"Sarah Kohr – Geister der Vergangenheit": Jagt nach dem Kiez-König
Im siebten "Sarah Kohr"-Krimi 'Geister der Vergangenheit' entkommt der Kiez-König Lorenz Degen aus dem Gefängnis und entführt den Sohn des Staatsanwalts. Sarah Kohr muss sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen, um das Rätsel zu lösen und den Jungen zu retten.
Der "König von Hamburg" ist wieder da
Als aus dem Gefängnis in Hamburg-Fuhlsbüttel die ehemalige Kiezgröße Lorenz Degen (Anatole Taubmann) nach 19 Jahren ausbricht, sind Sarah Kohr (Lisa Maria Potthoff) und Staatsanwalt Mehringer (Herbert Knaup) gefordert. Einst hatten sie den "König von Hamburg" auf fragwürdige Weise hinter Gitter gebracht, nun wird er sich rächen. Es dauert denn auch nicht lange, bis der Kiez-König Mehringers zwölfjährigen Sohn Hendrik entführt. Fortan muss der Junge in einem düsteren Bunker schmoren. Was hat Degen gegen Mehringer und Kohr – und was will er außerdem? Dem "Sarah Kohr"-Krimi "Geister der Vergangenheit" gelingt es über weite Strecken, die Geheimnisse seiner Figuren zu bewahren. Das ZDF zeigt den siebten Film der durchaus erfolgreichen Reihe, die seit 2014 zu sehen ist, nun erneut.
Bis die Rätsel gelöst werden, wandelt sich ein banaler Rache-Coup zum spannenden Drama. Erst nach und nach werden die Geheimnisse gelüftet, und es schält sich nach dem Drehbuch von Timo Berndt (unter anderem Autor fast aller "Sarah Kohr"-Folgen) heraus, was vor vielen Jahren geschah. Zuvor bleibt viel den Ahnungen der Zuschauer überlassen. Kohrs Vorwürfe gegenüber dem Staatsanwalt bestätigen sich nach und nach – es wurde getrickst bei der Überführung des Delinquenten. Was aber weiß Degens Mithäftling, der schwer verletzt im Krankenhaus liegt?
Sarah Kohr legt die Kiez-Ganoven um
Der Film "Geheimnisse der Vergangenheit", in dem Bruno Grass zum zweiten Mal die Regie in der Krimireihe übernahm, spielt mit Bravour auf zwei Ebenen: Gestern und heute verschränken sich immer wieder ineinander. Zudem hat die Protagonistin Sarah Kohr mindestens zwei Leben: Einst Straßenkind und Junkie, wechselte sie irgendwann die Seiten – wundersam entsagte sie der Unterwelt und wurde zur Polizistin. Das ist im Film geschickt eingesetzt: Sarahs Mutter (Corinna Kirchhoff) berichtet bei der Recherche in eigener Sache von ihrem schmerzhaften "kalten Entzug". Als dreitagebärtiger Unterweltkönig demonstriert Anatole Taubmann in Erfüllung der Genrepflicht ausdauernd viel Gefährlichkeit.
Aber auch Lisa Maria Potthoff nimmt man den Wandel vom "Candy Girl" des Meisters zur taffen Polizistin ab. Gleich eingangs legt sie zwei Gesellen des Kiez-Königs im Kung-Fu-Stil um, übertroffen wird das nur noch von einem Motorradstunt, bei dem sie unter die Räder kommt. Dass ihr Gedächtnis etwas zu wünschen übrig lässt, dürfte allerdings weniger ihrem einstigen Koks-Konsum als dem Wunsch nach Spannung geschuldet sein.
Ohne zu spoilern, darf angemerkt werden, dass es im zweiten Teil des Films viel um die Beute von damals sowie ums Gelddrucken geht. "Was ist der Einbruch in eine Bank gegen deren Gründung", fragte bekanntlich schon der schlaue Brecht. Der Kiez-König Degen geht da noch einen Schritt weiter, wenn auch auf altmodische Weise. Weil alle Figuren mit einem persönlichen Schicksal ausgestattet sind – Kohr hat einst ihren Bruder verloren und trägt schwer daran -, geht man auch dann noch mit, wenn Traumsequenzen irritieren und die Protagonisten unvermittelt ins schick gestylte Küchenambiente gezwungen werden.
Sarah Kohr – Geister der Vergangenheit – Mi. 26.06. – ZDF: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH