Komödie im ZDF

"Endlich Witwer – Forever Young": Eine alte Rechnung ist noch offen

11.04.2022, 08.04 Uhr
von Wilfried Geldner

In der Komödie "Endlich Witwer" (2019) war er noch der Stinkstiefel, der sich von der Umwelt abkapseln wollte, um nach dem Tod seiner Frau die neue Freiheit zu genießen. Doch der Weg in diese Freiheit stellte sich für den Witwer Georg Weiser (Joachim Król) als beschwerlich heraus. Erst mithilfe seiner Kinder und vor allem einer lebensfrohen Haushaltshilfe fand er zurück ins Leben. "Endlich Witwer – Forever Young" schließt nun als nostalgische Politkomödie an den Erfolg von damals an.

ZDF
Endlich Witwer – Forever Young
Komödie • 11.04.2022 • 20:15 Uhr

Drehbuch und Regie (Anca Miruna Lazarescu) wechselten. Im Nachfolgefilm ist Georg Weiser kein Griesgram mehr. Noch einmal will er sich die Welt erschließen, sich nach Marokko aufmachen wie damals vor 40 Jahren. Doch dann streikt gleich das Wohnmobil, die Kupplung ist defekt. So wird der alternative Bauernhof der alten Freunde Jürgen und Petra (Peter Lohmeyer, Martina Gedeck) schon zur Endstation. Und während Georg noch den Ahnungslosen spielt und sagt: "Ich dachte, ich komm' mal rum, einfach so", wird klar: Georgs Freunde haben noch eine alte Rechnung mit ihm offen. Damals, 1981, hatte er sie bei einer Protestaktion im Stich gelassen, die Freunde landeten damals im Knast.

Auch im neuen Film ist Król wieder unschlagbar mit seinem kehligen Ruhrpott-Sound, mit der Mischung aus schlechtem Gewissen und allesumarmender Freundlichkeit. In die Schublade "Charakterkomödie" wird so was gern gesteckt, was allerdings bedeutet: Die anderen haben es schwer, dagegenzuhalten. Immerhin: Gemeinsam wird das Rad der Zeit zurückgedreht. Die anfängliche Ablehnung der Freunde weicht allmählicher Achtung. Wie zu besten Brockdorf- und Startbahn-West-Zeiten erklimmen sie den Schornstein der Chemiefabrik, um ihrem Protest gegen die Umweltverseuchung Ausdruck zu geben.

Weil der Jürgen dann aber den Georg vom Seil stürzen lässt, kommt – jetzt erst recht – Georgs Tochter (Friederike Kempter) ins Spiel. Die kennt die Grundwasserverseuchung im Umfeld des alternativen Bauernhofs sehr genau. Gift zu finden, wird da ein leichtes Spiel. Kann Georg seine Reise doch noch fortsetzen, holt er die damals versäumte Liebe zu Petra nach? Und wenn sie nicht gestorben sind ...

Während es allzu ausdauernd auf der Tonspur flötet, fiedelt summt, machen die Rolling Stones noch mal kräftigen Rocker-Sound mit "Paint It Black". Martina Gedeck hat als alternative Bauernhofbraut die schönsten Momente, wenn sie emsig Kritik an der versäumten Revolte von damals übt. Es sei doch schon alles vorbei gewesen, als sie selber kamen, sie hätten sich nur "dran gehängt". Und dann erst der Sex zu mehreren – habe der denn für die Revolution was gebracht? – Für einen insgesamt etwas zu redseligen, zuletzt in die Aufdeckung eines Vertuschungsskandals mündenden Unterhaltungsfilms ist das doch schon wunderbar gewagt.

Endlich Witwer – Forever Young – Mo. 11.04. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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