Heike Makatsch im Interview

Tödlicher Adrenalin-Kick

18.10.2021, 07.43 Uhr
von Marcus Italiani
Ermittler-Duo Ellen Berlinger (Heike Makatsch) und Martin Rascher (Sebastian Blomberg).
Ermittler-Duo Ellen Berlinger (Heike Makatsch) und Martin Rascher (Sebastian Blomberg).  Fotoquelle:  SWR/Bettina Müller

Es ist ein sonderbarer Fall, den das Mainzer Ermittler-Duo Berlinger und Rascher da vorgesetzt bekommt: Tankstellenüberfall mit Todesfolge. Unter Verdacht: ein paar Wohlstands-Kids. Einzige Zeugin: eine blinde Studentin. prisma sprach mit Ellen-Berlinger-Darstellerin Heike Makatsch über "Blind Date".

Frau Makatsch, lesen Sie Kritiken?

Ja, schon. Natürlich freue ich mich über gute Kritiken. Negative Kritiken ärgern mich dann, wenn ich das Gefühl habe, es ist nicht genau hingesehen worden, sondern wurde zum fünften Mal abgeschrieben. Oft kann ich Kritik aber auch nachvollziehen und nach so vielen Jahren in der Öffentlichkeit auch verknusen. Man muss sich einfach damit zurechtfinden, dass alle Menschen Filme und Schauspieler unterschiedlich wahrnehmen.

Nach der dritten "Tatort"-Folge, in der Sie mitgewirkt haben, kann man ja schon mal fragen: Wie hat sich die Figur der Ellen Berlinger weiterentwickelt? Wie gut kennen Sie sie mittlerweile?

Ich habe sogar schon eine vierte Folge abgedreht, die nächstes Jahr ausgestrahlt wird. In "Blind Date" habe ich über die Figur gelernt, wie sie sich komplett ihrem Beruf verschreibt. Sie hat das Gefühl, dass sie die Beziehung zu ihrem Kind nicht so leben kann, dass dieses Leben das Kind bei ihr glücklich macht. Da muss ich als Mutter schon tief schürfen: Wie muss sich das anfühlen, dass man anerkennt, dass das eigene Kind vielleicht woanders glücklicher ist als bei einem selbst?

Das Thema Adrenalinkick empathieloser Wohlstandskids in einer übersättigten Gesellschaft wird in "Blind Date" auf die Spitze getrieben. Ist die Folge auch ein bisschen "Post-No Future"?

Nun, zunächst einmal geht es ja um die Hauptfigur, eine blinde Frau, die versucht, sich zu emanzipieren, ihre Begehrlichkeiten und Bedürfnisse auszuleben und am Ende sogar das für sie eigentlich Unmögliche möglich zu machen. Dass auf der anderen Seite dieses wohlstandsverwahrloste Gauner-Paar sich einen Kick sucht, durch etwas, das es eigentlich gar nicht braucht, kann schon aus Elternhäusern, die ihre Kinder mit Wohlstand, aber nicht mit Liebe aufziehen, resultieren. Und da geht es dann schon ein wenig in Richtung Gesellschaftskritik.

Ein "Tatort" lebt immer vom jeweiligen Ermittlerduo. Was macht das Zusammenspiel zwischen Berlinger und Rascher im Mainzer Ermittlerbezirk aus?

Ich denke, dass die beiden irgendwie einsam sind und nicht wirklich zusammenkommen, aber sich bis zu einem gewissen Grad gegenseitig brauchen, weil für beide der Beruf das Zentrum ihres Lebens ist. Das bekommt man als Zuschauer mit. Es gibt eine bestimmte Art Respekt und auch Loyalität zwischen Berlinger und Rascher, aber auch eine gewisse Distanz. Der Rascher ist eine mysteriöse Figur. Und man erfährt auch weiterhin nicht, was er eigentlich macht, wenn er nach Hause geht. Das ist und bleibt spannend.

Wolfgang Stauch, von dem das Buch zu "Blind Date" stammt, ist ein alter Hase im Krimi-Drehbuch-Geschäft. Haben Sie sich vorher mit ihm über Ihre Figur unterhalten?

Ja, natürlich. Wir hatten beispielsweise Gespräche darüber, wie der emotionale Umgang Ellen Berlingers mit ihrer familiären Situation dargestellt wird. Da gab es eine durchaus tiefe Diskussion über das Verständnis von Rollenbildern.

  • "Tatort: Blind Date": Sonntag, 24. Oktober, ARD

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