Wim Wenders wird 80: Hommage für den Regisseur auf ARTE




Von Wim Wenders durfte man nie rasante Roadmovies oder komödiantisch Leichtes erwarten. Mit "Don't Come Knocking" brachte er 2005 allerdings eine für ihn neue heitere Gelassenheit in sein Schaffen und gewann einer eigentlich tragischen Reise ins Ich überraschend komische Seiten ab. Und das mit dem gewohnten Gespür für hypnotische Aufnahmen, einem intensiven Soundtrack und faszinierenden Stimmungen. ARTE zeigt den Film nun in seiner Hommage-Reihe anlässlich des 80. Geburtstag des Regisseurs am 14. August.
"Don't Come Knocking" – "Bitte nicht stören": Die Batterien des ehemals gefeierten Western-Darstellers Howard Spence, gespielt vom 2017 verstorbenen Schauspieler Sam Shepard, sind leer. Er will nicht mehr, und so schnappt er sich am Set einer drittklassigen Filmproduktion ein Pferd und reitet wie im Schlussbild in einem seiner Filme aus seinem lächerlichen Leben davon.
Im Gegensatz zu "Paris, Texas", der ersten Zusammenarbeit von Wenders und Shepard 1984, spielt die Landschaft allerdings hier keine Rolle. Die in zu vielen Streifen abgefilmte, inzwischen seelenlose Prärie-Kulisse bedeutet Howard nichts. Er verschenkt Pferd und Cowboystiefel und macht sich erst mit einem Mietauto und dann mit dem Bus auf zu seiner Mutter (Eva Marie Saint), die er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat.
Eine gelungene Dramedy mit Sam Shepard
Ein Album mit Fotos und Artikeln von und über ihn vor Augen, sinniert er über sein Leben als Star mit tollen Gagen und Ruhm, aber auch über Frauengeschichten und Drogen. Und über das, was er verpasst hat: Liebe, Familie, Kinder. Vor dem endgültigen Absturz nach einer durchzechten Nacht im Casino erfährt Howard, dass es womöglich ein Kind von ihm existiert. Eine Ahnung treibt ihn nach Butte in Montana. Dort trifft er im Coffeeshop auf seine große Liebe Doreen (Jessica Lange). Sie hat mit Earl (Gabriel Mann) tatsächlich einen Sohn im passenden Alter.
Ob sein Freund das, was er schreibe, auch spielen könne, fragte sich Wim Wenders insgeheim, als er das Drehbuch von Sam Shepard las. Er konnte, auch wenn zu seinem Repertoire als Schauspieler bis dahin nur aufrechte und humorlose Figuren gehörten. Dass diese Dramedy gelang, ist dem mit 73 Jahren verstorbenen Shepard ebenso zu verdanken wie dem Jubilar Wenders.
Weshalb das Geburtstagskind zu den lebenden Legenden gehört, zeigt ARTE auch in den weiteren Filmen des Wenders-Schwerpunkts zum 80. unter dem Titel "Erzähler, Erneuerer, Visionär". Dazu gehören der Klassiker "Paris, Texas" (Montag, 18. August, 20.15 Uhr) ebenso wie die biografischen Dokus "Pina" (Sonntag, 17. August, 22.55 Uhr) und "Anselm – Das Rauschen der Zeit" (Mittwoch, 20. August, 21.55 Uhr) sowie der dokumentarische Blick auf sein Leben und Werk "Wim Wenders: Der ewig Suchende" (Montag, 18. August, 22.35 Uhr) und die Biografie seiner Entdeckung Nastassja Kinski (Montag, 18. August, 23.30 Uhr).
Don't Come Knocking – Mo. 11.08. – ARTE: 21.50 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH