Open Flair Festival: Ein Erfolgsgeschichte aus Eschwege











Was einst als Idee eines jungen Studenten begann, zieht heute rund 20.000 Besucher pro Jahr an: das mehrtägige Musikfestival Open Flair in Eschwege (Hessen). Die "37°"-Reportage "Gemeinsam, laut und wild" erzählt, wie eine ganze Stadt ein Festival am Leben hält und wie Fans und Einwohner Seite an Seite feiern. Organisiert wird das Ereignis vom ehrenamtlich geführten Arbeitskreis Open Flair e. V. Der Film stammt von Broka Herrmann.
Open Flair Festival in Eschwege: Tote Hosen, Die Fantastischen Vier und Co.
"Nichts, aber auch gar nichts an Freud und Leid ist mir fremd", sagt Festivalgründer Alexander Feiertag. 1985 hatte er die Idee, das Open-Air-Festival ins Leben zu rufen. Dass diese Idee ihn durch viele Höhen und Tiefen führte, zeigt die Reportage eindrücklich. Sie erzählt auch, wie sich seit nunmehr 40 Jahren mit Unterstützung von Stadt und Kreis ein gemeinnütziger Verein entwickelt hat, der das Festival wachsen ließ.
Wo früher Kleinkunst im Zirkuszelt geboten wurde, stehen heute Bands wie die Toten Hosen auf der Bühne. Zwar liegt der musikalische Schwerpunkt auf Rock, doch längst ist aus dem kleinen Zelt eine große Festivalwelt mit mehreren Bühnen und unterschiedlichsten Genres entstanden. Neben den Toten Hosen traten hier auch schon Die Fantastischen Vier, Deichkind und Die Ärzte auf.
Ein Festival mit Haltung: antifaschistisch, antirassistisch, linksliberal
So vielfältig das Programm, so klar blieb die Haltung: antifaschistisch, antirassistisch, linksliberal. Für viele im konservativen Osthessen war das nicht leicht zu akzeptieren. Hinzu kam das "Insolvenz-Gespenst", das lange über dem Festival schwebte. Dann aber wagte der Verein den Schritt in die Stadt hinein: Bürgerversammlungen, freier Eintritt für Rentner, Führungen für Seniorenheime. Die älteste Besucherin war 106 Jahre alt. "Das war der große Durchbruch", erinnert sich Alexander. Heute ist der Campingplatz der Fans – zahlenmäßig fast so viele wie die Einwohnerschaft – beinahe größer als die Stadt selbst.
Viele Bewohner tragen inzwischen aktiv zum Festival bei: Manche verkaufen Getränke direkt aus ihren Wohnzimmern, andere verwandeln ihre Wohnungen in improvisierte Kneipen. Eine feste Größe ist Gitte, die längst zu einer Art Legende des Open Flair geworden ist. Die Reportage begleitet sie: Mutter von neun Kindern, gewohnt an Trubel im Haus, hat sie sich für die Festivalzeit in einem leerstehenden Laden eine eigene Kneipe eingerichtet. "Bei Gitte" ist inzwischen ein Mythos.
"Ich habe es nicht immer leicht gehabt, acht Jungs und ein Mädchen, die musst du erst mal durchbringen", erzählt sie im Film. Mit den Partygästen weiß sie bestens umzugehen. Täglich bewirtet sie bis zu 100 Punks und Rockfans in ihrer Wohnzimmerkneipe. Für sie sei das "ein Kinderspiel", denn "alle sind so freundlich".
"Die Fans lassen natürlich jede Menge Geld hier"
Dass ein Festival mitten in einer Kleinstadt Ausnahmezustand bedeutet, verschweigt auch Bürgermeister Alexander Heppe nicht: "Die Musikfans sind nicht nur auf der grünen Wiese, sondern mittendrin in der Altstadt mit abgesperrten Straßen, vier Bühnen, großer Lautstärke, ungewöhnlichen Menschen und viel Toleranz der Bevölkerung."
Das bedeutet enorme Arbeit, aber auch ein wichtiges Einkommen für Eschwege. "Die Fans lassen natürlich jede Menge Geld hier, das der strukturschwachen Region guttut", sagt der Bürgermeister. Darüber hinaus schafft der Verein Open Flair e. V. Arbeits- und Ausbildungsplätze im Veranstaltungsbereich. Doch die Zukunft sei niemals garantiert, die Finanzierung ist stets "jedes Jahr aufs Neue bedroht".
Geplant ist das Festival für den 5. bis 9. August 2026 sowie den 4. bis 8. August 2027.
37°: Gemeinsam, laut und wild: Open Flair Festival – Di. 14.10. – ZDF: 22.15 Uhr
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH