Rostige Tankerflotte in der Ostsee: Die kuriosen Geschäfte der Oligarchen




Hunderte verrosteter russischer Tanker, meist aus europäischen, aber auch aus deutschen Beständen pflügten bis zuletzt durch die Ostsee, um Öl und Diesel ins Ausland zu liefern, und umgingen damit westliche Embargos. Die EU reagierte lange zögerlich.
Über 600 sogenannte "Rosteimer" ("rost buckets") zählt die russische Tankerflotte, die im Westen aufgekauft wurde und noch immer Öl und Diesel ins westliche Ausland liefert. Etwa 230 der schwimmenden Rostlauben sollen aus EU- und US-Beständen gekommen sein, auch deutsche Reeder machten Geschäfte mit den Russen, wie die Recherchen eines Journalistenteams ergaben. Immer wieder wurden Sanktionen hinausgezögert, teils weil so lukrative Geschäfte mit den Russen erhalten blieben, teils aber auch aus Angst vor kriegerischen Eskalationen.
In der "ARD Story: Die Spur der Tanker – Wer stoppt Russlands Schattenflotte?", ein Film von Lennart Banholzer und Simon Hoyme (NDR), wird gezeigt, warum es dem Westen bislang nicht gelang, die russischen Exporte effektiv zu kontrollieren. Eine internationale Ostseewache beobachtet die rostige Flotte immerhin rund um die Uhr, schließlich transportieren die Tanker nicht nur Öl, sondern beschädigen auch Infrastrukturen wie Stromleitungen. Darüber hinaus gefährden mögliche Havarien die Umwelt. Dänische Schiffslotsen halfen, die Tanker durch die Ostsee zu navigieren, um sie vor Unfällen zu schützen.
Deutschland könnte Russland in die Wirtschaftskrise schicken
Inzwischen werden die Schattentanker auch von russischen Kriegsschiffen eskortiert – eine der Ursachen, welche die EU so lange mit Sanktionen zögern ließ. Aber auch westliche Geschäftsinteressen spielten nach den Recherchen der NDR-Autoren wohl eine nicht unbedeutende Rolle. Westliche Tanker wurden über Zwischenhändler in Dubai an Indien verkauft, dort wird Benzin und Diesel für die EU produziert.
Deutschland könne der russischen Kriegswirtschaft "enorm schaden", behauptet der US-Analyst Robin Brooks im Film. "Es müsste nur die russischen Schattentanker aus der Ostsee ausschließen. Das würde den Preis für Rohöl aus dem Ural senken und Russland in die Wirtschaftskrise schicken."
ARD Story: Die Spur der Tanker – Wer stoppt Russlands Schattenflotte? – Mo. 23.06. – ARD: 22.50 Uhr
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH