Film im Ersten

"Seit Du da bist": Raus aus dem "Club der polnischen Versager"

20.07.2022, 08.01 Uhr
von Jan Treber

Der liebenswerte Versager Jarek soll die Tochte seiner Ex-Freundin regelmäßig zum Geigenunterricht fahren. Die Kleine hält aber nicht viel von dem erfolglosen Maler. Lahme Story, tolle Hauptdarsteller: Auch so kann ein Film irgendwie Spaß machen.

ARD
Seit Du da bist
Komödie • 20.07.2022 • 20:15 Uhr

"Seit Du da bist" (2016) ist natürlich ein ziemlich dämlicher Titel für einen Film. Bestenfalls denkt man da an gar nichts, schlimmstenfalls an Nicolas Sparks. Zumindest im Fall dieser deutsch-österreichischen Komödie sollte man sich vom Titel aber nicht abschrecken lassen. Regisseur und Drehbuchautor Michael Hofmann ist ein sympathischer Film über Verlierer und Aufgestiegene gelungen, der vor allem wegen seines hierzulande noch immer viel zu selten gesehenen Hauptdarstellers Spaß macht: Manuel Rubey, gebürtiger Wiener, der aktuell auch als König Ludwig II. in Marie Kreutzers Kinofilm "Corsage" zu sehen ist.

In "Seit Du da bist" (nun erneut im Ersten) spielt der heute 43-Jährige den erfolglosen Maler Jarek, der in der passend getauften Kneipe "Club der polnischen Versager" seine Tage als Kellner verbringt, während seine Bilder in der Galerie hängen wie zerfledderte "Readers Digest" in der Flohmarktkiste: Keiner will sie kaufen. Seiner Ex-Ex-Freundin Alina (Katharina Schüttler) geht es kaum besser. Während eines Vorstellungsgesprächs verleugnet sie ihre Tochter Lilia (Allegra Tinnefeld), und als sie ihren vermeintlichen Traumjob dann hat, arbeitet sie sich halb zu Tode.

Diese beiden liebenswerten Versager treffen erneut aufeinander, als Alina ihren Ex bittet, ihre Tochter regelmäßig zum Geigenunterricht zu fahren. Dabei war Lilia, die Jarek auf den Tod nicht leiden kann, einst der Grund für die Trennung. Zähneknirschend willigt Jarek dennoch ein. Was nun tatsächlich klingt wie die Ausgangslage einer Nicolas-Sparks-Verfilmung, rückt wohldosierter Humor wieder in angenehmere Bahnen. "Du findest mich noch immer so richtig scheiße, oder", fragt Jarek die kleine Lilia, was diese mit einem kaltschnäuzigen "Ja" erwidert. "Weißt du, was noch schlimmer ist als erfolglose Künstler?", entgegnet Jarek wenig später. "Altkluge Kinder!"

Das macht rund 30 Minuten irre Spaß, wenn sich böser Humor und Slapstick abwechseln. Dann aber geht dem Drehbuch ein wenig die Luft aus, und es werden wieder seichtere Gefilde angesteuert. Zwischen Jarek und der Geigenlehrerin Clara (Martina Gedeck) entwickeln sich Gefühle, was Gatte Bertschi (toll: Robert Palfrader) naturgemäß nicht gerne sieht. Dabei könnte der stinkreiche Kunstmäzen für Jarek durchaus hilfreich sein. Und natürlich überwinden auch Jarek und die kleine Lilia langsam ihre Differenzen.

Viel passiert dann nicht mehr in diesem Film, der als Komödie begann und als seichtes Gutelaunefilmchen endet. Aber er tritt immerhin den Beweis an, dass hervorragende Schauspieler manchmal Grund genug sind, einen Film zu mögen.

Seit Du da bist – Mi. 20.07. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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