Undercover in Belarus – Propaganda, Protest und Putins Einfluss: Doku im ZDF

Kurz vor Kriegsbeginn in der Ukraine besuchten Pierre Chabert und Emilie Iob als französische Touristen getarnt. Was sie vorfanden? En Land, in dem Angst und Willkür regieren.

Wer zu wissen glaubt, mit welcher Härte Staatschef Alexander Lukaschenko in Weißrussland regiert, bekommt es in dieser ZDFinfo-Reportage noch einmal wie unter einem Vergrößerungsglas serviert. Im Land herrschen Angst und Willkür, Oppositionelle und Protestierende werden angesichts von gefälschten Abstimmungen, die Lukaschenkos Amtszeit zuletzt bis 2036 verlängern sollen, festgesetzt und gefoltert. Die unterlegene Gegenkandidatin Swjatlana Zichanouskaja sah sich nach dem Wahlbetrug 2020 zur Flucht ins benachbarte Litauen gezwungen, muss aber auch dort Lukaschenkos Geheimdienst fürchten.

Pierre Chabert und Emilie Iob greifen in ihrem Film "Undercover in Belarus – Propaganda, Protest und Putins Einfluss" zwar unter anderem auch auf Archivaufnahmen zurück. Sie wagten sich aber auch unter die weißrussische Bevölkerung, sprachen mit Oppositionellen, besuchten Clubs, wo sie auf Menschen trafen, die hinter vorgehaltener Hand mit ihrem Staatspräsidenten keineswegs einverstanden sind. Nach ihrer Einschätzung sind sie die überwiegende Mehrheit – mit etwa 80 Prozent der Bevölkerung.

Umso Angst machender verhält sich der Überwachungsstaat, der im Film sogar mit Nordkorea verglichen wird. Touristenführer halten allerdings in Minsk die Fassade eines fremdenverkehrsfreundlichen Landes aufrecht. Doch dahinter sieht es anders aus. Inzwischen zählen die Verhafteten zu tausenden, nicht mehr zu hunderten, wie nach Lukaschenkos Amtsantritt 1994. "Krank vor Machtgier" nennt ihn ein Oppositionspolitiker, der selbst ins Gefängnis kam. Die Frau eines zu 15 Jahren Haft verurteilten Journalisten ist eine weitere Zeugin, mit der Chabert und Iob über Vergehen gegen die Menschenrechte sprachen. Dabei wurde nur mit dem Smartphone gedreht. Vorsicht vor Lauschern war jederzeit geboten. Weißrussland ist das einzige Land der ehemaligen Sowjetunion, in dem der Geheimdienst noch seinen alten Namen trägt: KGB.

Die Reise der wagemutigen Journalisten wurde anlässlich der Proteste gegen das Lukaschenko-Referendum vom 27. Februar jäh unterbrochen. Chabert wurde verhaftet, kam aber nach einer Untersuchung frei. Das Filmmaterial hatte er zuvor rechtzeitig seiner Kollegin überlassen. So wurde letztlich eine Nahaufnahme gerettet, die das Leben in Weißrussland und die Gefährlichkeit seines Präsidenten in seiner ganzen Bedrohlichkeit zeigt.

Undercover in Belarus – Propaganda, Protest und Putins Einfluss – Mi. 20.07. – ZDF: 23.55 Uhr