Filmikone

Iris Berben: Die furchtlose Grande Dame feiert 75. Geburtstag

12.08.2025, 12.37 Uhr
Iris Berben blickt auf ein beeindruckendes Leben zurück. Sie ist eine Grande Dame des deutschen Films, bekannt für ihre Rollen in "Sketchup" und "Rosa Roth", sowie ihre politische Haltung gegen Rassismus und Antisemitismus.

Sie überzeugte in Komödien und großen Dramen, war Post-68er-Ikone und politische Mahnerin – und verlieh der hiesigen Schauspielerei kosmopolitisches Flair, zeitlose Eleganz und selbstironischen Humor. Iris Berben, die schon vor Jahrzehnten als "Grande Dame" des deutschen Films bezeichnet wurde, ist längst eine Institution. Wenn die gebürtige Detmolderin am 12. August ihr 75. Lebensjahr vollendet, verkörpert sie mehr denn je vorbildhafte Eigenschaften, die man heute selten findet: Stil, Mut, Haltung und eine eindrucksvolle Biografie abseits der bürgerlichen Norm.

Aufgewachsen an unterschiedlichen Orten zwischen Münster, Hamburg und Essen, lernte Iris Berben schon früh das Leben selbst kennen. Ihre Schullaufbahn beendete sie nach mehreren Schul- und Internatswechseln ohne Abitur, und auch eine klassische Schauspielschule besuchte sie nicht, Dafür ließ sie sich treiben, durch die Aufbruchsstimmung der 68-er, durch das subkulturelle Leben in München, wo sie mit 18 Jahren eine neue Heimat fand. Und – inmitten der wilden Jahre der Studentenrevolte – erste Kontakte in die Filmbranche. Ihren ersten Dreh absolvierte sie 1968 in "Detektive", ein Jahr später folgte der Edgar-Wallace-Film "Der Mann mit dem Glasauge".

Der Durchbruch einer Chronistin weiblicher Stärke

Es war der Auftakt einer schillernden Karriere, in der sich Berben nie auf ein Klischee festlegte. Mit der komödiantischen Serie "Zwei himmlische Töchter" und ihren "Playboy"-Fotos erlangte sie 1978 größere Bekanntheit, bevor ihr in den 80er-Jahren mit der Comedy-Kultreihe "Sketchup" an der Seite von Diether Krebs und als Evelyn in der Adels-Serie "Das Erbe der Guldenburgs" der große Durchbruch gelang. Glamour, Humor und das Über-sich-selbst-Lachen-Können wurden zu Berbens Insignien. Eine der wichtigsten Facetten der vielschichtigen Darstellerin kam hinzu, als sie zur großen Charakterdarstellerin aufstieg; ihre TV-Kommissarin "Rosa Roth", die sie fast zwei Jahrzehnte verkörperte, geriet zur Chronistin weiblicher Stärke in einer männerdominierten Fernsehwelt.

Es folgten zahlreiche Rollen im Kino und TV, von "Das Zeugenhaus", "Altes Land" und "Krupp – Eine deutsche Familie" bis zu Sönke Wortmanns "Der Vorname" und Dominik Grafs Drama "Hanne", den das Erste anlässlich des Geburtstages von Berben ausstrahlte. Sie spare ja nicht daran, "im Film das gelebte Leben zu zeigen", sagte Berben einmal gegenüber der Nachrichtenagentur teleschau mit Blick auf die noch immer zahlreichen Fragen zu ihrem Alter und Aussehen. "Als junge Frau war ich zu hübsch, heute bin ich als alte Frau immer noch zu attraktiv, was für ein Problem. Da heißt es dann: Was ist ihr Geheimnis? Oder: Wie macht sie das?".

Warum Iris Berben nie heiraten wollte

Als "coole Oma" bezeichnete sie einmal ihr Sohn Oliver, 1971 zur Welt gekommen und heute selbst ein erfolgreicher Produzent. Iris Berben war damals 21, alleinerziehend, mitten im Aufbruch. Wer der Vater ist, hält sie bis heute privat. Zu Oliver Berbens Ziehvater wurde der Geschäftsmann Gabriel Lewy, mit dem die Schauspielerin 32 Jahre lang liiert war. Seit 2007 ist Heiko Kiesow, den sie am Set von "Afrika, mon amour" kennenlernte, Iris Berbens Lebenspartner. Heirat sei in ihrem Leben indes nie ein Thema gewesen, wie sie einst in der Zeitschrift "Bunte" verriet: "Das Thema Ehe ist auch zu konservativ besetzt". Es gebe "so viele bürgerliche Klischees, die ich nicht ausblenden kann".

Dieser politische Blick auf das Private und die Welt – noch so ein wichtiges Erbe ihrer 68er-Sozialisation. Klare Haltung ist der gesellschaftlich vielseitig engagierten Jubilarin ebenso wichtig wie die Auswahl ihrer Rollen. Den grassierenden Rassismus und Antisemitismus hierzulande kritisierte Berben im Interview mit der prisma: "Natürlich bin ich wütend. Seit 40 Jahren widme ich mich diesem Thema – und hätte gedacht, dass das irgendwann mal abgebaut werden würde." Wir müssten heute "mehr denn je viele, viele Komplizen finden, die uns unterstützen. Das macht zwar wütend – aber nicht müde, sondern sehr wach".

Auch mit dem Land Israel, das sie 1967 das erste Mal bereiste, fühlt sich Iris Berben eng verbunden, Verstärkt wurde ihr Interesse an dem Land und seiner Historie durch ihre Beziehungen zu den Israelis Abi Ofarim und Gabriel Lewy, später aufgrund der Begegnungen mit Holocaust-Überlebenden, "Das hat mich geprägt", sagte sie im "Zeit"-Interview.

75 Jahre und keine Wehmut: "Ich bereue gar nichts"

Auch nach all den Jahrzehnten, nach Grimmepreis, Bundesverdienstkreuz und unzähligen weiteren Auszeichnungen für ihr Werk und Engagement, scheint Iris Berben mit Blick auf ihr Alter keine Wehmut zu kennen: "Eigentlich bin ich jemand, der recht analytisch durchs Leben geht", verriet sie einmal im teleschau-Interview. Ich brauche keine Zahl, um die Erinnerungen abzurufen. Das zu hinterfragen, ist sicher meiner 68er-Zeit geschuldet."

Wenn sie so auf ihr Leben zurückblicke, gestand Berben einst, würde sie wohl nichts ändern: "Im Nachhinein haben wir alle mehr Erfahrung und wissen, wie es gehen könnte. Aber in diesem einen Moment, als ich dieses bestimmte Alter hatte, habe ich jene Entscheidung getroffen, zu der ich fähig war. Diese Entscheidungen führten in der Summe dazu, wie ich jetzt bin." Für sie, die Grande Dame mit Vorbildcharakter, die vielseitige Ikone und meinungsstarke Institution, steht fest: "Es gibt nichts, was ich anders gemacht hätte. Ich bereue gar nichts."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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