"Tatort: Der Elektriker": Wie gut war der ARD-Krimi mit Harald Krassnitzer?
Ein deutscher „Tatort“, der im Altersheim spielt, würde vermutlich tief ins Elend von Pflegenotstand und Einsamkeit eintauchen. Der Wiener Krimi „Tatort: Der Elektriker“ mit Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) streift diese Themen zwar ebenfalls – entscheidet sich aber für einen anderen Ton. Trotz Mord, körperlichem Verfall und tragischen Biografien erzählt der Film mit Moritz Eisner und Bibi Fellner eine Geschichte, die von feinem Schmäh und leiser Wärme lebt. Der Tod ist allgegenwärtig, doch der Sonntagabend bleibt überraschend menschlich. Ausgangspunkt ist ein ungeliebter Bewohner: der grantige Ex-Haustechniker Danijel Filipovic, der selbst seine eigene Tochter regelmäßig von sich stößt. Dass ausgerechnet ein routinierter Badetag tödlich endet, setzt eine Ermittlung in Gang, die weit über den eigentlichen Mord hinausführt.
Als der Pfleger den Patienten freischwebend im Hebelift über der Wanne für den Badegang vorbereiten will, fällt nach einem Rauchalarm der Strom im Hause aus. Hektisch laufen Menschen durch Gänge, jeder von ihnen reagiert in irgendeiner Weise auf den Notfall. Als sich nach kurzer Zeit alles wieder beruhigt, liegt Filipovic tot in der Badewanne. Wer hat den Hebelift bewegt? Oder war es gar ein Unfall?
Moritz Eisner und Bibi Fellner nehmen Chef-Pfleger Horst Windisch (Michael Edlinger) unter die Lupe. Von scharfen Beobachtern wie Anna (Elfriede Schüsseleder) und Fritz (Johannes Silberschneider), einem ehemaligen Oberkellner, lassen sich die Ermittler aber auch die Charaktere und Beziehungen im Heim erklären. Aufschlussreiche Aussagen lässt sich das verschmitzte Informaten-Duo allerdings teuer bezahlen: Bibi und Moritz müssen mit den alten Kartenfüchsen das in Österreich beliebte Kartenspiel Schnapsen spielen, bei dem die Ermittler viele "Bummerl" einsammeln. So heißen die Verlustpunkte beim Schnapsen.
Wiener „Tatort“ zwischen Krimi, Drama und Humor
Da die Singles Eisner und Fellner bekanntlich selbst nicht mehr die Jüngsten sind, lässt sie die Ermittlung im Altersheim keinesfalls kalt. Während sie mit Assistentin Meret Schande (Christina Scherrer) das Altenheim im Modell nachbauen, um die Bewegungen der Protagonisten in den wenigen hektischen Minuten des Stromausfalls nachzuvollziehen, denkt man schon mal darüber nach, ob und wie man selbst an einem Ort wie jenem leben würde. Zumal Moritz im Heim eine Frau im Rollstuhl wieder trifft, mit der ihn früher wohl etwas verband. Selbstredend lässt Bibi nicht locker und will herausfinden, welche alte Geschichte ihr Freund vor ihr verheimlicht.
Der Wiener Krimi unter der Regie von Harald Sicheritz (Buch: Roland Hablesreiter und Petra Ladinigg) ist ein Film zwischen vertracktem Rätsel der Marke Agatha Christie, dem Nachdenken über Vergänglichkeit und liebevollen Hinweisen, wie man mit Freundschaft und Solidarität selbst der letzten Phase des Lebens noch etwas abgewinnen könnte. Sei es durch genüssliches Rauchen trotz Rauchmelder, Schnapsen und die Akzeptanz des Verlierer-Bummerls oder die Erkenntnis: Am Ende ernten wir das, was wir im Leben säten. Selbst Moritz erkennt dies – und arbeitet ein Stück seiner Vergangenheit im Krimi auf. "Tatort: Der Elektriker" ist kein Wiener Meisterwerk, aber ein Film, der gekonnt zwischen den Genres hüpft und Gefühle rund um die schweren Themen eines Altersheims zu einer gut genießbaren Melange verrührt.
Tatort: Der Elektriker – So. 14.12. – ARD: 20.15 Uhr
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH