Film im ZDF

"Erzgebirgskrimi – Tödliche Abrechnung": Ein Forscher fällt vom Haken

13.08.2022, 08.51 Uhr
von Hans Czerny

Ein namhafter Forscher wird auf ziemlich kompliziert Art ermordet. Der Mann arbeitete an einem ganz speziellen Handschuh. Die sächsischen Kommissare Robert Winkler und Karina Szabo ermitteln an der Uni Chemnitz.

ZDF
Erzgebirgskrimi – Tödliche Abrechnung
Krimi • 13.08.2022 • 20:15 Uhr

Nicht weniger als 7,5 Millionen Zuschauer (25,6 Prozent Marktanteil) haben den Vorgänger "Verhängnisvolle Recherche" im Februar gesehen. Die Landschaft mit dem Krimi zu verbinden, ist immer noch in – im Erzgebirge nicht anders als am Bodensee oder am Bodden. Umso erstaunlicher, dass die "Erzgebirgskrimi"-Macher in der sechsten Episode, "Tödliche Abrechnung", auf Wald und Fels weitgehend verzichten. Stattdessen nehmen sie sich die tüchtige Chemnitzer Uni vor und feiern mit ihrem Mordkomplott endlich mal die dort tätigen Genies.

Ein genialer Textilentwickler, der zuletzt ein Patent für einen Handschuh anmelden wollte, der Störungen des peripheren Nervensystems ersetzen könnte, wird sehr kompliziert gemeuchelt. Just als Oberförster Bergelt (Andreas Schmidt-Schaller) seinen Praktikanten die Spuren der Luchse erklären will, fällt er an der Felswand vom Haken. In Wahrheit war er da schon tot. Wer hatte Interesse daran, den namhaften Forscher und Start-up-Gründer beiseitezuschaffen? Robert Winkler (Kai Scheve) und Karina Szabo (Lara Mandoki) nehmen die Ermittlungen auf.

Wer da folgen will, braucht Geduld. Nicht nur, weil sich die zwischen Hochschule und Start-up-Szene pendelnde Story als höchst kompliziert erweist. Sondern auch, weil allzu viele Rückblenden den Handlungsgang eher abbremsen als dass sie die wohl intendierten Thriller-Effekte erzielten. Wer hatte das Team des Jungforschers auseinanderdividiert? War es am Ende die zurückgestoßene Professorin Dr. Köhler (Sophie von Kessel), die nach dem Ausscheiden des genialen KI-Handschuhmachers aus ihrem Institut das eigene Renommee gefährdet sah? Oder war es der alteingesessene Textilindustrielle Lauber (Jörg Pose), der sich irgendwann um den Lohn seiner Teilhaberschaft betrogen sah? Oder die beiden Gefährten seit Unizeiten, die der geniale Tote kürzlich so rüde vor die Nase stieß?

Rückblenden ins Kindheitstrauma der Kommissarin

Schade, dass der Erfinder des Nerven-Handschuhs nur in kurzen Rückblenden auf den Plan treten darf. Sein Part wäre mit Sicherheit der packendste gewesen. Im Nachhinein wird er jedenfalls als Frauen- und Menschenfischer bezeichnet. So aber zerfällt alles ins Kleinteilige: Wer zählt all die Verdächtigen, nennt die Namen? Zu allem Überfluss hat der Autor Rainer Jahreis auch noch die Parallelhandlung einer DDR-Fluchtgeschichte (Achtung Rückblenden!) ins Drehbuch geschrieben, bei der die sonst so Fall-getreue Försterin Saskia (Teresa Weißbach) einem eigenen Kindheitstrauma hinterherrecherchieren muss – mit stets entsetztem Vergangenheitsbewältigungsblick (Regie: Marcus Ulbricht)!

Den unglücklichsten Part von allen aber hat die Pathologin Dr. Kulikova (Masha Tokareva). Ihre Episodenrolle war offensichtlich mal als Feier ihrer russischen Abkunft gedacht, mit Anspielungen auf russische Trinkfreudigkeit und ihre eigene Geburt in der Besatzungszeit. Nach Putins Überfall auf die Ukraine wirken die Szenen nun leider verstaubt – mögen sie auch weit vor dem russischen Einmarsch gedreht worden sein.

Wie man hört, sind bereits die Folgen sieben und acht des Erfolgskrimis im Kasten. Es geht dann wieder um alte Bergwerksstollen und ums Schnitzerhandwerk im Erzgebirge. Im schönen Städtchen Schwarzenberg wurde aus Coronagründen eigens im Februar ein erzgebirgischer Wehnachtsmarkt nachgebaut, weil es die Handlung so verlangte. Keine Frage: Der Heimatkrimi hat uns wieder.

Erzgebirgskrimi – Tödliche Abrechnung – Sa. 13.08. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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