Harte Worte vom Tierfilmer

Naturfilmer Andreas Kieling kritisiert Gesellschaft: "Sehend in unseren Untergang"

08.04.2023, 12.54 Uhr

Mit der Natur kennt sich Andreas Kieling als erfahrener Tierfilmer bestens aus, auch Klimawandel und Umweltschutz sind seine Themen. "Das Problem, das wir im Moment haben, ist, dass die Klimaveränderung zu schnell geht. Im Interview sprach der 63-Jährige nun einmal mehr Klartext!

Harte, aber wahre Worte von Andreas Kieling: Seit 30 Jahren arbeitet der nun 63-Jährige als Dokumentarfilmer und ist den Tieren in der Wildnis ganz nahe. Doch mit seinen Filmen möchte er nicht nur die schönen Seiten der Natur zeigen, sondern die Realität, die sich im Lebensraum der Tiere abspielt. "Die Natur ist nicht schön oder gerecht. Die Natur ist Evolution", erklärte er jetzt im Interview mit der Agentur teleschau. Und er mahnt: "Wir haben den Zugang zur Natur total verloren! Dafür sind meine Kollegen und ich da. Aber in dem Moment, in dem wir kritisch werden, zappen die Leute auf den nächsten Channel", so Kieling. Und weiter: "Ein paar bleiben dran und sagen: 'Eigentlich hat er recht, aber ich will den Mist nicht mehr hören! Denn ich habe denselben Mist in meinem Leben! Wenn ich einen Tierfilm sehe, dann will ich Harmonie sehen und Schönheit und Gerechtigkeit."

Der Tierfilmer gab zu Protokoll: "Natürlich ist die Natur schön, und mir stehen regelmäßig die Tränen in den Augen, wenn ich denke: Mein Gott, ist das schön, dass ich Löwen, Elefanten oder Grizzlys so nah sein darf! Ich sehe das als Privileg." In der Natur gilt, dass "die Stärksten überleben. Aber momentan überleben nicht mal die Stärksten, weil wir bestimmen, wer leben darf und wer sterben muss."

"Wir sind die aggressivste Spezies auf dem Planeten"

Laut dem Tierfilmer sei das größte Problem "der Verlust von Lebensraum! Ich bekomme gerade die Haare gewaschen und damit es nachher schön glänzt, ist in dem Shampoo Palmöl drin, für das die Tieflandregenwälder in Sumatra abgehackt werden. Die Orang-Utans bleiben dafür und für den Biosprit komplett auf der Strecke. Palmölplantagen sind das lukrativste Geschäft in der ganzen Landwirtschaft." Kieling: "Wir sind die aggressivste Spezies auf dem Planeten. Mit Covid haben wir eine Quittung bekommen, die schon lange überfällig war."

Auch auf den Klimawandel kam der 63-Jährige im Interview zu sprechen: "Die Welt war immer im Klimawandel. Das Klima ist nie stabil. Das Problem, das wir im Moment haben, ist, dass die Klimaveränderung zu schnell geht. Auch durch uns Menschen. Wir Menschen können uns an die neuen Bedingungen anpassen." So wie "generalistische Tiere wie Wölfe oder Schweine", erklärte er, "aber die hoch spezialisierten Arten fliegen jetzt raus".

Auf die Frage, ob der Mensch irgendwann die Kurve kriegen würde, antwortete Kieling ehrlich: "Nö. Es ist vorbei. Wir gehen sehend in unseren Untergang. Aber keine Sorge: So schnell werden wir nicht aussterben. Wir sind evolutionär gesehen eine relativ junge Spezies."

ARTE zeigte die ersten zwei neuen Folgen, in denen Kieling von seiner Wahlheimat in der Eifel aus auf seine persönlichen Highlights zurückblickt, am Donnerstag. Die dritte Folge kommt am heutigen Karfreitag, 7. April, um 17.05 Uhr. Die ZDF-Wissensreihe "Terra X" zeigt die Jubiläumsfilme von "Kielings wilde Welt" ebenfalls, wenn auch in einer etwas anderen Reihenfolge: Los geht es hier am Karfreitag, 7. April, mit der Folge "Der Bärenmann" (19.15 Uhr). Es folgt "Nahe Verwandte" am Ostersonntag, 9. April, um 19.15 Uhr. Den Abschluss bildet "Graue Riesen" am Ostermontag, 10. April, um 19.15 Uhr.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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