Sie war erst 53

Anne Heche verstorben: ein Leben voller Schicksalsschläge

13.08.2022, 10.19 Uhr
von Elisa Eberle

Das Leben von Anne Heche hat ein tragisches Ende genommen. Die Schauspielerin ist an den Folgen eines Autounfalls verstorben. Sie wurde nur 53 Jahre alt.

Es ist das tragische Ende eines ohnehin schon tieftraurigen Lebens: Die US-amerikanische Schauspielerin Anne Heche ist tot. Sie starb am Freitag, 12, August, im Alter von 53 Jahren. Ihre Freundin Nancy Davis überbrachte die traurige Nachricht via Instagram: "Der Himmel hat einen neuen Engel. Meine liebende, freundliche, lustige und schöne Anne Heche ging in den Himmel. Ich werde sie grausam vermissen und schätze die schönen Erinnerungen, die wir teilten."

Die Nachricht über ihr Ableben trifft die Welt, Fans, Freunde und Verwandte nicht unerwartet: Kurz zuvor war der Hollywood-Star nach einem Autounfall für hirntot erklärt worden: "Leider erlitt Anne Heche aufgrund ihres Unfalls eine schwere anoxische Hirnverletzung", hieß es in einer Erklärung ihres Sprechers. Die Schauspielerin, die zu diesem Zeitpunkt bereits seit rund einer Woche im Koma lag, werde nicht überleben.

In dem Statement, das die Familie in Auftrag gegeben hat, heißt es weiter: "Anne hatte ein großes Herz und berührte jeden, dem sie begegnete, mit ihrem großzügigen Geist. Mehr noch als ihr außergewöhnliches Talent sah sie es als ihre Lebensaufgabe an, Freundlichkeit und Freude zu verbreiten – und vor allem, sich für die Akzeptanz derer einzusetzen, die man liebt."

Traumatische Kindheit

Es ist eine passende Beschreibung der blonden Frau mit den blauen Augen, die sich auf Instagram zumeist fröhlich und gut gelaunt zeigte – trotz ihrer traumatischen Kindheit: Anne Celeste Heche wurde am 25. Mai 1969 in der kleinen Stadt Aurora im US-Bundesstaat Ohio geboren. Sie war das jüngste von fünf Kindern. Ihre ältere Schwester Cynthia war bereits 1961, wenige Monate nach der Geburt gestorben. Heches Eltern, Nancy und Donald, waren fundamentalistische Christen und chronisch pleite, was die Eltern allerdings nie offen zugaben: "Wir haben in unserer Familie nie die Wahrheit gesagt", erzählte Anne Heche 1998 in einem Interview mit der Zeitung "Tampa Bay Times": "Wir waren arm, aber wir sagten, wir seien reich. Wir waren am Boden zerstört, aber wir sagten, wir seien gute Christen." Das Doppelleben ihres Vaters kam deshalb erst recht spät ans Licht.

Donald Heche war einer der ersten US-Amerikaner, bei dem AIDS diagnostiziert wurde. Dass er ein geheimes Doppelleben als Homosexueller führte, fand die Familie erst kurz vor seinem Tod im Jahr 1983 heraus. Wenige Monate später starb Annes Bruder Nate: Der damals 18-Jährige fuhr mit dem Auto gegen einen Baum – eine traurige Parallele zum späteren Tod der Schwester.

Nach dem Tod der beiden zog die Familie nach Chicago. Es war nicht der einzige Ortswechsel, den Anne verkraften musste. Über die schwierige Kindheit schrieb die Schauspielerin in ihrer Autobiografie "Call Me Crazy", die 2001 veröffentlicht wurde. Auch gestand sie, dass ihr Vater sie bis zu ihrem zwölften Lebensjahr regelmäßig missbrauchte. Um ihre Psyche zu schützen, entwarf das kreative Mädchen eine Fantasiewelt und ein Alter Ego namens Celestia.

Die schwierige Beziehung zu ihrem Vater soll jedoch auch der Auslöser für Anne Heches spätere Karriere gewesen sein: "Mein Vater liebte Filmstars", sagte sie einst: "Ich entschied mich, berühmt zu werden, um seine Liebe zu bekommen." Bekannt wurde sie durch ihre Rolle in der Serie "Another World" (1987 bis 1992), für die sie 1991 einen Emmy erhielt. Es folgten einige Kinofilme wie "Volcano" oder "Wag the Dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt" (beide 1997). Unvergessen bleibt auch ihr Rolle in der Actionkomödie "Sechs Tage, sieben Nächte" (1998), als sie als Reporterin an der Seite von Harrison Ford, der einen Piloten spielte, nach einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel ums Überleben kämpfte. Im Fernsehen war sie zudem mit Serien wie "Ally McBeal" und "Everwood" erfolgreich.

Coming-out schadete ihrer Karriere

Die wirklich große Karriere ließ allerdings auf sich warten, wofür Heche ihr Liebesleben verantwortlich machte: 1997 trennte sie sich nach einer zweijährigen Beziehung von der mehr als 20 Jahre älteren US-Filmlegende Steve Martin und kam stattdessen mit der US-Talkerin Ellen DeGeneres zusammen: Es sei eine Verbindung "für ewig", sagte DeGeneres damals, doch die Ewigkeit endete nur drei Jahre später. Ihr Coming-out, behauptete Heche später, habe ihrer Karriere geschadet. Auch soll sie deshalb in den letzten Jahren kaum noch Kontakt zu ihrer Mutter (85) und ihrer Schwester Abigail gepflegt haben. Schwester Susan verstarb bereits 2006 an einem Hirntumor.

Ein Jahr nach der Trennung von DeGeneres heiratete Heche den Kameramann Coley Laffoon, mit dem sie 2002 einen Sohn bekam. Die Scheidung folgte 2009. Danach war Heche mit ihrem Schauspielkollegen James Tupper aus "Men in Trees" liiert. Auch dieser Beziehung entstammt ein Sohn, der 2009 geboren wurde. Zuletzt war die Schauspielerin mit dem Schauspieler Thomas Jane zusammen. Der 53-Jährige äußerte sich kürzlich gegenüber der "Daily Mail": "Zwar sind Anne und ich kein Paar mehr, aber die tragische Nachricht von ihrem Unfall zu hören, war schrecklich für mich und alle, die sie lieben."

Nun also ist Anne Heche, die zeitweilig auch als Regisseurin arbeitete und seit 2017 Teil der Oscar-Academy war, tot. Am Freitag, 5. August, krachte sie mit ihrem Wagen gegen ein Wohnhaus in Los Angeles. Der Unfallhergang wird derzeit ermittelt. Über Kokain im Blut wurde berichtet. Wenige Stunden vor dem Unfall wurde eine neue Folge ihres Podcasts "Better Together" mit Heather Duffy veröffentlicht. Darin unterhielten sich die Frauen über das Trinken von Wodka und Wein. Heche erzählte außerdem, einen "schlechten Tag" zu haben. Nach dem Unfall war die Folge nicht mehr abrufbar. Ob die Aufnahmen am Tag der Ausstrahlung oder zuvor gemacht wurden, ist nicht bekannt.

Im September soll Anne Heche ein letztes Mal im US-Fernsehen zu sehen sein, in dem Film "Girl in Room 13". Ihre Organe sollen posthum gespendet werden. So war es der Wunsch jener Frau, die viel zu früh aus dem Leben ging.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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