"Love Is Blind: Germany"- Moderatoren: "Liebe ist wirklich kompliziert geworden"

Bei '"Love is Blind" geht es darum, sich zu verlieben, ohne sein Gegenüber vorher zu sehen. Die Moderatoren Steffi Brungs und Chris Wackert sind seit fünf Jahren glücklich verheiratet und haben uns im Interview verraten, warum es heute so schwierig ist, Liebe zu finden – und wie das Konzept der Netflixshow helfen kann.
Mit welcher Einstellung sollten die Teilnehmer an „Love is Blind“ rangehen?
Steffi Brungs: Jeder sollte bereit sein, sich voll auf das Experiment einzulassen; denn um die Liebe blind zu finden, muss man offen sein – etwas, das in der heutigen Dating-Welt selten ist. Heutzutage muss alles schnell gehen, auch das Verlieben. Aber hier sind tiefgehende und emotionale Gespräche gefragt.
Chris Wackert: Ich denke, man muss einfach mutig sein, um bei so einem Format mitzumachen – das ist schon mal der erste Schritt. Dann sollte man sich nicht verstecken und eine gute Portion Selbstbewusstsein mitbringen. Authentizität ist ebenfalls wichtig, weil es irgendwann auffliegt, wenn man sich verstellt. Also, mutig, offen, selbstbewusst und authentisch sein – das sind die entscheidenden Punkte.
Eine Frage, die sich wohl jeder stellt, wenn er das erste Mal vom Konzept von „Love is Blind“ hört: Kann man in der Show wirklich die große Liebe finden?
Wackert: Ja, es ist definitiv möglich; sonst würden wir hier nicht mitmachen. Aber eine Garantie gibt es natürlich nicht.
Brungs: Die gibt es bei Tinder, Bumble und Co. aber auch nicht.
Wackert: Heutzutage verläuft ein erstes Treffen bei Apps wie Tinder oft schnell im Sand, wenn irgendetwas nicht sofort passt, sei es das Aussehen oder die Art, wie jemand spricht. Bei „Love is Blind“ hat man die Möglichkeit, wirklich in die Tiefe zu gehen und sich aufeinander einzulassen. Ich glaube, das ist selten geworden – sich Zeit zu nehmen, auch für ein zweites oder drittes Treffen.
Brungs: Natürlich wirkt die Zeitspanne vom Kennenlernen bis zur möglichen Hochzeit von außen betrachtet sehr kurz, aber dafür ist die Datingphase hier umso intensiver. Man lernt sich auf eine ganz andere Art kennen, als es bei klassischen Dates üblich ist. Statt kurzer Treffen, die schnell enden, wenn es unangenehm wird, verbringen die Teilnehmer stundenlang Zeit miteinander, ohne Ablenkungen – sie hören nur die Stimme des anderen und konzentrieren sich voll auf das Gespräch.
Wackert: Auch nach der Entscheidung füreinander geht es ja weiter. Sobald man weiß, wie der andere aussieht, kann man sich noch intensiver kennenlernen. In den internationalen Staffeln gab es zum Beispiel auch Paare, die entschieden haben, lieber weiter zu daten, bevor sie den nächsten großen Schritt wagen.
Wärt ihr auch ein Paar geworden, wenn ihr euch in den Pods kennen gelernt hättet?
Brungs: Wir haben uns tatsächlich mal in die Pods gesetzt, weil wir wissen wollten, wie es sich für die Singles anfühlt. Das war wirklich verrückt! Wir haben gemerkt, dass man sich anders unterhält, wenn man sich nicht sieht. Man interpretiert keine Gesichtsausdrücke oder Gesten, sondern konzentriert sich nur auf die Worte. Klar, es kann schiefgehen, wenn man den Ton oder Witz falsch versteht, aber es ist auch eine Chance, sich voll auf das Gespräch einzulassen. Ich hätte mich auf jeden Fall in Chris verlieben können, weil er auch so eine angenehme Stimme hat.
Wackert: Wir lieben es ja auch einfach, miteinander zu reden. Attraktivität formt sich für mich oft durch die Art, wie jemand spricht. Humor und Intelligenz machen Menschen so viel anziehender, und wenn das Gespräch Spaß macht, ist das für mich unglaublich attraktiv. Wie jemand aussieht, ist dann erst mal zweitrangig – und genau das macht ein Format wie „Love is Blind“ so spannend.
Was könnt ihr denn aus euren eigenen Beziehungserfahrungen in die Show mitbringen?
Wackert: Beständigkeit ist in einer Beziehung unheimlich wichtig: nicht gleich aufzugeben, wenn es mal schwierig wird. Ein ehemaliger Chefredakteur sagte mir mal, dass man sich im Beruf einen eigenen „Trampelpfad“ schaffen muss, der auch mal steinig sein darf. So sehe ich das auch in einer Beziehung: eine stabile Basis, die Richtungen vorgibt, aber auch Herausforderungen aushält. Das können sich die Singles definitiv von uns abschauen.
Bei welchen Paaren hattet ihr denn das Gefühl, dass sie besonders gut zusammenpassen könnten?
Brungs: Wir haben das Experiment nicht täglich begleitet, aber wir waren in allen Phasen dabei. Anfangs hatte ich automatisch bestimmte Paare im Kopf, die optisch zusammenpassen könnten. Aber genau darum geht es bei „Love is Blind“ – zu zeigen, dass diese Äußerlichkeiten nicht entscheidend sind. Denn im Laufe des Experiments habe ich dann gemerkt, dass meine ersten Annahmen zu oberflächlich waren.
Merkt man denn in der deutschen Version von „Love is Blind“, dass sich die Singles anders verhalten als zum Beispiel in den internationalen Ausgaben?
Wackert: Wir glauben, dass die deutsche Mentalität sich stark von der in den USA unterscheidet. Hierzulande braucht es oft viel Zeit und viele Gespräche, bevor jemand „Ich liebe dich“ sagt – wenn überhaupt. Entscheidungen fallen bewusster und nach tiefen Gesprächen, auch wenn die zeitlichen Rahmenbedingungen eng sind. Sobald man aber seinem Partner oder seiner Partnerin eine klare Zusage gibt, wie etwa einen Antrag, ist es auch wirklich ernst gemeint.
Brungs: Deutsche sind in der Regel vorsichtiger im Zeigen ihrer Gefühle und gehen zurückhaltender mit großen Liebesbekundungen um. Im Gegensatz dazu ist in den USA alles oft lauter und oberflächlicher. Wir Deutschen legen mehr Wert auf inhaltliche Tiefe und benötigen diese auch, um uns wirklich zu verlieben.
Wackert: Dennoch ist unser Cast sehr divers und bringt Einflüsse aus verschiedenen Kulturkreisen mit, die die zurückhaltende deutsche Art oft wunderbar ergänzen.
Als glückliches Ehepaar habt ihr schon das, was sich die Kandidaten wünschen. Konntet ihr bei „Love is Blind“ trotzdem noch etwas über die Liebe lernen?
Brungs: Heutzutage ist Liebe wirklich kompliziert geworden. Chris und ich sind seit zehn Jahren zusammen, davon fünf Jahre verheiratet. Chris hatte vor mir nur ein Tinder-Date, denn das ganze Online-Dating-Thema begann erst so richtig, als wir uns schon kannten. Deshalb können wir uns kaum vorstellen, wie es heute ist, mit all den Dating-Apps und dem Überangebot an Optionen. Früher traf man sich auf einer Party über gemeinsame Freunde, unterhielt sich, und irgendwann entwickelte sich etwas. „Love is blind“ bietet da eine schöne Möglichkeit, das Tempo rauszunehmen und Dating wieder leichter zu machen.
Wackert: Wir haben damals einfach öfter zusammen gefeiert, und aus dieser Ungezwungenheit entstanden Gespräche. Heute scheint bei Tinder-Dates oft eine enorme Erwartungshaltung zu bestehen: Es muss auf Anhieb funktionieren, und wenn es nicht perfekt passt, gibt es oft kein zweites Date. Diese Leichtigkeit vermisse ich, und ich finde, sie ist für Beziehungen enorm wichtig. Auch in unserer Ehe achten wir darauf, Dinge nicht zu ernst zu nehmen. Selbst bei Streitereien wissen wir, dass wir das gemeinsam hinbekommen, solange die Liebe da ist.
"Love is Blind: Germany" startet am 3. Januar exklusiv und weltweit auf Netflix!
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