"Die Passion" bei RTL

Alexander Klaws: "Jesus ist bei uns sehr menschlich"

11.04.2022, 16.53 Uhr
von Elisa Eberle

Der erste DSDS-Sieger Alexander Klaws verkörpert in dem RTL-Musikevent "Die Passion" Jesus Christus. Wie spielt man einen Mann, der von Milliarden Menschen vergöttert wird?

Es ist ein Multitalent sondergleichen: Seit Alexander Klaws im Jahr 2003 die erste Staffel der RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" gewann, ist er aus der deutschen Unterhaltungsbranche kaum wegzudenken. Vor allem in der Musical-Szene konnte sich der heute 38-Jährige in den vergangenen Jahren einen Namen machen. Zuletzt gewann der zweifache Vater die fünfte Staffel der ProSieben-Musikrateshow "The Masked Singer": Verkleidet als Müllmonster Mülli Müller musste er als Letzter seine wahre Identität preisgeben.

Nun wartet die nächste Herausforderung auf Klaws: Im Live-Event "Die Passon" (Mittwoch, 13. April, 20.15 Uhr, RTL) spielt Klaws niemand geringeren als Jesus Christus während dessen letzten Lebenstagen. Ursprünglich sollte die außergewöhnliche Show bereits 2020 in der Essener Innenstadt aufgeführt werden. Doch die Pandemie machte diese Pläne zunichte: Was ist seither passiert? Und vor allem: Warum übt eine Jahrtausende alte Geschichte eine derart große Faszination auf die Menschen aus? Diese Fragen beantwortet Klaws im Interview.

prisma: Mülli Müller oder Jesus: Welche Figur ist dem privaten Alexander Klaws ähnlicher?

Alexander Klaws: (lacht) Das ist eine gemeine Frage! Egal, welche Rolle ich spiele: Es ist immer etwas von mir dabei. Zu der Zeit, in der ich Mülli Müller war, sah alles noch ein bisschen anders aus. Da ging es Europa und vor allem der Ukraine wesentlich besser. Mit der Passion legen wir sehr viel Wert auf Zusammenhalt, Menschlichkeit und Solidarität. Deshalb würde ich mich aktuell eher für Jesus entscheiden, weil diese Figur einfach eine andere Strahlkraft hat und vielmehr das symbolisiert, was wir gerade brauchen.

prisma: Wird sich die aktuelle weltpolitische Lage auch auf die Inszenierung der Passion niederschlagen?

Klaws: In vielen Inszenierungen wird Jesus als Gottheit dargestellt. In jeder Geschichte über ihn spielt Frieden eine Rolle. Das ist uns bewusst, aber wir werden nicht thematisieren, was gerade in der Welt abgeht. Die Ereignisse in der Ukraine sind sowieso präsent, egal, was wir machen, und wie wir "Die Passion" inszenieren. Wir wollen uns auch weniger auf die Religion an sich fokussieren, sondern Jesus sehr menschlich, mit Zweifeln und allem, was dazugehört, darstellen.

prisma: Aber wie genau spielt man einen Mann, der von Milliarden Menschen seit so vielen Jahrhunderten vergöttert wird?

Klaws: Das ist eine gute Frage, die ich gar nicht so genau beantworten kann. Das ist so wie, wenn Sie sagen: "Beschreib mal, wie es damals war, 'Deutschland sucht den Superstar' zu gewinnen!" Oder wenn man Lothar Matthäus fragt, wie es war, 1990 Weltmeister zu werden: Es ist ein Moment, der auf der Bühne im Spiel mit meinen Kolleginnen und Kollegen und durch die Reaktionen des Publikums passiert. Die Gefühle, die einen übermannen, sind schwer in Worte zu fassen. Jesus ist bei uns sehr menschlich, wie der Nachbar von nebenan: Ich trage kein weißes Gewand, sondern Jeans und Lederjacke. Seine Geschichte ist, obwohl sie so alt ist, noch immer aktuell. Ich kann nur hoffen, dass möglichst viele zuschauen, denn dann wird man meine Rolle als Jesus wahrscheinlich am besten verstehen.

prisma: Nun spielen Sie Jesus nicht zum ersten Mal: Auch in "Jesus Christ Superstar" verkörperten Sie die Rolle. Wo liegen die Unterschiede zwischen beiden Versionen?

Klaws: In der Rockoper "Jesus Christ Superstar" ist auch Maria Magdalena thematisiert worden. Manche behaupten, sie habe eine Liebesbeziehung mit Jesus geführt, andere lehnen das ab. In der Rockoper wird dieser Aspekt etwas provoziert: Je nach Interpretation wird eine Beziehung zwischen Jesus und Maria Magdalena dargestellt oder eben nicht. Bei "Die Passion" ist Maria Magdalena gar kein Thema: Maria, gespielt von Ella Endlich, ist meine Mama. Es wird eine sehr herzzerreißende Abschiedsszene geben. "Die Passion" erzählt somit einfach die sieben letzten Tage von Jesus ohne Provokation, sondern so, wie sie in der Bibel dargestellt werden. Aber die Geschichte wird, losgelöst von diesem krass religiösen, christlichen Gedanken, mit modernen Popsongs im heutigen Stil erzählt. Da bin ich sehr gespannt auf die Reaktion der Leute.

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prisma: Haben Sie Angst, dass die negativen Reaktionen des Publikums bei "Die Passion" heftiger ausfallen könnten als bei einer rein fiktionalen Geschichte?

Klaws: Überhaupt nicht! Ich bin jemand, der Kunst auf der Bühne entstehen lässt. Da gibt es immer unterschiedliche Meinungen. Ich möchte das, was in der Bibel steht, weder bestätigen noch anzweifeln. Meine Aufgabe besteht darin, zu erreichen, dass sich die Leute einfach Gedanken machen über das, was damals geschrieben wurde. Im Idealfall sehen die Menschen Religion nach dem Stück noch mal ein wenig anders oder werden dem Thema gegenüber toleranter sein. Viele Leute werden sagen: "Das hat mich total berührt." Dann wird es Leute geben, die sagen: "Damit bin ich überhaupt nicht einverstanden." Andere werden sagen: "Boah, wie geil war das denn!" Und dann wird es Leute geben, die sagen: "Boah, wie Scheiße war das!" Aber das liegt an den Geschmäckern, die bekanntlich unterschiedlich sind. Das gilt übrigens auch für meine anderen Rollen wie Tarzan oder den Ranger.

prisma: "Die Passion" ist sozusagen der Evergreen unter den Bibelgeschichten. Was fasziniert die Menschen daran?

Klaws: Es ist eine der ältesten Geschichten, die wir kennen. Und es ist eine Geschichte von damals für heute. Auch wenn man mit Religion nichts am Hut hat, berührt sie einen einfach. Es geht um Verrat, es geht um Familie, um Liebe ... Es geht um all die Dinge, die uns Menschen ausmachen. Jeder hat dazu eine andere Meinung, sodass man sich wochenlang darüber austauschen kann. Genau darin liegt das Geheimnis: Auch wenn jeder eine Meinung dazu hat, sollte er oder sie nicht festgefahren sein, sondern andere Meinungen zulassen. So erweitert man seinen Horizont und kann vielleicht auch bei anderen Themen andere Sichtweisen zulassen. Es gibt immer noch Leute, die Kriege rechtfertigen durch Religion. Das ist natürlich völliger Quatsch! Genau deswegen ist es wichtig, tolerant zu bleiben.

prisma: War das auch ein Grund dafür, Jesus nicht zu religiös, sondern als normalen Menschen darzustellen?

Klaws: Ja, weil sich dadurch einfach mehrere Leute damit identifizieren können oder auch nicht. Es wäre intolerant zu sagen: "So, ihr müsst jetzt alle Christen sein!" Es ist einfach wichtig, das man die Geschichte versteht ohne wertende Hintergedanken – vor allem in dieser Zeit.

prisma: In den Niederlanden ist die Live-Passion im TV schon lange ein Spektakel. Haben Sie sich dieses einmal angesehen?

Klaws: Ich habe es irgendwann gegoogelt und angeschaut. Vor zwei Jahren wären wir alle dorthin eingeladen gewesen, nur leider kam dann Corona, und es ist ausgefallen. Ehrlich gesagt fragte ich mich, warum ich davon noch nie etwas gehört hatte. Es ist ein Riesenspektakel. Mal gucken, ob das bei uns auch so einen Run hat. Im Moment wissen viele Leute noch nicht so ganz, wohin die Reise geht.

prisma: Heißt das, "Die Passion" könnte in den kommenden Jahren noch einmal wiederholt werden?

Klaws: Keine Ahnung! Ostern ist jedes Jahr. Insofern wäre es eine schöne Tradition, wenn man Kindern und Jugendlichen Religion und Glaube, aber auch die Geschichte und ihre darin vermittelten Werte näherbringen könnte, denn die sind wichtiger denn je: Respekt, Nächstenliebe ... Das sind genau die Werte, die ich meinen Söhnen beibringe, ohne dass ich jemand bin, der jeden Sonntag in die Kirche geht. Sie helfen einem einfach dabei, erwachsen zu werden und ein toller Mensch zu sein.

prisma: "Die Passion" sollte ursprünglich 2020 aufgeführt werden. Dann kam Corona und das Event wurde zweimal verschoben. Was ist seither passiert?

Klaws: Es gibt auf jeden Fall einen Wechsel im Cast: Pontius Pilatus sollte ursprünglich von Jürgen Tarrach gespielt werden. Nun übernimmt Henning Baum den Part. Und auch an der Inszenierung wurde einiges überarbeitet. Wir sind im regelmäßigen Austausch. Deshalb ist die Frage schwer zu beantworten. Der größte Teil der Einspieler wurde allerdings schon 2020 vorproduziert.

prisma: Und wie genau wird die Prozession durch die Stadt verlaufen?

Klaws: Das weiß ich selbst noch nicht. (lacht) Auf jeden Fall wird es etwas, das es so vorher noch nicht gab.

prisma: Das klingt nach einer besonderen schauspielerischen Leistung, etwas zu spielen, bei dem man noch nicht weiß, wie es abläuft ...

Klaws: Naja, nicht nur deshalb. Es ist auch eine besondere Herausforderung, der Erste zu sein, der das macht. Ich glaube, das wird die Geburtsstunde eines neuen Formates oder einer Art und Weise, Entertainment zu machen. Für jemanden wie mich, der oft auf der Bühne steht und Livepublikum gewöhnt ist, ist es ein besonderer Spagat, dieses Livepublikum zu haben, aber trotzdem im Fernsehen stattzufinden. Nicht umsonst heißt es in den Ankündigungen "Mega-Live-Event".

prisma: Spielen Sie persönlich lieber live oder lieber im Fernsehen?

Klaws: Das ist mir völlig egal, Hauptsache live! (lacht) Die Rolle ist das Wichtigste, denn ob da nun eine Kamera draufhält oder 10.000 Leute zuschauen, ist völlig egal. Das, was ich bin in dem Moment, verändert sich dadurch nicht. Die Nervosität ist vielleicht eine andere, wenn man weiß: Jetzt guckt gerade eine Million mehr zu. Aber das, was ich spiele, erreicht die zehn, 100 oder 10.000 Leute vor Ort hoffentlich genauso wie die Millionen Menschen vor den Bildschirmen. Natürlich bin ich dabei auch ein Stück weit auf unseren Regisseur angewiesen, der das Ganze in Szene setzt.

prisma: Ostern ist ein Fest der Familie. Wie werden Sie die freien Tage nutzen?

Klaws: Ich werde definitiv mit der Familie feiern. In den Tagen rund um Ostern gibt es ein paar Geburtstage, deswegen werden wir schon irgendwie zusammen sein und das gemeinsame Feiern genießen. In den letzten zwei Jahren war das leider nicht möglich ...

prisma: Letzte Frage: Sie haben DSDS, "Let's Dance" und "The Masked Singer" gewonnen, nun spielen Sie Jesus. Was kann da noch kommen?

Klaws: Boah! Ich werde das so oft gefragt! Mit jedem Ziel, das ich für mich erreicht habe, öffnen sich fünf neue Türen. Und in dem Moment, in dem ich etwas abhake, schmiede ich schon wieder neue Pläne. Ich habe schon lange keine Musik mehr gemacht. Deswegen freue ich mich, irgendwann wieder auf Tour zu gehen. Ich habe noch keine Kinofilme gedreht, ich habe noch nie in Hollywood gearbeitet ... Da gibt es viele Träume. Aber: Step by step! So habe ich es bislang immer gemacht, denn nur so kann man sich auf das nächste Ziel konzentrieren.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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