ARTE-Doku

"Spuren und Wunden der NSU-Morde": Fokus auf die Opfer

20.07.2022, 08.21 Uhr
von Maximilian Haase

Es waren die Täter, die bei Berichten und Analysen zu den NSU-Morden meist im Fokus standen. Eine ARTE-Doku wechselt nun die Perspektive.

ARTE
Spuren und Wunden der NSU-Morde
Dokumentation • 20.07.2022 • 22:30 Uhr

Die seit Jahrzehnten größte Terrorserie auf deutschem Boden tobte ungestört; nichts stand den rassistischen Morden und Anschlägen des NSU auf Menschen mit Migrationshintergrund im Weg. Zwischen September 2000 und April 2007 tötete die rechtsextremistische Gruppe um Beate Zschäpe acht Männer mit türkischen Wurzeln, einen Mann griechischer Abstammung und eine deutsche Polizistin.

Selbst nachdem am 9. Juni 2004 ein Nagelbomben-Attentat in der von türkischen Läden geprägten Kölner Keupstraße 22 Verletzte gefordert hatte, schloss die Polizei ein rassistisches Motiv aus – und ermittelte gegen das Umfeld der Opfer. Diese "Spuren und Wunden der NSU-Morde", so der Titel einer ARTE-Doku, bleiben auch nach den NSU-Prozessen bis heute bestehen. Anders als viele Formate zum Thema richtet der Film von Aysun Bademsoy den Blick nicht auf die Täter, sondern auf die Opfer.

Die Autorin des Films gehört zur zweiten Generation türkischer Migranten in Deutschland. Ihre These: Die Mordserie und das anschließende Behördenversagen bedeuteten nicht nur einen Einschnitt für die betroffenen Familien, sondern auch einen Wendepunkt für die zweite und dritte Migranten-Generation überhaupt. Deren Vertrauen in den deutschen Rechtsstaat und die Institutionen, rassistische Attacken nicht zuzulassen, sei erschüttert worden: Dieser Staat konnte sie nicht schützen.

Im Gegenteil seien bereits bei den die polizeilichen Ermittlungen Ressentiments gegen die türkischstämmige Community zu spüren gewesen. Der Film, der die Ursachen und Folgen der NSU-Morde beleuchtet, besucht die Orte des Geschehens, befragt Angehörige und Expertinnen – widmet sich aber insbesondere jenem Scheitern der Justiz. Den Opfern soll damit eine Stimme gegeben werden.

Spuren und Wunden der NSU-Morde – Mi. 20.07. – ARTE: 22.35 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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