„Dahlmanns letzte Bescherung“

Mord statt Marzipan: Wenn Weihnachten tödlich endet

15.12.2025, 09.00 Uhr
Das ZDF präsentiert mit "Dahlmanns letzte Bescherung" einen ganz besonderen Weihnachtsfilm. Auf einer abgelegenen Villa in den österreichischen Bergen versammeln sich Familienmitglieder, doch statt festlicher Besinnlichkeit erwarten sie dunkle Geheimnisse und ein Mord.
Heino Ferch, Anja Kling und Jürgen Vogel
Sie brillieren als Geschwister-Trio in "Dahlmanns letzte Bescherung": Heino Ferch als Leander Dahlmann, Anja Kling spielt Therese Dahlmann und Jürgen Vogel schlüpft in die Rolle von Jochen Dahlmann.  Fotoquelle: ZDF/ Petro Domenigg / FILMSTILLS.AT K

Weihnachten im Kreise der Familie – dafür kehren sie alle zurück: in die abgelegene Villa Tiefental irgendwo in den winterlichen Bergen Österreichs. Alfons Dahlmann (Thomas Thieme) hat eingeladen. Der Patriarch, Unternehmer und leidenschaftliche Jäger will ein letztes Mal alle um sich versammeln. Was als feierliches Wiedersehen beginnt, wird schon bald zum Albtraum.

Denn nach einer geheimnisvollen Ankündigung zieht sich Dahlmann mit Fleisch-Magnat Leonard Lindemeier (Christopher Schärf) in sein Büro zurück. Kurz darauf fegt einer der schwersten Winterstürme der letzten Jahre über das Tal – und am Morgen liegt Alfons tot in seinem Arbeitszimmer. Ein Messer steckt in seinem Rücken. Niemand darf die Villa verlassen, denn jeder ist verdächtig.

Das Erfolgsrezept aus schwarzem Humor, alten Wunden und neuen Abgründen

Mit „Dahlmanns letzte Bescherung“ serviert das ZDF kein klassisches Lametta-Weihnachtsmärchen, sondern einen Genre-Mix mit bitterbösem Humor, düsteren Familiengeheimnissen und messerscharfen Dialogen. Und mittendrin: Anja Kling als Therese, die Tochter des Ermordeten – eine Frau voller Verletzungen, Wut und ungeliebter Wahrheiten.

Das Drehbuch von Magnus Vattrodt habe sie dabei sofort überzeugt, ebenso wie der Cast und die Regie. Über Isabel Braak sagt sie: „Sie ist eine ganz großartige, junge, innovative, tolle Regisseurin“, erzählt Anja Kling im prisma-Interview über ihre Entscheidung für den Film. Genau dieser Ton – irgendwo zwischen Abgrund, Abrechnung und bitterem Humor – zieht sich durch die gesamte Geschichte.



Gedreht wurde an einem ganz besonderen Ort: „Das Jagdschloss, das uns als Motiv in ,Dahlmanns letzte Bescherung‘ diente, steht in Niederösterreich, etwa eine Stunde von Wien entfernt.“ Eine Kulisse, wie gemacht für ein Familienfest, das zunehmend aus dem Ruder läuft.

Anja Kling, Heino Ferch und Jürgen Vogel brillieren im ZDF-Weihnachtsfilm

Dahlmanns Kinder könnten unterschiedlicher kaum sein: der scheinbar makellose Leander (Heino Ferch), der gefallene Sohn Jochen (Jürgen Vogel) und die enttäuschte Schriftstellerin Therese (Anja Kling). Komplettiert wird die Runde von Enkelin Tabea (Maja Bons) – und dem ungeliebten neuen Familienmitglied Viktoria (Margarita Broich, der zweiten Frau des Patriarchen. Jeder von ihnen trägt alte Rechnungen, ungelöste Konflikte und persönliche Motive mit sich herum.

„Therese trägt dieses kindliche Verlangen nach Liebe und Anerkennung in sich, das nie gestillt worden ist“, erklärt Kling über ihre Figur. „Ich wollte sie mit einer Mischung aus Stärke und Verletzlichkeit darstellen.“ Vieles von dem, was diese Figur ausmache, zeige sich nicht in Worten, sondern im Dazwischen: „Dieser Gemütszustand braucht nicht immer viele Worte.“

Als die Geschwister beginnen, sich gegenseitig ihre Geheimnisse um die Ohren zu schlagen, eskaliert das Familientreffen zum seelischen Minenfeld. Illegale Geschäfte, Betrug, Adoptionen, verschwundene Millionen. Und immer wieder die Frage: Wer könnte für den Tod von Alfons verantwortlich?

„Dahlmanns letzte Bescherung“: Ein Kammerspiel – auch abseits des Sets

Regisseurin Isabel Braak inszeniert den Film als klaustrophobisches Kammerspiel. Schneesturm draußen, Misstrauen drinnen - jeder Blick wird verdächtig, jede Pause zum nervösen Spiel.

Eine Herausforderung auch für die Schauspielerinnen und Schauspieler. „Wir sind alle durchgehend an einem Ort, das ganze Ensemble bewegt sich immer in denselben Räumen.“ Was anstrengend hätte werden können, wurde überraschend leicht:
„Wir haben uns unfassbar gut verstanden und bei aller Konzentration auch viel miteinander gelacht.“

Auch hinter den Kulissen rückte die Besetzung eng zusammen. Abgeschieden untergebracht - ohne Restaurant, ohne Ablenkung - wuchs das Ensemble zusammen: „Wir saßen jeden Abend als Filmfamilie zusammen, haben diskutiert, gelernt und herrlich miteinander gelacht.“ Für Kling fühlte sich diese Zeit ungewöhnlich vertraut an: „Das hatte ein bisschen etwas von einer Klassenfahrt, unkompliziert und bodenständig.“

Anja Klings Appell für ein friedliches Weihnachtsfest

Was bei den Zuschauern hängen bleiben soll, fasst Kling augenzwinkernd zusammen: „Willst du ein friedliches Weihnachten, versuche, niemandem mit einem Messer in den Rücken zu stechen. (lacht)“

Doch hinter der Pointe steckt mehr, denn Weihnachten ist oft kein Ort des Friedens, sondern der Überforderung: „Gerade diese Erwartungshaltung verursacht manchmal, dass alte Verletzungen oder unausgesprochene Konflikte hochkommen.“ Deshalb sei es vielleicht heilsamer, weniger zu verlangen: „Nicht zu viel zu erwarten und nicht zu viel Harmonie am Weihnachtsfest einzufordern.“

Privat liebe sie Weihnachten dennoch – mit all seinen Düften und ritualisierten Momenten. Vom Geschenkestress hat sie sich allerdings verabschiedet: „Wir haben uns dazu entschlossen, uns nur noch diese schöne gemeinsame Zeit zu schenken.“ Doch eine Ausnahme gibt es auch im Hause Kling: „Die Kinder sind davon ausgenommen, sie waren zum Zeitpunkt der Entscheidung noch klein und wurden natürlich immer beschenkt. Jetzt fällt mir ein, mittlerweile sind sie ja auch erwachsen, bekommen aber immer noch Geschenke – huch (lacht).“

Und vielleicht ist genau das die leise Botschaft dieses Films: Nähe ist kein Geschenkpapier-Produkt. Sie ist Arbeit. Und manchmal ein Wunder.

Dahlmanns letzte Bescherung – Mo. 22.12. – ZDF: 20.15 Uhr und vorab im ZDF-Streamingportal

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