"Ein starkes Team – Schulzeit": Kritik zum ZDF-Film heute

Am Rande eines Klassentreffens – vor 25 Jahren machten die Teilnehmer gemeinsam ihr Abi – wird eine Ehemalige ermordet. Auch Ermittlerin Linett Wachow war in diesem Jahrgang – und sieht sich nun mit der Vergangenheit konfrontiert.

90 Folgen – und es ist noch lange kein Ende in Sicht: "Schulzeit" ist der Jubiläumsfall des ZDF-Dauerbrenners "Ein starkes Team". Was lag da näher, als auch im Film eine Jubiläumsfeier zu platzieren? Das hätte sicherlich um einiges unspektakulärer ausfallen, können als hier geschehen. Der Fall kulminiert um eine Abifeier, die dramatisch endet. Eine schon immer von allen ungeliebte Klassenkameradin gräbt da im Stadtpark eine vor 25 Jahren verbuddelte Kiste mit den Botschaften der Mitschülerinnen von damals aus. Sie überträgt das Ganze live per Onlinevideo – prompt erleben die Ehemaligen, darunter auch Linett Wachow, die Kommissarin (Stefanie Stappenbeck), wie Nadia Weihenheim (Hanna Jürgens) ermordet wird. Was für ein Auftakt!

Otto Garber (Florian Martens), Linetts Kollege, merkt sofort, dass sich die Kollegin nicht wohlfühlt, als er sie auffordert, sich auf die Suche nach der Bedeutung der Flaschenpost aus der Vergangenheit zu begeben. Weiß Linett mehr, als sie zugeben will – und warum verheimlicht sie das?

Von Ottos Verdruss, wie stets mit Berliner Witz vorgetragen, lebt der über lange Strecke fesselnde, doch auch sehr konstruiert wirkende 90. Fall nicht wenig. Wieder einmal ist die schnippische Konversation zwischen Linett und Otto das Beste am "starken Team". "Kann ja nich' jeder so gute Gene haben wie ich", behauptet Otto beispielsweise, als Linett wenig Lust zeigt, auf die Gesichter der gealterten Mitschüler zu treffen.

Während es für die Kommissare nun gilt, die Klasse von damals nach Verdächtigen abzuklappern, sorgt einer für schöne Abwechslung: Sputnik (Jaeckie Schwarz) droht seinen Job als ambulanter Kuchenverkäufer auf dem Revier zu verlieren. Der Kantinenchef wittert offensichtlich Konkurrenz und will ein Gesundheitszeugnis von ihm. Dass die Nebenstory eine richtige Pointe bekommt, ist sicher auch eine Reminiszenz ans Jubiläum: Jaecki Schwarz ist seit 1994 dabei und wird diesmal überraschend für die Beurteilung von Praktikumsanwärtern rekrutiert.

Opfer liegt seit 25 Jahren im Koma

Gegenüber dieser leichtfüßigen Posse wirkt die Abi-Geschichte von den Freunden, die sich einst einen sexualisierten Streich mit ihrer Mitschülerin erlaubten, ziemlich aufgesetzt. Jener Ulrike Zehner, die noch immer im Koma liegt, wurde ein Streich gespielt, der sie so sehr traumatisierte, dass sie sich damals inmitten der Mitschüler möglicherweise das Leben nehmen wollte. Linett leidet bis heute unter ihrer einstigen Passivität: Warum hatte sie nicht geholfen?

Daneben legt das Drehbuch (Timo Berndt) zahlreiche Blindspuren aus. Ulrikes vergrämter Vater (Jürgem Heinrich) zählt zum Kreis der Verdächtigen – ebenso andere, die an das Geld der Ermordeten wollten. Bei so vielen Verdächtigen bleibt trotz mancherlei süffiger Hauptsadtprospekte (Regie: Martin Kinkel) am Ende für knisternde Spannung zu wenig Zeit. Darauf sollte sich die lang laufende Samstagabendreihe aber künftig wieder vermehrt verlegen.

Ein starkes Team – Schulzeit – Sa. 12.11. – ZDF: 20.15 Uhr