Rebellische Muslima im Punk-Fieber: "We Are Lady Parts"






Die schüchterne Muslima Amina (Anjana Vasan) ist eigentlich das Gegenteil von Punk. Zumindest scheint es so. Sie macht gerade ihren Doktor in Mikrobiologie und sieht zu, wie alle ihre Freundinnen sich entweder verloben oder bereits verheiratet sind. Sie selbst ist immer noch auf der Suche nach einem passenden Ehemann, doch es scheint nie zu funken. Ihre Partnersuche führt sie auf Umwegen in die Arme der ebenfalls muslimischen Punkerinnen der anarchischen und radikal authentischen Band "Lady Parts". Die vier brauchen dringend eine Lead-Gitarristin, und die stürmische Anführerin Saira (Sarah Kameela Impey) sieht in Amina die perfekte Kandidatin für den Posten. Weder Amina selbst, noch die Drummerin Ayesha (Juliette Motamed), Bassistin Bisma (Faith Omole) oder Bandmanagerin Momtaz (Lucie Shorthouse) sind wirklich überzeugt. Amina lässt sich aber darauf ein, aus Liebe zur Musik – und um sich ein Date mit Ayeshas heißem Bruder zu klären. Sympathisch schräg nimmt die britische Comedy-Serie "We Are Lady Parts" (ZDFneo und im ZDF-Stream) die Zuschauer mit auf die turbulente Reise der ungleichen Punkerinnen.
Das ist Punk: Gegensätze leben und feiern
Amina ist auf der Suche nach einem "anständigen muslimischen Mann", alle ihre Freundinnen sind ihr in der Hinsicht bereits voraus. Sie möchte mit ihren 26 Jahren auf keinen Fall als "schrullige Jungfer" enden. Ihre Freundinnen versuchen sie auf Krampf mit den nächstbesten Kandidaten zu verkuppeln, aber ihre Mutter wünscht sich, dass sich Amina mehr auslebt und aus ihrem musikalischen Talent etwas macht. Und was möchte Amina selbst?
Da ist sie sich nicht sicher. Aber mit "Lady Parts" kann sie sich zum ersten Mal wirklich musikalisch ausleben, versucht aber gleichzeitig die Band vor ihrer Familie und ihren Freunden bestmöglich geheim zu halten, weil sie sich trotz allem dafür schämt. Ihre Band-Partnerinnen leben ihr etwas vor, was sie sich nie zugetraut hätte: Sie leben sich selbst, ihre Religion, ihre Weiblichkeit und ihre Rebellion authentisch auf der Bühne aus, ohne dass sich die scheinbaren Gegensätze von Tradition und Anarchie wirklich zu widersprechen scheinen. Die Comedy-Serie brilliert mit einem so noch nicht oft gesehen Ansatz. Sie erzählt von rebellischen jungen Frauen, die sich von nichts vorschreiben lassen möchten und dennoch zu ihren Traditionen stehen.
Zwischen Punkrock-Songs und Handpuppen-Musicals
Die britische Serie bleibt, wie ihre Hauptfiguren selbst, immer musikalisch und dynamisch. Die meisten Szenen sind schnell und folgen einem oft clever inszenierten Rhythmus. Die sechs Folgen fungieren hier wie die Teile eines etwas längeren, episodischen Spielfilms – immer voll fokussiert auf die fünf Hauptakteurinnen. Darunter leidet stellenweise die Charakterisierung einiger Nebenfiguren, die oft sehr skizzenhaft wirken.
Manchmal hätte den rasaten Dialogen etwas mehr Luft und ein langsamerer Takt nicht geschadet, um emotionale Momente wirklich wirken zu lassen. Sehr positiv bleiben aber die verschiedenen Musik-Sequenzen in Erinnerung, besonders stechen hier Aminas "interne Musicals" heraus, mit denen sie ihre inneren Konflikte verhandelt – auch gerne mal mit der willkommenen Unterstützung von Handpuppen. Schlussendlich bleibt "We Are Lady Parts" an vielen Stellen zwar etwas oberflächlich, aber ist dennoch sehr kurzweilig und unterhaltsam und für alle, die einfach eine gute, mit viel Musik und einer stimmigen Story gefüllte Zeit haben möchten.
Am Dienstag, 12. August, zeigt ZDFneo alle sechs Episoden ab 22.30 Uhr nacheinander. Am Mittwoch, 13. August, stehen die Episoden in der ZDFmediathek zum Streamen zur Verfügung.
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH