Doku im BR

"1806 – Die Nürnberg Saga": Wie Franken bayerisch wurde

von Hans Czerny

1806 verlor Franken seine Unabhängigkeit. Eine dreiteilige BR-Doku blickt zurück und begibt sich auf Spurensuche.

BR
1806 – Die Nürnberg Saga
Dokudrama • 29.12.2021 • 20:15 Uhr

In dreimal 45 Minuten erzählt die Reenactment-Serie "1806 – Die Nürnberg Saga" aus fränkischer Perspektive von einem schmerzlichen Augenblick in der Historie Frankens. Wie kam es dazu, dass Nürnberg und Franken bayerisch wurden, anno 1806? Gerne ist in diesem Zusammenhang von einer "Annexion" der Franken die Rede. Nürnberg war jahrhundertelang immerhin eine der wichtigsten Reichsstädte im Heiligen Römischen Reich und beherbergte sogar die Reichskleinodien. Doch nun wurde die Stadt durch Napoleons Gnaden dem neuen Königreich Bayern zugeschlagen. Oliver Halmburger (Regie) und Christian Lappe erzählen in ihrem dreiteiligen Dokudrama, was die Menschen vor 200 Jahren empfunden haben, und warum sich ihre Erlebnisse "bis heute in das kollektive Gedächtnis einer ganzen Stadt einbrannten".

Der Verlust der Unabhängigkeit durch die Rheinbundakte vom 12. Juli 1806 war für die Nürnberger schmerzlich, bereits im März hatte die französische Armee mit Erlaubnis des Verbündeten Maximilian I. von Bayern Nürnberg besetzt, es gab Widerstand gegen den bayerischen König und die Franzosen, die am 15. September die Stadt offiziell an das neu gegründete Königreich Bayern übergaben. Zur Tilgung von Schulden wurden damals viele Kunstschätze in die bayerische Hauptstadt gebracht, wo sie bis heute in den Museen zu sehen sind. Aber auch Maße und Gewichte, Gesetze und Verordnungen änderten sich. Die antibayerische Gesinnung Nürnbergs resultierte aus dieser Zeit.

Die Moderatorin Kadda Gehret begibt sich – begleitet von Expertengesprächen – auf Spurensuche in eine 200 Jahre zurückliegende Vergangenheit. Bürger versuchten damals vergebens, durch Reformen und Diplomatie den Niedergang Nürnbergs als eigenständiges Gemeinwesen zu verhindern. Doch "die Besitzergreifung prägt sich tief in das kollektive Gedächtnis der Nürnberger ein", so die Autoren. Um die leeren Kassen zu füllen, wird alles Verwertbare kassiert und verramscht. Doch als die Stadt immer mehr verarmt, ergreifen die Nürnberger die Chance der kommenden Industrialisierung. Eine neue Industrie gründet sich, zwischen Nürnberg und Fürth fährt 1835 die erste deutsche Eisenbahn. Große Firmen wie MAN oder Siemens bestehen in abgewandelter Form bis heute.

An der Seite professioneller Schauspieler wie Andreas Leopold Schadt, Matthias Egersdörfer (beide bekannt aus dem "Franken-Tatort"), Jonathan Beck oder Franziska Maria Pößl wirken an Originalschauplätzen zahlreiche Komparsen und Kleindarsteller mit. Die Nürnberger Symphoniker spielten zudem eine Original-Filmmusik ein. Für die Musik zum Hollywood-Film "Die Schöne und das Biest" wurde das Orchester bereits einem Grammy Award belohnt.

1806 – Die Nürnberg Saga – Mi. 29.12. – BR: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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