Nachruf

Rob Reiner: Tod eines großen Geschichten-Erzählers

17.12.2025, 09.02 Uhr
Er war bekannt für seine Kino-Klassiker „Harry und Sally“ und „Stand by me – das Geheimnis eines Sommers“. Am Sonntag ist der Hollywood-Regisseur Rob Reiner gemeinsam mit seiner Frau Michele Singer Reiner tot in der gemeinsamen Villa in Los Angeles gefunden worden. Unter Mordverdacht steht der eigene Sohn.
Ein  Stern mit der Aufschrift "Rob Reiner" und Blumen drumherum.
Rob Reiner ist tot.  Fotoquelle: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Javier Rojas

Hollywood hat einen seiner vielfältigsten und lustigsten Filmemacher verloren. Er galt als Experte für Mainstream-Filme und konnte dabei das Genre wechseln wie kaum ein anderer: Während Rob Reiner seine Karriere in den 1970er-Jahren mit einer Rolle in der Serie „All in the Family“ zunächst als Schauspieler begann und dafür auch zwei Emmys erhielt, gelangte er im darauffolgenden Jahrzehnt zu Ruhm, indem er hinter die Kamera trat. Als Regisseur inszenierte er 1984 seinen ersten Film; der Filmkritiker Roger Ebert beschrieb „This is Spinal Tap“ als einen „der witzigsten Filme, die je gedreht wurden“. Erst in diesem Jahr gab es die Fortsetzung mit „Spinal Tap II: The End Continues“.

Rob Reiner entstammt einer Künstlerfamilie und wurde 1947 in New York geboren. Seine Eltern waren der Regisseur Carl Reiner und die Schauspielerin Estelle Reiner. Seine Geschwister sind die Schriftstellerin Annie Reiner und der Künstler Lucas Reiner. 1986 gelang ihm mit „Stand by me – Das Geheimnis eines Sommers“ mit den jugendlichen River Phoenix und Kiefer Sutherland der Sprung ins große Kino. Auch seine nächsten Filme wurden zu Kassenschlagern und beliebten Klassikern. Rob Reiner bewies schnell sein Talent, das Genre überzeugend wechseln zu können: Er inszenierte das Fantasy-Märchen „Die Braut des Prinzen“ genauso wie seinen in Deutschland vermutlich bekanntesten Film „Harry und Sally“.

Liebe auf den ersten Blick

Und es waren die Dreharbeiten zu jener Komödie, während derer er seine spätere Ehefrau, die Fotografin Michele Singer, kennenlernte. Es war Liebe auf den ersten Blick und eine Begegnung, die dafür sorgte, dass er das Ende von „Harry und Sally“ änderte. Eigentlich sollten sich Harry und Sally noch einmal wiedersehen und dann getrennte Wege gehen, denn nach zehn Jahren Ehe und zehn Jahren als Single konnte sich der Kult-Regisseur nicht vorstellen, noch einmal mit jemandem zusammenzukommen. Aber von der Liebe getroffen und der Muse geküsst, passte er das Ende an und Harry gesteht Sally in der legendären Schlussszene auf der Silvesterparty seine Liebe. Reiner und Singer heirateten schließlich 1989 und bekamen drei Kinder.

Und Reiner blieb der Mann, der mit den großen Hollywood-Stars zusammenarbeitete und der für liberal-aufgeklärte Erzählungen stand. Mit „Misery“ (1990) inszenierte er den Stephen-King-Roman „Sie“ mit Kathy Bates in der Hauptrolle. Bates wurde für ihre Darstellung mit dem Oscar als beste Hauptdarstellerin geehrt. Auch „Eine Frage der Ehre“ mit Tom Cruise und Jack Nicholson gehen auf das Konto des Kult-Regisseurs. 2007 holte er Jack Nicholson noch einmal vor seine Kamera und inszenierte ihn gemeinsam mit Morgan Freeman für „Das Beste kommt zum Schluss“.

Rob Reiner als Schauspieler

Aber auch Auftritte in Filmen und Serien gehören zur langen Liste seiner Arbeiten. Rob Reiner war unter anderem in „Schlaflos in Seattle“ (1993), „Der Club der Teufelinnen“ (1996) oder auch „The Wolf of Wallstreet“ (2013) zu sehen. Einem jüngeren Publikum dürfte der Filmemacher durch Auftritte in den Serien „30 Rock“, „Die Zauberer vom Waverly Place“ oder auch „New Girl“ bekannt sein.

Engagierter Politaktivist

In seiner Heimat kennt man Reiner auch als politischen Aktivisten, der sich in der Vergangenheit für die Frühförderung von Kindern und Gleichberechtigung eingesetzt hat. Er stand den Demokraten nahe und unterstütze Al Gore und Hillary Clinton in ihren Wahlkampagnen. 2006 sollte er als kalifornischer Gouverneur gegen Arnold Schwarzenegger antreten, sah aber aus persönlichen Gründen davon ab.

Am vergangenen Sonntag wurden Rob Reiner und seine Frau Michele Singer Reiner tot in ihrem Anwesen in Brentwood in Kalifornien gefunden. Schnell deuteten die Todesumstände auf Mord hin, der Verdacht richtet sich gegen den gemeinsamen Sohn Nick. Der 32-Jährige wurde in Gewahrsam genommen, die Kaution wurde auf vier Millionen US-Dollar festgesetzt. Rob Reiner wurde 78, Michelle Singer Reiner 68 Jahre alt.

Prominente Beileidsbekundungen

Der Schock über den Tod des Künstler-Ehepaares sitzt tief; zahlreiche Wegbegleiter wandten sich mit Kondolenzbekundungen an die Öffentlichkeit. So würdigte der ehemalige US-Präsident Barack Obama Reiners Verdienste in Film und Fernsehen. Der Regisseur habe den Amerikanern einige ihrer liebsten Geschichten auf der Leinwand beschert, schrieb er auf der Plattform X. „Doch hinter all den von ihm geschaffenen Geschichten stand ein tiefer Glaube an das Gute im Menschen – und ein lebenslanges Engagement, diesen Glauben in die Tat umzusetzen.“

Karen Bass, die Bürgermeisterin von Los Angeles, bezeichnete Reiners Tod als einen verheerenden Verlust für die Stadt: „Rob Reiners Wirken ist in der gesamten amerikanischen Kultur und Gesellschaft spürbar, und er hat durch sein kreatives Schaffen und seinen Einsatz für soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit unzählige Leben verbessert“. Er habe seine Talente als gefeierter Schauspieler, Regisseur, Produzent, Autor und engagierter politischer Aktivist stets in den Dienst anderer gestellt.

Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom schrieb auf X: „Rob wird für seine bemerkenswerte Filmografie und seinen außerordentlichen Beitrag für die Menschheit in Erinnerung bleiben".

Schauspieler und Regisseur Ben Stiller schrieb auf X: „Was für ein großer Verlust. Rob Reiner war einer meiner Lieblingsregisseure. Er hat einige der prägendsten Filme meiner Generation gedreht.“

Zooey Deschanel stand mit Rob Reiner für New Girl vor der Kamera. Hier spielte Reiner den Vater ihrer Serien-Figur. „Mein Herz ist gebrochen. Rob Reiner war ein absolut warmer, witziger und großzügiger Mensch. Ein wirklich guter Mensch.“

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