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"Der weiße Kobold": "Stadtkomödie" der schrägen Art mit Wiener Kunst und Schmäh

26.04.2023, 08.20 Uhr
von Wilfried Geldner

Mit "Der weiße Kobold" können sich die Zuschauer auf ein Zwitter aus Kunstmarktsatire und Liebeskomödie freuen. Dafür geht es ins schöne Wien. Der angestellte "Piefke" einer Spedition, Freddy Sternthaler (Frederick Lau), lernt beim Zigaretten holen die "Kunstagentin" Ema kennen.  Die braucht für ihren "einzigen Künstler", ihren Bruder Martin, dringend Ersatz für die Vernissage. Denn Martin ist verschwunden.

ARD
Der weiße Kobold
Komödie • 26.04.2023 • 20:15 Uhr

Auch nach sechs Monaten ist der brave Piefke Manfred "Freddy" Sternthaler immer noch dabei, sich bei einer Wiener Spedition als Disponent einzuarbeiten. Zuweilen wirkt er überfordert: Wieso sind eigentlich Krankgeschriebene mit ihrem Frachtgut unterwegs nach Tschechien? Und wieso bietet ihm sein Chef kleine, weiße Kautabakpäckchen an? Wird hier etwa mit Kokain gehandelt?

Zwischen Kunst und Koks

Rau, aber herzlich geht es zu im Film des Thriller- und Krimispezialisten Marvin Kren ("4 Blocks") . "Der weiße Kobold" ist ein Zwitter aus Kunstmarktsatire und Liebeskomödie. Frederick Lau wirkt als Neuling in der Wiener Halbwelt vom ersten Moment an hilflos, aber auch selbstbewusst. Als Freddy beim Zigaretten holen die Kunstagentin Ema (Maya Unger) trifft, hilft die ihm nicht ganz uneigennützig auf die Sprünge. Sie verpflichtet ihn ad hoc als Ersatz für ihren Künstler-Bruder bei einer gerade anstehenden Ausstellungsvernissage. Freddy soll, um dort als Maler glaubwürdig zu sein, den schönen Satz: "Ich wollte das Unsichtbare sichtbar machen" als Interpretation seines Schaffens von sich geben.

Doch dann stellt sich heraus: Martins Bilder sind weg, der einflussreiche Milliardär und Kunstmagnat Brückner (Thomas Mraz) hat stattdessen die Machwerke seiner unbegabten Freundin ausgestellt. Agentin Ema aber braucht dringend Geld, das sie sich vom Verkauf der Werke ihres Bruders erhofft. Sie hat einen Kokain-Deal nach Holland vermasselt und muss ihn dringend ersetzen. Laut ihrem Auftraggeber Heinz (Paul Basonga) kann das böse enden.

"Das wilde, schlimme, freie Kind in uns" 

Martin, der Künstler, findet sich dann doch noch in seinem Atelier. Er hat einen seiner Oma entlaufenen kleinen Jungen aufgelesen, in dem er wegen seines weißen Skianzugs im Wahn einen "weißen Kobold" sieht. Simon Steinhorst spielt diesen Maler mit Glaubwürdigkeit zwischen Genie und Wahn. Martin aber gesteht: Er hat die von Ema vertändelte Kokainmenge der Farbe seiner Bilder beigemischt- eine Drehbuchidee, die sich mit den "vergoldeten Leberkässemmeln" des im Film selbst mitwirkenden Wiener Popartisten Martin Grandits ohne weiteres messen kann.

Immer wieder hilft Wiener Gaunersprache der verpeilten Handlung auf die Sprünge. Manchmal lassen sich die Protagonisten dazu herbei, uns den einen oder anderen Spezialbegriff frontal in die Kamera zu erklären. Freddy und Ema, soviel sei verraten, bekommen am Ende zwar Martins Bilder nicht zurück. Dafür hält die abenteuerlich verschlungene Halbwelt-Handlung nebst einer wilden Verfolgung aber zuletzt immerhin die Erkenntnis bereit, dass wir alle "das wilde, schlimme, freie Kind in uns" irgendwann einmal "verdrängt" haben. Der Film, zweifellos eine "Stadtkomödie" der schrägen Art, versucht 90 Minuten lang, ein Stück des Verdrängten zurückzuholen.

Der weiße Kobold – Mi. 26.04. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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