Doch der Widerstandswille war ungebrochen, und so kämpfte Sitting Bull in Zusammenschluss mit Häupling Red Cloud (Shane Ghostkeeper), Krieger Crazy Horse (Joel Oulette) und hinter ihnen versammelt alle Lakota-Stämmen weiter um ihr Recht auf ihr Land und ihre Lebensweise. Mit einigen Erfolgen. Damit wurde er zu einer der Identifikationsfiguren schlechthin für den Kampf gegen die Siedlungspolitik der noch jungen USA und ist es noch heute.
Zwischen Hagiografie und historischem Mehrwert
Doch hieran krankt "Sitting Bull" auch leider etwas. Denn was ein eindrückliches Porträt eines vielschichtigen Anführers in Zeiten des Umbruchs hätte sein können, ist über weite Strecken Hagiografie mit Hintergrundinformationen, die geschichtswissenschaftliche Kontroversen über die Rolle Sitting Bulls ausspart, weil die sich über die wirklich tollen Szenen mit Michael Spears wohl auch schlecht erzählt hätten.
Andererseits leistet die Dokumentation in insgesamt drei Stunden Laufzeit einiges. Vor dem Hintergrund des Lebens Sitting Bulls werden mehr als drei Jahrzehnte der Geschichte Nordamerikas in einer Perspektive fassbar, in der sie nicht nur als US-Erfolgsstory erscheinen. In den Brüchen finden die Lakota ihren Platz. Das mag auch daran liegen, dass sowohl vor als auch hinter der Kamera zahlreiche Indigene mitwirkten, die mit der Materie wirklich vertraut sind, wie etwa Regisseur Christopher Nataanii Cegielski.
Die zweiteilige Dokumentation "Sitting Bull" wurde von Leonardo DiCaprio produziert und ist erstmals am Samstag, 6. September, 20.15 Uhr, im HISTORY Channel zu sehen. Im Rahmen des Themenwochenendes zur Geschichte Nordamerikas zeigt der HISTORY Channel zudem am Sonntag, 7. September, 20.15 Uhr, die erste Folge von "Kevin Costner's The West" und direkt im Anschluss den Start von "Der Kampf um Amerika", einer dreiteiligen Doku über die wichtigsten Schlachten des amerikanischen Bürgerkriegs. "Sitting Bull" ist außerdem im Stream und auf Abruf bei HISTORY Play bei Amazon und YouTube, sowie WOW von Sky verfügbar.
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH