Film im ZDF

"Tote trauern nicht": Neuer "Spreewaldkrimi" mit starken Thriller-Momenten

28.03.2022, 16.13 Uhr
von Wilfried Geldner

Nach dem Tod seiner Marlene hatte sich Thorsten Krüger eigentlich vom Kommissar-Leben verabschiedet. Doch schon bald entdeckt er im Fluss eine Leiche und ist wieder mittendrin in der Mördersuche.

ZDF
Spreewaldkrimi – Tote trauern nicht
Krimi • 28.03.2022 • 20:15 Uhr

Es ist ein erstaunliches Wiedersehen mit Thorsten Krüger (Christian Redl), dem melancholischen Spreewald-Kommissar. Bereits in den Ruhestand getreten, als seine Gefährtin, die Pathologin Marlene, nach schwerer Krankheit gestorben war, sichtet er bald im Fluss eine Leiche. Die Ruh' ist hin, das Herz noch schwer – sollten die "Bludniks", wendische Sagenmännchen, hier tätig gewesen sein? Die aufsteigenden Irrlichter verwandeln sich nächtens in Gnome und leiten Ungelittene in die Sümpfe. Besonders Kinder, wie die dreijährige Marie, glauben gerne an Großmutters Märchen. Fichte (Thorsten Merten), der Spreewald-Polizist, und seine neue Kollegin Luise (Alina Stiegler) verhalten sich indessen diesseitig. Eifrig, aber gelassen machen sie sich auf die Suche nach einem Mörder.

Jan Fehse führt Regie in diesem 14. Film der "Spreewaldkrimi"-Reihe, den den Titel "Tote trauern nicht" trägt. Gemeinsam mit Stephan Brüggenthies schrieb Jan Fehse erstmals auch das Drehbuch.

Leicht wird es einem diesmal allerdings nicht gemacht. Mehrere Zeit- und Handlungsebenen haben die neuen Autoren miteinander in harten Schnitten nach dem Muster des "Spreewald"-Erfinders Thomas Kirchner ineinander verschränkt. Krüger sieht nach dem Tod der Gefährtin noch immer Gesichter. Marlene ist bei ihm, als wäre gar nichts gewesen – alles aber wird von Krüger nur geträumt. "Wenn du nicht zu den Toten kommst, so kommen sie zu dir" – diesen Fichte-Kommentar haben die Macher auf die neue Kollegin Marlene gemünzt. Besser hätte er aber auf Krüger gepasst, der die Leiche eines Mannes an einer Fluss-Schleuse findet, Holzsplitter unter den Fingernägeln und auch sonst sehr zerkratzt. Hatte es einen Kampf gegeben?

Umweltschützer gegen Profitgeier

Bei aller Geheimniskrämerei auf vielen Ebenen ist der Kern der Geschichte eher schlicht. Wieder einmal sind Umweltschützer und Profitgeier die Antagonisten. Letztere wollen einen riesigen Stausee bauen, Yachthäfen und Hotels sind geplant. Gerald Heyse, ein junger Jurist (Jan Krauter), soll bei der Genehmigung helfen, wird dann aber rüde entlassen. Nicht zuletzt der plötzliche Tod seiner dreijährigen Tochter warf ihn wohl aus der Bahn. Geralds Ehe war allerdings bereits zuvor zerbrochen, vergeblich hatten sich seine Frau Jasmin (Sophie Lutz) und die kleine Marie (Miri Sommer) immer wieder nach dem Vater gesehnt. Der Umweltschützer Chris (Remo Schulze) lag da bereits auf der Lauer, ein wahres Talent als Vaterersatz.

Erst in der zweiten Hälfte findet diese Spreewald-Story ihre Balance. Regisseur Jan Fehse gelingen da starke Thriller-Momente, weil er sich nicht auf den üblichen Spreewald-Grusel verlässt. Käuzchen-Rufe und Vogelgezwitscher, Kamerafahrten auf Höhe des Wasserspiegels erzeugen neben bedrohlichen Streichern Spannung. Wieder einmal wird klar, wie sehr in anderen Krimis die Akustik vernachlässigt wird. Thorsten Merten agiert jetzt als Fichte geradezu oscarverdächtig, das Verhältnis zur Neuen, Luise, passt aufs Haar.

Es klappt also die von der Produktion einmal mehr angepeilte "Verjüngung". Selbst Christian Redl, ohne Frage das "Spreewald-Gesicht" schlechthin, ist zufrieden: Während in der Folge "Totentanz" zuletzt noch "Weltuntergangsstimmung" geherrscht habe, so lässt er wissen, erscheine ihm nun neben der Trauer für seine Figur "wieder ein gewisser Aufbruch möglich". Genügend Nahrung gibt da sicher der unerschöpfliche wendisch-slawische Sagenschatz. Diesmal waren die Bludniks dran, die allzu geizige Menschen gerne mal in die Sümpfe führen. Was wird die Großmutter als Nächstes erzählen?

Spreewaldkrimi – Tote trauern nicht – Mo. 28.03. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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